GREEN MEETING POINT.

Phase zwei hat also begonnen. Von Dienstag, 5. Mai, bis Freitag, 8. Mai, nimmt der Landtag seine Arbeit wieder auf. Wir haben daher beschlossen, unseren Green Meetingpoint den aktuellen politischen Fragen zu widmen.

Am Dienstag, den 5. Mai, um 18:15 Uhr – am Ende des ersten Sitzungstages – werden uns die Grünen Landtagsabgeordneten Brigitte, Riccardo und Hanspeter direkt im Anschluss der Landtagssitzung erzählen, was dort vor sich gegangen ist. Deine Ideen, Fragen und Überlegungen werden wertvoller denn je sein, um die Arbeit und das Engagement der Grünen im Landtag bereichern zu können.

Lust dazu? Schreib so bald wie möglich an [email protected]

Unsere Online-Meetings auf Zoom passen sich den sich ändernden Zeiten an. Angesichts der langsamen Rückkehr zur „Normalität“ haben wir beschlossen, mit unsere Green Meetingpoints einmal pro Woche fortzufahren, jeweils um 18:00 Uhr.
Termine und Themen werden euch rechtzeitig mitgeteilt.

Sei dabei! Ti aspettiamo!

Ein Grundeinkommen für Menschen in existenziellen Nöten: schnell, unbürokratisch und für alle, die es brauchen.

Die Wirtschaft steht momentan still. Die Krise trifft viele Menschen hart. Einkommen fallen aus. Das Coronavirus hat uns in eine Einkommenskrise und damit Existenzkrise geführt. Es braucht eine sofortige finanzielle Absicherung für alle Menschen, die kein Einkommen haben.

Die Young Greens Southtyrol fordern ein Grundeinkommen von 1000 Euro für all jene, welche ohne Einkommen auskommen müssen. Es muss für die nächsten Monate eine Einkommenssicherheit garantiert werden.  Alle möchten wieder arbeiten, aber wegen der sanitären Lage ist dies nicht möglich. Damit die Gesellschaft nicht in eine brutale Abwärtsspirale stürzt, müssen wir Sicherheit und Stabilität durch einen Rettungsschirm garantieren. So können nach der Krise alle wieder mit ihrer Arbeit anfangen und brauchen nicht fürchten, komplett unter zu gehen. Besonders betroffen sind Selbständige, darunter Musiker*innen und Künstler*innen, welche mitunter am längsten unter dieser Situation leiden werden müssen.

Als Sofortmaßnahme ist es wichtig, dass in Südtirol alle, die momentan kein Erwerbseinkommen beziehen oder über die Lohnausgleichskasse abgedeckt sind, über die Soziale Mindestsicherung abgedeckt werden.
Diese muss für die nächsten Monate auf 1000€ aufgestockt werden. Der Zugriff zur Liquidität muss unbürokratisch und schnell sein.
Der Weg, der aber jetzt eingeschlagen werden muss, ist jener der Vereinfachung und Bündelung der verschiedenen sozialen Leistungen hin zu einem einzigen, breit angelegten sozialen Grundeinkommen. Wir können es uns nicht mehr leisten, uns im Bürokratiedschungel der verschiedenen Sozialhilfen zu verirren.

Anstatt den autonomiepolitischen Konflikt mit Rom zu suchen, sollte hier das Land einen Schritt voraus gehen.
Die Einkommensgarantie, welche wir vorschlagen, federt die Krise direkt bei denen ab, die von den Ausfällen betroffen sind: den Menschen.

Young Greens Southtyrol
Sadbhavana Pfaffstaller & Alex Guglielmo, Co-Speaker

Auf der Corona-Welle ist gut surfen und sie eignet sich hervorragend, überholte Konzepte als „neue“ Wege in die Zukunft zu verkaufen.
Das mögen sich auch jene Kräfte im Land gedacht haben, welche eine alltägliche Meinungsverschiedenheit zwischen Land und Regierung zu einem heroischen Konflikt hochstilisiert haben. Die Mär vom autoritären Zentralstaat, welcher das unbeugsame Südtirol in die Knie zwingen wolle.
Dass es hier in erster Linie um Eigeninteressen und Eitelkeiten der politischen Akteure geht, tritt bei diesem ganzen völkischen Pathos leider erschreckend schnell in den Hintergrund.

Um konstruktive Sachpolitik geht es leider schon lange nicht mehr. Wer lauter ruft, extremere Forderungen stellt und den Volkszorn mit tiefen Griffen in die populistische Trickkiste am meisten anzuheizen vermag, der hofft als Gewinner aus dieser Krise hervorzugehen.

Mit Aussendungen und Aktionen wird ein Bild geschaffen, welches in den Köpfen der Menschen den Eindruck erwecken soll, wir würden uns wieder im Jahr 1961 befinden. Parolen von damals und – wie sollte es anders sein – brennende „Los von Rom“ Botschaften auf unseren Bergen.

Was für ein schmutziges Spiel mit den Sorgen der Menschen!

Ich verwehre mich gegen diesen Missbrauch unserer Tradition und unserer Geschichte für billige parteipolitischen Aktionen, eine schnelle Schlagzeile oder einige WählerInnenstimmen mehr.

Damit es klar und unmissverständlich gesagt wird: Herz-Jesu-Sonntag und die Feuer auf unseren Bergen gehören genau sowenig einer Partei, wie der Tiroler Adler oder der Begriff Heimat.
Diese Geschichte ist unsere Geschichte und es ist inakzeptabel, dass nun dieses kollektive kulturelle Erbe benutzt wird, um unsere Gesellschaft nun erneut zu spalten.

Wer so vorgeht, liebt seine Heimat nicht – wer so vorgeht, ist ein #brandstifter.

Felix von Wohlgemuth
Co-Vorsitzender
Verdi Grüne Vërc

Seit Anfang März sind nun die Schulen, Kindergärten und Kitas geschlossen, Tagesmütter mussten ihre Tätigkeit aussetzen und Kinder müssen zu Hause betreut werden. Wann Betreuung oder auch Unterricht zumindest in Kleingruppen wieder aufgenommen werden kann, steht derzeit in den Sternen und ob der angekündigte Südtiroler Sonderweg zum Erfolg führt, kann heute noch keiner sagen.

Berufstätige Eltern stellt diese Situation vor eine enorme Herausforderung. Kinderbetreuung, Homeschooling und Beruf unter einen Hut zu bringen, ist fast unmöglich.

Eltern müssen kreativ sein, um Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Wer konnte, musste (bezahlten oder unbezahlten) Urlaub nehmen oder noch nicht aufgebrauchte (meist unbezahlte) ordentliche Elternzeit in Anspruch nehmen.

Die italienische Regierung versucht die Eltern in dieser Zeit dahingehend zu unterstützen, dass sie um einen 600 Euro Babysitter-Voucher ansuchen können. Auch eine COVID-19 Elternzeit von 15 Tagen (wird vermutlich in Kürze verlängert) wurde eingeführt. Diese Elternzeit wird aber nur mit 50 % des Normalgehaltes vergütet und bringt daher viele Eltern, welche darauf angewiesen sind, in finanzielle Schwierigkeiten.

Wenn die Südtiroler Landesregierung nun schon angekündigt hat, einen eigenen, schnelleren Weg bei der Öffnung einzelner Sektoren gehen zu wollen, fordern wir, dass zeitgleich mit dieser Öffnung unverzüglich eine Ausweitung der staatlichen COVID-19 Elternzeit auf Landesebene eingeführt wird; eine Landes-Elternzeit.

Diese muss möglich sein, solange die öffentlichen Bildungs- und Betreuungseinrichtungen geschlossen und es keine Alternativangebote für alle Kinder gibt. Auch die staatliche Begrenzung auf 50% des Normallohnes ist unzumutbar. Ein Abdriften in die Armut ist absehbar. Wir fordern daher, dass das Land hier den Verdienstausfall ausgleicht, um die Familien wirklich zu fördern.

Zugleich ist es uns ein Anliegen, dass nicht, wie bereits festzustellen, die Frauen an den Herd zurückgedrängt werden. So sollten die Zusatzförderungen nur dann in vollem Ausmaß greifen, wenn sie zu gleichen Teilen von beiden Eltern angewandt werden.

Die grüne Landtagsfraktion wird den Landesgesetzentwurf begutachten und entsprechende Vorschläge, die in die genannte Richtung gehen, vorlegen.

Ohne starke Familien keine starke Wirtschaft.

Marlene Pernstich & Felix von Wohlgemuth
Co-Vorsitzende
Verdi Grüne Verc

Der Tag der Arbeit ist traditionell vor allem der Tag des Kampfes um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Man denkt dabei fast reflexartig an Fabrikarbeiter, also den „klassischen“ männlichen Arbeiter.

Diese Krise hat uns jedoch aufgezeigt, wer unsere Gesellschaft am Laufen hält, wer in den sogenannten systemrelevanten Berufen die größte Last zu tragen hat und wessen Bedeutung somit immer noch unterschätzt wird: die Frauen.

Es sind großteils Frauen, welche etwa täglich an den Supermarktkassen sitzen, die Kinderbetreuung schultern und als Pflegerinnen und Betreuerinnen unser Gesundheitssystem am Laufen halten. Ohne ihren täglichen Einsatz würde das ganze System zusammenbrechen. Dennoch sind die Löhne in diesen Sektoren immer noch viel zu niedrig, wird ihre Leistung nicht angemessen vergütet.

Doch während männliche Arbeitnehmer auf Streik und Protest setzen können, um sich Gehör zu verschaffen, ist dies in den hauptsächlich von Frauen besetzten Berufsbildern schlecht möglich. Wie sollte eine Pflegekraft einfach die Arbeit niederlegen können, wie eine Mutter die Kinderbetreuung?

Es liegt also an uns, der Gesellschaft, für diese Frauen die Stimme zu erheben. Frauen brauchen nicht nur Einmalzahlungen oder Beifall von Balkonen.
Frauen haben ein Recht auf faire und angemessene Löhne, Absicherung im Alter und Anspruch auf eine angemessene, monetäre Vergütung für die von ihnen geleistete Kinderbetreuung.

Heute mehr denn je!

Felix von Wohlgemuth &  Marlene Pernstich
Co-Vorsitzende
Verdi Grüne Vërc

ANFRAGE ZUR SCHRIFTLICHEN BEANTWORTUNG.30

Aufgrund der starken Stromausfälle im November 2019 fiel in vielen Haushalten für einen längeren Zeitraum, teilweise für mehrere Tage, der Strom aus.

Gemäß Norm (Delibera (ARERA) 22 dicembre 2015 646/2015/R/EEL) haben HaushaltskundInnen Anrecht auf eine automatische Entschädigung.

Eine automatische Entschädigung steht dann zu, wenn die eine Unterbrechung mehrere Stunden andauert; die genaue Stundenanzahl hängt dabei von der Bevölkerungsdichte der jeweiligen Gemeinde ab:

  • Gemeinden mit hoher Bevölkerungsdichte (mehr als 50.000 EinwohnerInnen):
    Entschädigung bei durchgehender Unterbrechung von mehr als 8 Stunden;
  • Gemeinden mit mittlerer Bevölkerungsdichte (mehr als 5.000 und weniger als 50.000 EinwohnerInnen):
    Entschädigung bei durchgehender Unterbrechung von mehr als 8 Stunden;
  • Gemeinden mit niedriger Bevölkerungsdichte (weniger als 5.000 EinwohnerInnen):
    Entschädigung bei durchgehender Unterbrechung von mehr als 12 Stunden
    (reduziert sich ab 2020 auf 8 Stunden).

Sollte die Stromversorgung zwar wiederhergestellt werden, innerhalb einer Stunde ab dieser Wiederherstellung aber erneut ausfallen, so zählt der Ausfall als „nicht unterbrochen“ (d.h. man kann die Zeiträume zusammenzählen).

Werden die oben genannten Zeiten überschritten, so haben Haushalte mit einer Vertrags-Leistung bis zu 6 kW Anspruch auf eine Entschädigung von 30 €; für jede weiteren 4 Stunden, die der Ausfall andauert, erhöht sich diese Summe um 15 €, bis zu einem Maximalbetrag von 300 €. Für 48 Stunden Stromausfall ergibt sich eine geschätzte Entschädigung von 180 Euro (zum Vergleich: eine Standardfamilie zahlt derzeit knapp 500 Euro für Strom im Jahr).

Betroffen waren sehr viele Haushalte im Pustertal, Gadertal, Schlerngebiet, Aldein und weiteren Gebieten.

Die Norm sieht vor, dass 60 Tage nach dem Ereignis im ersten in Frage kommenden Verrechnungszyklus die Entschädigung gutzuschreiben ist (das wären also die Rechnungen März-April). Die Gutschriften hätten jetzt beginnen sollen. Laut Rückmeldungen der Betroffenen ist dies aber nicht passiert.

Wenn keine automatische Gutschrift erfolgt, müssen die KundInnen innerhalb von 8 Monaten ab Ereignis eine schriftliche Forderung stellen – viele wissen aber gar nicht, dass ihnen dieser Ersatz zusteht, und werden daher den Termin (Juli 2020) versäumen.

Zu bezahlen ist diese automatische Entschädigung vom Stromverteiler (Edyna), der unter gewissen Umständen dafür auf den FEE – Fondo Eventi Eccezionali zurückgreifen kann. Edyna teilt den Stromverkäufern (Alperia, TU.GG, Edison, Enel, …) das Ausmaß der Entschädigung mit, welche dann in der Stromrechnung gutzuschreiben ist.

Einige VerbraucherInnen, die sich bei Alperia erkundigt haben, wann sie diese Entschädigung erhalten, wurden mit der Auskunft abgefertigt, diese Entschädigung stehe nicht zu. Edyna selbst schreibt, die Auszahlungen seien verzögert, würden aber noch kommen.

Problematisch ist, dass nicht viele KonsumentInnen auf die Idee kommen werden, sich direkt beim Verteiler zu melden, sondern eher beim Stromverkäufer (Alperia o.ä.).

In diesem Zusammenhang stellen wir folgende Fragen an die Südtiroler Landesregierung:

  1. Wie viele Haushalte waren von den Stromausfällen betroffen, in welchen Gemeinden und von jeweils welcher Dauer?
  2. Wie viele von diesen haben die Entschädigung schon erhalten?
  3. Wann werden die anderen Haushalte die Entschädigung erhalten?

BZ, 30.04.2020

Landtagsabgeordnete
Brigitte Foppa
Riccardo Dello Sbarba
Hanspeter Staffler

PRESSEMITTEILUNG.

Am 14. April 2020 legte die Landesregierung dem Südtiroler Landtag ein erstes Corona-Maßnahmenpaket von 500 Millionen Euro vor. Davon wurden 200 Millionen konkreten Ausgabenposten wie Betriebskrediten, Darlehen oder der Lohnausgleichskasse zugewiesen. Den großen Brocken von 300 Millionen hat der Landtag der Landesregierung als Portokasse anvertraut, sie kann damit dringende Maßnahmen ohne Konsultation des Landtages finanzieren. Hierbei handelt es sich um einen demokratiepolitisch bedenklichen Vorgang, der einer starken Kontrolle unterliegen muss.

Die Landesregierung plant derzeit große Finanzierungspakete zur Rettung strauchelnder Wirtschaftssektoren und für die Stabilisierung von Arbeitsplätzen. Sie hat bereits öffentlich mitgeteilt, dass für Finanzgarantien, Kapitalbeiträge, Konjunkturmaßnahmen und Lohnausgleichszahlungen mehrerer Milliarden Euro in den kommenden Jahren nötig seien.

Das heißt, es werden riesige Geldsummen in den Aufbau investiert. Um ein höchstes Maß an Transparenz zu gewährleisten, fordern wir die Landesregierung auf, gemeinsam mit dem Nationalinstitut für Soziale Fürsorge (NISF/INPS) ein im Internet zugängliches Ausgaben-Cockpit zu installieren. Jede Bürgerin und jeder Bürger sollen wissen, wohin die gewaltigen Geldsummen fließen. Wieviel Steuergelder gehen in die unterschiedlichen Abfederungsmaßnahmen für Betriebe, wieviel Geld landet in den Lohnausgleichskassen, wieviel Menschen und wieviel Betriebe erhalten Zahlungen?

Ein Ausgaben-Cockpit im Internet ermöglicht es den Landtagsabgeordneten, den Verbänden, den Bürgerinnen und Bürgern die Zahlungen an Betriebe und Institutionen zu verfolgen. „Wichtig ist, dass dieses Ausgaben-Cockpit detaillierte Daten liefert und monatlich aktualisiert wird, damit wir die Wirksamkeit der Maßnahmen prüfen können.“ sagt der Landtagsabgeordnete Hanspeter Staffler von den Grünen.

BZ, 30.04.2020

“Tourismus und Handwerk: Was braucht’s?

Tourismus und Handwerk sind unter den am stärksten von Covid-19 betroffenen Sektoren in Südtirol. Das Virus ist noch nicht unter Kontrolle,die Zukunft für Hotels, Restaurants und Bars sowie für Handwerks-  und Kleinbetriebe ist mehr als ungewiss. Was braucht es, um diese schwierige Phase zu bewältigen? Ist es Zeit für neue Strategien und Visionen? Darüber haben wir in der sechsten Woche unserer Green Meeting Points gesprochen, im Zeichen der „Welten, die sich begegnen“.

Dienstag, 28. April haben wir den Dialog zum Thema Tourismus in Zeieten von Covid19 mit HGV-Präsident Manfred Pinzger eröffnet. Hier könnt ihr die kommentierte Ernte anschauen.

Am Donnerstag haben wir unser Green Meetingpoint dem Handwerk gewidmet und mit Thomas Pardeller, Direktor vom Lvh-Apa gesprochen.  Hier könnt ihr sie anschauen und den Kommentar anhören.

 

Das Projekt Green Meeting Point wird von der Sozialgenossenschaft Blufink begleitet und im Prozess unterstützt und am Ende jedes Dialogs in der “Ernte” für uns die Inputs, Fragen und Erkenntnisse der TeilnehmerInnen sammelt.

PRESSEMITTEILUNG.

Bereits vor zwei Wochen forderten wir die Landesregierung auf, in den demokratischen Normalmodus zu schalten und parteiübergreifend den nächsten Schritte zu beschließen und einzuleiten. Die Menschen brauchen endlich wieder Arbeit, die Kleinbetriebe müssen besser heute als morgen wieder aufsperren dürfen und darüber galt es mit Rom zu verhandeln.
Auch wir Grünen waren daher enttäuscht und unzufrieden über die Aussagen von Premier Conte zu Phase 2. Sie zeugen weniger von der gebotenen Vorsicht, sondern mehr von einer Regierung, die intern gespalten ist und die Zwistigkeiten in Schwäche umlenkt. Bestimmte Zögerlichkeiten, Unklarheiten und die Fortführung von absurden Quälereien (Stichwort Eigenklärung) verdienen alle Kritik, die in Italien auch prompt von allen Seiten geäußert wurde. Wir schließen uns vielen dieser Kritiken an. Politik muss Antworten geben können, wie Familien mit Kindern über den Sommer kommen können, wie Alleinerziehende oder Selbstständige überleben, wie die Betriebe wieder in Schwung kommen sollen.
Südtirol beschreitet keinen sanitären Sonderweg (man denke an die Diskussionen zur Gesundheitsreform vor wenigen Jahren), sondern ist normaler Teil des italienischen Gesundheitssystems. Wir grenzen an die meistbetroffenen Regionen Italiens und befinden uns auf einer der Hauptachsen der Infektionsverbreitung in Europa. Auch in Südtirol hat man die Pandemie anfangs unterschätzt und, wie anderswo auch, Fehler gemacht. Südtirol erholt sich im selben langsamen Rhythmus wie andere Regionen. Die Salurner Klause wird vom Virus noch lange durchdrungen werden. In beide Richtungen.
In Südtirol wie im Rest Italiens sind die Menschen enttäuscht und die Aggressionen kochen hoch. Wer in dieser Situation noch Öl ins Feuer gießt, wird seiner Verantwortung für die Gesundheit der Menschen (was wäre, wenn in Südtirol eine zweite Welle ausbrechen würde?) und dem sozialen Zusammenhalt jedoch nicht gerecht.
Das Spiel mit dem Feuer, das die Landesregierung nun plötzlich auf Druck der Südtiroler Rechtsparteien, bestimmter Medien und Wirtschaftsverbände begonnen hat, verblüfft und sorgt. Südtirol kann und soll autonome Wege gehen. Aber die Autonomie Südtirols gründet sich auf der Geschichte und der besonderen Situation der Sprachgruppen im Lande. Die Autonomie steht in keinem Zusammenhang mit der Coronakrise. Im Gegenteil.
Zorn und Ärger sind schlechte Ratgeber, insbesondere bei Verhandlungen mit Rom. Wir sollten alles unternehmen, um einen lähmenden institutionellen Konflikt zwischen Bozen und Rom zu vermeiden.
Das angekündigte Landesgesetz wird die Grüne Fraktion im Landtag begutachten und nach Inhalt bewerten. Den unterschwelligen Aufruf des LH zur Geschlossenheit und zur Selbstaufgabe der demokratischen Rechte (dazu gehört das Vorbringen eines Minderheitenberichtes, wenn kein Einverständnis mit dem Gesetzentwurf besteht) finden wir nicht angemessen. Wichtig und notwendig ist die aktive Einbeziehung aller politischen Kräfte und der Sozialpartner.
Wir brauchen jetzt weder Wutattacken noch Panikreaktionen und schon gar keine „mir sein mir“-Diskussion, sondern kühle und kompetente Köpfe, die verhandeln.
Überlegtes und zielorientiertes Handeln unterstützen wir mit allen Kräften. Damit wir schrittweise und in Sicherheit in einen neuen Alltag mit Corona finden.

28.04.2020

Brigitte Foppa, Riccardo Dello Sbarba, Hanspeter Staffler – Grüne Fraktion im Südtiroler Landtag
Marlene Pernstich, Felix von Wohlgemuth – Co-Landesvorsitzende

 

Hier könnt ihr das  Video-Statement von Brigitte Foppa hören.

KOMMENTAR VON HANSPETER STAFFLER.

Europa bekommt durch die Coronakrise ungewollt eine Riesenchance, nämlich den nötigen Wiederaufbau zur sozial-ökologischen Transformation zu nützen. Die Klima- und Umweltkrise wälzt sich auch weiterhin bedrohlich auf uns zu. Deshalb müssen wir die Gelegenheit jetzt beim Schopf packen.

Am 23. April haben die europäischen Staatsoberhäupter über die Zukunft Europas diskutiert. Ein erstes großes Finanzpaket von 540 Milliarden Euro wurde geschnürt, ein zweites noch wesentlich größeres Paket kommt wahrscheinlich in den nächsten Monaten dazu.

Ohne solidarische Finanzinstrumente wird es nicht gehen, da sind sich fast alle Staaten einig. Ob es nun Eurobonds, Coronabonds oder der Recovery Fund sind, hängt ab von der Innenpolitik der Länder und von der klügsten Art und Weise, eine Billion Euro oder mehr am weltweiten Finanzmarkt zu besorgen. Die EU kann nur deshalb riesige Geldsummen aufnehmen, weil schlussendlich die EU-Bürgerinnen und EU-Bürger mit ihren Steuern dafür bürgen.

Sobald die Geldmittel verfügbar sind, werden sie in wankende Wirtschaftssektoren, am Boden liegende Unternehmen und in die Stabilisierung unzähliger Arbeitsplätze fließen. Soweit so gut. Es stellt sich nun die Frage, wofür diese Unsummen eingesetzt werden sollen? Für ein Weiterwirtschaften wie bisher? Oder für eine Wirtschaft der Wende?

Frans Timmermans, Vizepräsident der EU-Kommission und verantwortlich für den Green Deal, meint im Interview mit der Tageszeitung “La Repubblica”, dass Europa, um aus der Krise heraus zu kommen, alle existierenden Ressourcen aktivieren müsse aber gleichzeitig die Grüne Wirtschaftswende nicht aus den Augen verlieren dürfe.

Etliche Kommentatoren weisen darauf hin, dass die Coronakrise lediglich ein Vorgeschmack auf die Klimakrise sei. Der Unterschied liege nur darin, dass erstere plötzlich – wie ein Tsunami so schreibt Marc Zebisch auf Salto.bz – und letztere schleichend eintritt. Die Coronakrise macht Angst, die Klimakrise wird gerne verdrängt.

Der Kampf um die Milliarden ist bereits entbrannt: Es gibt Stimmen, die den Wiederaufbau ohne Wende anstreben und es gibt diejenigen, die am Green Deal der EU festhalten wollen. Ursula von der Leyen sagte kürzlich in „Der Zeit“: „Wir haben jetzt die Möglichkeit, Milliarden (…) zu investieren. Warum nicht gleich in klimafreundliche Projekte, die der nächsten Generation helfen?“ Robert Habeck, Bundesvorsitzender der Deutschen Grünen, schlägt in dieselbe Kerbe: „Ich halte es (…) für nötig, ein sozial und ökologisch ausgerichtetes Konjunktur- und Investitionsprogramm aufzulegen.“

Mut und Weitsicht auf allen Ebenen für die sozial-ökologische Wende sind jetzt gefragt: Diese Krise birgt neben Gefahren auch die Chance zur Weiterentwicklung.

Andrian, 27.04.2020

Hanspeter Staffler