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Die Arbeit am Wahlprogramm ist für die Grünen keine lästige Pflichtübung. Bei den letzten Wahlgängen habe sich gezeigt, wie wichtig es ist, dass die Kandidatinnen und Kandidaten selbst das Programm verfassen. Sie alle bringen Erfahrung und Expertise mit, und es wäre schade, dies nicht in die Programmerstellung einfließen zu lassen, so die Grünen.

Der Höhepunkt der diesjährigen Programmarbeit war die Sommerklausur des Grünen Rates mit den Kandidat:innen am Samstag, 11.08.2023 im Bozner Kolpinghaus. Die von den Kandidatinnen und Kandidaten vorbereiteten Programmteile wurden gemeinsam geprüft und auf Unstimmigkeiten untersucht. „Im Vergleich zu den Wahlen von 2018 haben sich die Schwerpunkte etwas verschoben“, berichtet die Spitzenkandidatin Brigitte Foppa. „Die Klimakrise bzw. das Bewusstsein darüber haben sich in den letzten Jahren drastisch zugespitzt. Die Notwendigkeit sofortigen Handelns beeinflusst das grüne Wahlprogramm ganz wesentlich. Wir haben uns deshalb mit der Energie- und Mobilitätswende befasst und diese in den Mittelpunkt des Programms gestellt – verbunden mit der Frage der Leistbarkeit und Sozialverträglichkeit. Aber auch in Landwirtschaft und im Tourismus müssen Schritte in Richtung Ökologisierung gesetzt und die Grenzen der Belastbarkeit ausgelotet werden.“

Zweiter Schwerpunkt ist das Thema der Bildungs- und Sozialgerechtigkeit. „Im Bildungssystem muss der Alltag für jene, die darin arbeiten und lernen, erleichtert und der Sinn für die Bildungsarbeit und die Chancengleichheit gestärkt werden. Im Sozialwesen sehen wir den Präventionsansatz besonders wichtig. Die Professionen im Sozialbereich müssen dringend gestärkt und aufgewertet werden. Auch hakt es immer noch an der Vereinbarkeit Familie-Beruf. Die Belastung hat in den letzten Jahren nicht ab- sondern zugenommen. Hier besteht großer Handlungsbedarf,” so die zweite Spitzenkandidatin Sabine Giunta.

Besonderen Aktualitätsbezug schließlich haben die Probleme im Gesundheitswesen und die untragbare Situation am Wohnungsmarkt. Die grünen Vorschläge zielen auf die Sicherung des Rechtes auf Gesundheit für alle und die Entzerrung des derzeit sehr komprimierten Mietmarkts.

Das gesamte Wahlprogramm wird im Anschluss an die Klausur vervollständigt und im September der Öffentlichkeit vorgestellt. Für die grünen Kandidat:innen wird es auf jeden Fall wegweisend für die gesamte Wahlkampagne sein, den Gewählten die Grundlage für die politische Arbeit in der nächsten Legislaturperiode.

Im Anschluss an die Klausur fand eine Sitzung des Grünen Rates statt. Das „grüne Landesparlament“ stimmte dabei über den Vorschlag der nun kompletten Kandidatenliste ab. Sie wurde einstimmig ratifiziert und wird in dieser Form der Landesversammlung am 26. August im Bozner Pfarrheim zur endgültigen Abstimmung vorgelegt werden.

Am Freitag, den 4. August haben die Grünen den Kandidaten Luca Bertolini vorgestellt. Er war Bürgermeisterkandidat in Leifers und ist aktuell Gemeinderat auf der Liste Laives Civica Leifers. Mit dem engagierten Ökosozialen erweitert sich die grüne Liste um einen weiteren wichtigen Kandidaten.

Ein starkes Signal an Wähler:innen des Mitte-Links-Spektrums und an italienischsprachige Wähler:innen wollen die Grünen bei den kommenden Landtagswahlen aussenden: „Wir spüren ein politisches Vakuum um uns herum, auch und besonders im italienischsprachigen Raum,und genau deshalb wollen wir die Mitte-Links-Wählerschaft ansprechen“, so Spitzenkandidatin Brigitte Foppa bei einer Pressekonferenz am 4. August 2023 im Bozner Langer-Saal. “Die Zeit ist reif. Klimanotstand und soziale Spannung sind mit Händen greifbar. Seit jeher verstehen wir Grünen soziale und ökologische Themen als sich bedingend. Luca Bertolini ist in dieser Hinsicht der perfekte Kandidat“, so die zufriedene Spitzenkandidatin.

Flankiert wurde Foppa auf der Pressekonferenz von der zweiten Spitzenkandidatin Sabine Giunta. Sie stellte Bertolini folgendermaßen vor: „Ich habe Luca als Lehrer an meiner Schule kennen und schätzen gelernt. Er versteht es, Kontakte zu knüpfen und den Menschen zuzuhören, angefangen bei den Schwächsten. Er stellt sich in den Dienst der Gemeinschaft und macht das, was die Grünen am besten können: saubere Politik, welche auf die Lösung von Problemen abzielt und mit Herz und Verstand gemacht wird. Und er verliert dabei niemals seinen Humor.“

Luca Bertolini ist 40 Jahre alt und Lehrer: Er sieht seinen Beruf gleichermaßen als Berufung. Er ist Gemeinderat für die Liste Laives Civica Leifers und engagiert sich seit jeher in Vereinen und für soziale Belange. Daher ist (politisches) Engagement für ihn ein Mittel, um gesellschaftliches Miteinander zu stärken.

Bertolini über seine Motivation zur Kandidatur: „Ich hatte das Bedürfnis, Partei zu ergreifen. Angesichts der Tatsache, dass eine ausgrenzende und nicht nachhaltige Politik immer mehr an Boden gewinnt, verspüre ich die Sehnsucht nach einer Gemeinschaft, in der wir eine Welt aufbauen, die auf soziales und ökologisches Gleichgewicht achtet, auch hier in Südtirol.

Von meinen Kindern und von meinen Schüler:innen habe ich gelernt, die Welt anders zu betrachten. Als Italien im Norden und im Süden durch Stürme, Hitze und Brände in Atem gehalten wurde, las ich in den Augen meiner Kinder die Frage: „Was kann ich, was können wir tun?“ Diese Frage ist für mich die Essenz von Politik. Das Verständnis für die kleinen Schritte im Alltag. Politik ist mehr als Kompromiss – sie ist vor allem Entscheidungsfindung. Sie sollte zu einem ganzheitlichen Menschheitsbild, zu Empathie, Frieden und Freundschaft führen. Südtirol ist zwar an erster Stelle bei den Lebenshaltungskosten, doch wir müssten die ersten in sozialer und wirtschaftlicher Gerechtigkeit werden“.

Felix von Wohlgemuth, Co-Sprecher der Grünen und Kandidat im Spitzenteam, fügte hinzu: „Mit Luca Bertolini kommt ein erfahrener Gemeindepolitiker auf die Liste. Ich schätze ihn sehr für seine Hartnäckigkeit und seinen Mut. Seine Kandidatur wird die bereits bestehende, enge Verbindung der Verdi Grüne Vërc mit vielen Gemeindegruppen und Bürger:innenlisten im Land weiter stärken und ausbauen.“

Die Grünen sind überzeugt, dass sie mit diesem starken Team ein hervorragendes Ergebnis erzielen werden. „Südtirol braucht inspirierende Menschen für eine neue Art von Politik,“ schließen Bertolini, von Wohlgemuth, Giunta undFoppa. “ Unsere Liste bringt genau das mit.“

PRESSEMITTEILUNG.

Sie war 2020 aus dem Stand in den Gemeinderat in Margreid gewählt worden – und gleich mit den meisten Stimmen. Lea Casal, Jahrgang 2002 war damit die jüngste Gemeinderätin Südtirols. Ihre Partei, die SVP, dankte ihr dieses Ergebnis nicht. Obwohl sie sogar die meistgewählte Rätin der Gemeinde Margreid nach dem Bürgermeister war, wurde ihr kein Assessorat zugeteilt. Trotz der steten Wiederholungen, man brauche junge Leute, hieß es dann am Ende „zu jung“. Lea Casal hat dies mutig bekannt gemacht und die SVP damit konfrontiert. Sie blieb aber einfache Gemeinderätin. Nun hat sie sich entschlossen, mit den Grünen für den Landtag zu kandidieren.

Lea Casal hat die Hotelfachschule Savoy in Meran mit Diplomabschluss absolviert und arbeitet aktuell als auszubildende Sommeliere im Weingut Alois Lageder in Margreid. Sie ist Präsidentin des Jugenddienstes Unterland.

Zu ihren Motivationen für ihre Kandidatur sagt Lea Casal: „Ich freue mich sehr jetzt Teil vom diesem tollen und motivierten Team zu sein, ich habe nach längerer Überlegung entschieden diesen Schritt zu machen und bin sehr motiviert! Junge Menschen und vor allem auch junge Frauen sollen sich aktiv einbringen und ihren Platz finden. Ich denke und bin überzeugt meinen Platz in dieser Partei, die aktuelle Themen sehr offen anspricht und sie angeht, gefunden zu haben. Mit Brigitte Foppa habe ich gemeinsam sehr viele Gespräche und einen sehr wertvollen Austausch erfahren. Ich bin dafür sehr dankbar. Ich kann auch sagen dass ich dank ihr heute an diesem Punkt hier bin.”

Sie will für Südtirol „eine offene und sinnvolle Art zu arbeiten, eine naturnahe und bewusste Art zu Leben und eine Gemeinschaft, die für unsere Rechte und Freiheiten steht und die Werte und Themen der grünen Partei vertritt.”

Erfreut über die Kandidatur von Lea Casal sind erwartungsgemäß die Grünen. Spitzenkandidatin Brigitte Foppa sagt zur Kandidatur: „Lea Casal ist eine enorme Bereicherung für unsere Liste. Sie hat trotz oder gerade wegen ihrer jungen Jahre eine eindeutige politische Erfahrung, die sie einbringen wird. Ich freue mich auch persönlich über Leas Kandidatur!“

Zeno Oberkofler, Kandidat im grünen Spitzenteam für die Young Greens, kommentiert den Auftritt von Lea Casal folgendermaßen: „Junge Menschen sind ein essenzieller Teil unserer Gesellschaft, sie müssen wertgeschätzt werden und auch in der Politik eine zentrale Rolle einnehmen. Lea hat klare Wertvorstellungen und trifft mit ihrer Kandidatur eine kohärente Entscheidung. Klar Position zu beziehen ist in diesen Zeiten wichtig.”

„Wir freuen uns mit Leas Kandidatur der Jugend Südtirols noch mehr Gehör zu verschaffen“, sagen auch die Co-Sprecher:innen der Young Greens, Barbara Lemayr und Gabriel Prenner.

Zugleich mit der Bekanntgabe der Landtagskandidatur legt Lea Casal ihr Gemeinderatsmandat zurück. Man geht davon aus, dass auch ihr die SVP-Parteimitgliedschaft entzogen wird. Sie wird ihr nicht weiter fehlen.

Bolzano, Bozen, 28/07/2023

 

TAGESORDNUNG ZU den LGE 148/23, 149/23, 150/23.

Im Jahr 2007 wurde das Südtiroler Pflegegeld eingeführt. Ein wichtiges Instrument, das Familien bei Betreuung von pflegebedürftigen Angehörigen unterstützt. Seit dem Jahr 2007 hat es jedoch keine Inflationsanpassung erfahren. Als einziges wurde die niedrigste Pflegestufe erhöht.

Angesichts der extremen Inflation hat das Pflegegeld heute nicht mehr denselben Wert wie im Jahr 2007. Eine Anpassung wäre dringend angebracht.

Der Landtag fordert daher die Südtiroler Landesregierung auf, in Zusammenhang mit der Umsetzung der Landesgesetze Nr. 148/23, 149/23, 150/23

  1. Das Pflegegeld einer Inflationsanpassung zu unterziehen, damit eine adäquate Pflege von älteren und beeinträchtigten Menschen auch mit den gestiegenen Preisen gewährleistet bleiben kann.

Bozen, 25. 07.2023

 

Landtagsabgeordnete

Brigitte Foppa

Hanspeter Staffler

Riccardo Dello Sbarba

PRESSEMITTEILUNG.

Das Pflegegeld für die Pflege von bedürftigen Angehörigen kam in Südtirol 2008 das erste Mal zum Einsatz. Seine Einführung war ein großer Erfolg. Über dieses Geld definiert sich in großen Teilen auch der Wert, der Care-Arbeit zusteht (und der leider trotzdem oft nicht der Wert zugesprochen wird, den sie verdient).

Die Inflation der letzten  Monate wirkt sich auch auf das Pflegegeld aus, das seit seiner Einführung keine Inflationsanpassung erfahren hat. Ausgenommen davon ist lediglich die niedrigste Pflegestufe, die an das staatliche Begleitgeld angeglichen wurde. Stufe zwei bis vier hingegen sind seit 2008 unangetastet gleich geblieben. Das bedeutet, dass die Auszahlung der untersten Pflegestufe im Jahr 2008 521 Euro betrug – heute sind es 571 Euro.

„Somit hat das Pflegegeld von heute bei weitem nicht mehr dieselbe Kaufkraft wie im Jahr 2008. Eine Anpassung ist längst überfällig, damit pflegende Angehörige ihren Kaufkraftverlust zumindest teilweise abfedern können,“ so die grüne Fraktionsvorsitzende Brigitte Foppa.

In einem Beschlussantrag zum Haushalt, der diese Woche im Landtag behandelt wird, haben die Grünen gefordert, diese Anpassung vorzunehmen.

Ein längst überfälliger Schritt für das Sozialwesen und die Care-Arbeit in Südtirol. Er wird nun zumindest geprüft werden.

Bolzano, 27/7/2023

Cons. prov. – Landtagsabgeordnete

Brigitte Foppa

Hanspeter Staffler

Riccardo Dello Sbarba

PRESSEMITTEILUNG

Riccardo Dello Sbarba, der das Thema Wasserkraftwerkskonzessionen seit zwei Jahrzehnten verfolgt, hat sich in seinem Minderheitenbericht zum Gesetz für große Wasserkraftwerkskonzessionen (wird diese Woche im Landtag behandelt) an einer Übersicht versucht. Dabei hat er sich sowohl mit kritischen Punkten als auch mit möglichen Zukunftsaussichten auseinandergesetzt.

Der Bericht befasst sich insbesondere mit fünf wichtigen Themen:

  1. Warum gab es in Südtirol 10 Jahre lang kein Gesetz über Ausschreibungen für große Wasserkraftwerkskonzessionen? Hatte der SEL-Skandal von vor 10 Jahren etwas damit zu tun?
  2. Das Land hoffte auf eine Verlängerung ohne Ausschreibungen und betrachtete die Nachbarprovinz Trient als Versuchskaninchen. Aber würden Ausschreibungen nicht auch Vorteile für Bevölkerung und Land bringen?
  3. Abgaben, Dividenden, Gratis-Strom: Es ist höchst an der Zeit, dass Bürgerinnen und Bürger spürbare Vorteile aus der hierzulande erzeugten Energie erhalten! Wie kann dies erreicht werden?
  4. Sind die geplanten Verfahren für künftige Ausschreibungen korrekt? Oder weisen sie einige Mängel auf? Ist insbesondere die Doppelrolle des Landes (einerseits Schiedsrichterin der Ausschreibungen, andererseits Teilnehmerin mit „der eigenen“ Alperia) die beste Regelung für die Zukunft?
  5. Die Durchführungsbestimmung Nr. 463 aus dem Jahr 1999, mit der die Energieversorgung auf das Land übertragen wurde, sah vor, dass das Land die Regeln festlegt und die Ausschreibungen führt; andererseits sollten aber die Gemeinden (samt ihrer Unternehmen, Konsortien und Genossenschaften) Erzeugung, Verteilung und Verkauf der Energie in die Hand nehmen. Der seit 20 Jahren eingeschlagene Weg geht in die entgegengesetzte Richtung. Ist es nicht an der Zeit, den Kurs zu ändern?

Hier finden Sie den vollständigen Minderheitenbericht.

Bolzano, Bozen, 24/07/2023

Cons. prov. | Landtagsabgeordnete

Riccardo Dello Sbarba
Brigitte Foppa
Hanspeter Staffler

 

Am Dienstag, 18. Juli ist die definitive Version des Klimaplans Südtirol 2040 vorgestellt worden. Für die Grünen ein zentrales Dokument, das eine genauere Analyse verdient. Die grünen Landtagskandidat:innen Brigitte Foppa, Madeleine Rohrer und Zeno Oberkofler haben in unterschiedlichen Rollen die Entstehung des Planes in den letzten Monaten und Jahren verfolgt und deshalb in einer Pressekonferenz in Bozen am 21. Juli Stellung genommen.

Diät ohne Plan

Brigitte Foppa, Fraktionssprecherin und Spitzenkandidatin, begann mit der zeitlichen und politischen Einordnung des Klimaplans. „Denn dieser Klimaplan baut auf jenem von 2011 auf, der bis vor kurzem in völliger Vergessenheit vor sich hindämmerte. In dieser Zeit ist der Meeresspiegel um 2,7 cm angestiegen. Die Ära Kompatscher begann 2014, und es ist das größte Versäumnis seiner zwei Amtszeiten, die Wichtigkeit des Klimathemas völlig unterschätzt zu haben. Denn die Ziele des damaligen Klimaplans wurden nicht ansatzweise erreicht. 2022 hieß es dann, sie seien eben „zu ambitioniert“ gewesen. Nun hat die Nachhaltigkeitserleuchtung stattgefunden, der neue Klimaplan ist da netten Verpackung,“ so Foppa.

Der Klimaplan 2040 agiert in drei Richtungen, er ist im Wesentlichen:

  • eine ausführliche Analyse der Emissionslage (dazu gibt es schon seit Längerem die Daten).
    Weiters:
  • eine Sammlung von Zielen und
  • die Beschreibung eines Prozesses.

„Wir teilen die Gesamtzielsetzung Klimaneutral innerhalb 2040 natürlich, sie ist richtig und notwendig. Und auch der Ansatz der Partizipation ist richtig und notwendig (der Ausschluss des Landtags ist andererseits gravierend). Aber das Problematischste ist sicher, dass bei den meisten Zielen der Weg dorthin nicht beschrieben oder auch nur angerissen wird. Nehmen wir nur ein Beispiel aus dem Aktionsfeld Landwirtschaft: Bis 2030 soll die Bio-Anbaufläche 25% betragen, das ist immerhin eine Verdoppelung in wenigen Jahren. Wie das gehen soll, dass im nächsten Jahr jeder siebte Betrieb umstellt, das steht im Klimaplan nicht geschrieben. Oder das Beispiel Nettoneuversiegelung: Sie soll bis 2040 auf Null sinken. Was das für das nächste Jahr bedeutet, ist völlig unklar. Ohne Zwischenschritte gibt es keinen Weg. Ich gehe davon aus, dass wir in einem Jahr feststellen werden, dass sich nichts getan hat, oder viel zu wenig,“ so Foppa.

Vom Tiger zum Bettvorleger

Madeleine Rohrer erinnerte daran, dass die Landesregierung hat im August letzten Jahres den ersten Teil des Klimaplans beschlossen hat. Knapp ein Jahr später folgt ein weiterer Beschluss, allerdings nicht der angekündigte zweite Teil. Stattdessen wird der Klimaplan Südtirol 2040 neu aufgelegt. Überraschend ist, dass die Maßnahmen mehr oder weniger dieselben bleiben, die Ziele für ausgewählte Bereiche aber herabgestuft werden: Erstens sollen laut endgültiger Version weniger Menschen vor Armut bewahrt werden. Dabei sind gerade finanziell schlecht gestellte Menschen stärker vom Klimawandel betroffen. Zweitens soll der private Autoverkehr um 30 Prozent (statt 40 Prozent) abnehmen, dafür der Anteil an E-Autos zunehmen. Wird noch mehr Strom aus erneuerbaren Quellen verfahren, reicht er trotz Ausbau der Photovoltaik nicht fürs Wohnen und Wirtschaften aus. Drittens sollen alle Emissionen aus der Landwirtschaf zusammen bis 2030 um nur 10 Prozent sinken (statt Halbierung von Lachgas und 30 % weniger Methan). „Die Landesregierung schiebt damit den Klimaschutz auf die jungen Menschen bzw. die zukünftigen Generationen ab. Umso länger zugewartet wird, umso konfliktreicher und kostspieliger werden Klimaschutz und Anpassung an die Folgen“, so Madeleine Rohrer.

Der Plan hat von Version zu Version auch an Verbindlichkeit verloren. Das zeigt sich unter anderem an der Rolle der Gemeinden. In der zur Konsultation freigegebenen Version von Ende 2021 hieß es noch, dass alle Gemeinden innerhalb 2024 einen Klimaplan haben oder die Gemeindefinanzierung werde gekürzt. Inzwischen wurde der Klimaplan zur „politischen Selbstverpflichtung“ herabgestuft und „dient daher als Orientierung; an ihm können die Strategien und insbesondere die Klimapläne auf Gemeinde- und Bezirksebene ausgerichtet werden“. Anders gesagt: Die Bürgermeister können sich fürs Klima einsetzen oder auch nicht. „Babyschritte reichen nicht. Ohne mutige Gemeinden wird Südtirol die Klimaziele nicht erreichen und seinen Wohlstand nicht halten können“, so Rohrer.

Zeit zu handeln

Der Blick von Zeno Oberkofler in die Zukunft ist entsprechend besorgt: „Den vielen Fragestellungen, die im Klimaplan angesprochen werden, hätte man in diesen 5 Jahren eine Antwort geben müssen. Es geht endlich um die konkrete Analyse der lokalen Situation (Potentiale und Herausforderungen), aber noch nicht um die konkrete Umsetzung. Es waren 5 Jahre der Bewusstseinsbildung für die Landesregierung und 5 verlorene Jahre für die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen,“ sagte Klimaaktivist Oberkofler bei der Pressekonferenz.

Er fügte hinzu: „Das Verbot von neuen Öl- und Gasheizungen, das laut Klimaplan eigentlich schon ab 2023 gelten sollte, ist z.B. ein notwendiger, aber zugleich nicht ganz einfacher Schritt. Was ein Eingriff in die Planung von Tausenden von Haushalten in Südtirol darstellt, bezeichnet Landesrat Vettorato im Landtag als einen ‚Tippfehler‘. Ich finde das beschämend, denn es zeigt, dass dieser Landesrat für Umwelt erstens die Pläne, die er selbst beschließt, anscheinend gar nicht kennt und zweitens, dass er überhaupt keine Sensibilität gegenüber denjenigen hat, die ihre Heizung austauschen müssen und dringend Sicherheit in der Planung und der Finanzierung brauchen.

Wir haben eine Legislaturperiode gebraucht, um die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen auf die nächste Legislaturperiode zu verschieben. Die nächsten 5 Jahre werden deshalb entscheidend sein. Südtirol braucht in jeder Hinsicht eine Landesregierung, die jetzt von der Planung in die Umsetzung kommt,“ so Oberkofler.

„Die Erderwärmung ist nicht mehr aufzuhalten und wir können uns nicht auf abstrakte Zielformulierungen beschränken, die Erwartungen herunterschrauben und erst recht nicht die Maßnahmen vor sich herschieben. Die Klimawende muss Fahrt aufnehmen und dazu braucht es klare Prioritäten, breite Beteiligung und das Wissen um die Sozialverträglichkeit der Maßnahmen, damit die Menschen nicht in Widerstandshaltung gehen. Das ist nicht einfach, aber anders wird es nicht gehen,“ so das Fazit von Foppa, Rohrer und Oberkofler.

Bozen, 21/7/2023

Brigitte Foppa
Madeleine Rohrer
Zeno Oberkofler

PRESSEMITTEILUNG.

Gemeinde sind jetzt dazu verpflichtet, Beschlüsse fünf Jahre lang online zu veröffentlichen, damit sie für alle Bürger:innen leicht einsehbar sind.

Der Regionalrat hat heute den Gesetzentwurf Nr. 64 („Nachtragshaushalt der autonomen Region Trentino-Südtirol 2023-2025“) angenommen. In Artikel 2 findet sich eine Regelung, an der die Grüne Fraktion in diesem letzten Jahr der Legislaturperiode intensiv gearbeitet hat, damit Bürger:innen die Entscheidungen ihrer Gemeinde transparent im Überblick behalten können.

Wie von uns Grünen gefordert, müssen die Gemeinden künftig ihre Beschlüsse für fünf Jahre unter „Transparente Verwaltung“ veröffentlichen. Bisher war die Veröffentlichungspflicht auf 10 Tage begrenzt, danach wurden die Beschlüsse in den meisten Gemeinden gelöscht und waren auf den jeweiligen Webseiten nicht mehr auffindbar. Dies war mit Schwierigkeiten für Interessierte verbunden: Der Zeitrahmen zur Überprüfung, ob ein von der Gemeinde gefasster Beschluss einen selbst betraf, war äußerst kurz.

Die Grüne Fraktion im Regionalrat hatte im Januar 2023 die Reform dieser Gesetzgebung vorgeschlagen (siehe beiliegender Bericht). Die Regionalregierung hatte sich damals bereit erklärt, daran zu arbeiten. Am Ende einer langen Verhandlung in der zuständigen regionalen Gesetzgebungskommission hatte sich Assessor Ossanna verpflichtet, den Text zu optimieren. Letztendlich hat man sich auf die Veröffentlichung aller Gemeindebeschlüsse für fünf Jahre geeinigt: Aus Gründen der Fristen für eventuelle Anfechtungen wird jeder Gemeindebeschluss die ersten 10 Tage auf der Online-Anschlagtafel der Gemeinde veröffentlicht, danach ist er für fünf Jahre unter „Transparente Verwaltung“ zu finden. Dort können alle Gemeindebeschlüsse von Interesse nachgeschlagen werden.

„Wir freuen uns über dieses Ergebnis, das den Bürger:innen den Zugang zu den Beschlüssen erleichtert. Wenn es um Demokratie und Transparenz geht, ist eine Zusammenarbeit zwischen Opposition und Mehrheit möglich und wünschenswert“, kommentierte Riccardo Dello Sbarba, Erstunterzeichner des ursprünglichen Gesetzentwurfs der Grünen und Mitglied des regionalen Gesetzgebungsausschusses, in dem die Lösung gefunden wurde.

Heute hat der Regionalrat einen wichtigen Schritt Richtung mehr Transparenz in unseren Gemeinden gemacht.

Bolzano, Bozen, 19/07/2023

Regionalratsabgeordnete | Cons. regionali
Riccardo Dello Sbarba
Brigitte Foppa
Hanspeter Staffler
Lucia Coppola
Paolo Zanella

Die Landesregierung hat am heutigen 18. Juli 2023 endlich den definitiven Klimaplan 2040 vorgestellt. Nach erster Durchsicht unterstreichen wir unsere Position hierzu: Besser ein unfertiger bzw. nicht perfekter Plan als gar kein Plan. Doch es liegt noch ein weiter Weg vor uns.

Heute wurde der Klimaplan des Landes von Landeshauptmann Kompatscher und Umweltlandesrat Vettorato, flankiert von diversen Stakeholdern, vorgestellt. Es handelt sich um ein schwer greifbares Dokument. Als einfacher Beschluss der Landesregierung fehlt ihm der verbindliche Charakter, den ein Gesetz haben würde. Die Grünen haben die Entstehung des Planes (sie fand abseits des Landtages statt) aufmerksam verfolgt. „Wir sind der Meinung, dass ein solch bedeutendes Dokument auf jeden Fall durch den Landtag gehen sollte, um ihn in eine breite politische Debatte einzubetten. Die Erreichung der Klimaziele braucht schließlich breites gesellschaftliches Verständnis und Akzeptanz. Und der Plan beinhaltet nicht nur Ziele und Anreize, er setzt auch Veränderungen für unseren Lebensstil voraus. Da müssen alle mitmachen“, so die grüne Fraktionsvorsitzende und Spitzenkandidatin Brigitte Foppa.

Madeleine Rohrer, ebenfalls Kandidatin im grünen Spitzenteam, weist darauf hin, dass die Unverbindlichkeit des Textes viele Fragen offenlässt: „Der Klimaplan enthält eine Fülle von neuen Studien und Analysen, wie zum Beispiel ein Energie-Audit für energieintensive Hotels. Was es dann zu tun gibt, sind diese Daten einmal erhoben, sagt der Plan nicht. Es fehlt außerdem für alle Maßnahmen eine Angabe der Kosten,“ so Rohrer in einer ersten Stellungnahme.

Genau hingeschaut hat auch Zeno Oberkofler (auch er ist Teil des grünen Spitzenteams und Vertreter der Young Greens South Tyrol): „Die meisten der konkreten Maßnahmen, die im ersten Teil des Klimaplans aufgelistet sind, wurden nicht umgesetzt. Wir können nicht weitere fünf Jahre darauf warten, bis Klimaschutz endlich konkret wird, wir werden sonst weiterhin alle Klimaziele verfehlen. Wir brauchen eine glaubwürdige Politik, die der Lage, in der wir uns befinden, gerecht wird.“

Aus Sicht der Grünen finden sich im Text jedenfalls zu wenig konkrete Angaben zu den zu erwartenden Kosten für die Umsetzung der Maßnahmen; es sind keine konkreten quantitativen Angaben zu den Auswirkungen dieser Maßnahmen erkennbar.

Der Klimaplan sieht auch einen Bürgerrat vor, der sich mit diesem Thema befassen soll und dessen Ergebnisse an die Landesregierung herangetragen werden sollen. Wir Grünen fordern, dass dieses Arbeitsergebnis der Bürgerinnen und Bürger vor dem gesamten Landtag präsentiert werden soll.

„Der Klimawandel betrifft alle und jede:n, er ist nicht mehr aufzuhalten und wir können uns nicht mehr auf Worte und Zielformulierungen beschränken. Eine Klimawende, wenn sie konkret angegangen werden will, braucht klare Prioritäten, breite Beteiligung und das Wissen um die Sozialverträglichkeit der Maßnahmen, damit die Menschen nicht in Widerstandshaltung gehen. Das ist nicht einfach, aber anders wird es nicht gehen,“ so das erste Resümee von Foppa, Rohrer und Oberkofler nach der Vorstellung des Klimaplans am 18. Juli 2023.

PRESSEMITTEILUNG.

Der 12. Juli ist ein Jubeltag. Das Europäische Parlament hat das #Renaturierungsgesetz mit 336 zu 300 Stimmen angenommen! Die erste und wichtigste Hürde eines steinigen Weges ist geschafft, Europas Bemühungen gegen das Artensterben haben nun definitiv begonnen. Das ist eine wirklich gute Nachricht!

In den letzten Tagen gab es noch massiven Widerstand der Europäischen Volkspartei EVP, die das Gesetz endgültig zu Fall bringen wollte. Gott sei Dank haben die warnenden Worte der Wissenschaft und der beherzte Einsatz vieler Bürgerinitiativen die Wende gebracht. Das Europäische Parlament nimmt die Biodiversitätskrise ernst und setzt neue Maßstäbe: Grüne, Sozialdemokraten und Liberale haben massiv für das Gesetz geworben.

Der Europäische Green Deal wird nun Realität, jetzt gilt es die notwendigen Maßnahmen für die Land- und Forstwirtschaft, für Flüsse und Moore, für Städte und das Meeresökosysteme zügig und mit Sachverstand umzusetzen.

„Was sich heute in Brüssel abspielte, war an Spannung nicht mehr zu überbieten“ sagt Hanspeter Staffler von den Grünen. „Es handelt sich um eine Jahrhundertentscheidung für die Gesundheit der Umwelt und für die Gesundheit der Menschen, wir sind alle sehr glücklich“ fügt Staffler hinzu.

Vor ein paar Tagen noch hat die SVP-Lega-Mehrheit den Beschlussantrag der Grünen für mehr Klimabäume mit fadenscheiniger Begründung abgelehnt, jetzt schreibt das EU-Renaturierungsgesetz Klimabäume in Städten, Dörfern und Gewerbezonen vor. Am Ende hat die Vernunft gesiegt!

BZ, 12.07.2023

Landtagsabgeordnete
Hanspeter Staffler
Brigitte Foppa
Riccardo Dello Sbarba