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Offene Streitkultur ist produktiver als Klagen hinter vorgehaltener Hand

arztutensilienDie Studierenden und angehenden ÄrztInnen, die letzte Woche mit einem Offenen Brief aufgetreten sind, haben aus dem Sanitätsbetrieb und vom Gesundheitsressort zunächst scharfe, auch beleidigte Kritik erfahren: Polemisch, ungerecht, gespickt mit Fehlurteilen sei die Stellungnahme der 158 Unterzeichnenden. Dabei hat die erfrischende Polemik vor allem eines bewirkt: Kritik, Jammern und Ressentiments hinter vorgehaltener Hand wurden beendet zugunsten einer offenen Auseinandersetzung um die Zukunft von Südtirols Gesundheit, die aus der Sicht des ärztlichen Nachwuchses vor allem eines war – ein Gesprächsangebot.
Es war daher die einzig sinnvolle Reaktion, dass Landesrätin und Generaldirektion nach anfänglicher Verschnupftheit die Erstunterzeichnenden zu einer Aussprache gebeten haben, um die Wünsche und Forderungen zu präzisieren. Noch erfreulicher, dass die VetreterInnen das Angebot genutzt und ihre Anliegen klar auf den Tisch gelegt haben.
Der unmittelbare Dialog mit den künftigen Ärztinnen und Ärzten ist der wichtigste Weg, um ihnen Perspektiven zu bieten und Südtirol als Arbeits- und Lebensort aufzuwerten. Wenn der jetzt eröffnete Gesprächskanal produktiv genutzt wird, besteht Hoffnung, dass der drohende Ärztemangel abgeschwächt wird, mehr noch; dass junge Ärztinnen und Ärzte Südtirol und sein Gesundheitssystem als Chance nutzen können, anstatt es als Blockade für ihre Zukunft zu erleben.
24.1.2017
Hans Heiss, Brigitte Foppa, Riccardo Dello Sbarba

Unter diesem Motto fand am Samstag, 5. November 2016 im Palliativzentrum Martinsbrunn in Meran eine Dialogrunde zum Thema “Gärten und Therapie” statt.

klanggarten-martinsbrunnDie grüne Landtagsfraktion setzt sich seit Längerem mit der ökologischen Bedeutung von Gärten auseinander und hat dazu auch schon mehrfach politische Aktionen gesetzt. Gärten sind nicht aber nur Orte der Nachhaltigkeit und der Nahrungsmittelproduktion, sondern auch Stätten von Therapie und Genesung. Alle Menschen, junge und ältere, gesunde und kranke Leute, mit oder auch ohne Beeinträchtigung können davon Nutzen haben. Dem muss auch die Politik Rechnung tragen und hierzu bessere Voraussetzungen schaffen. Mit dieser Zielsetzung hat die Arbeitsgruppe Social&Green zusammen mit der Grünen Fraktion im Südtiroler Landtag eine Dialogveranstaltung organisiert.
Neben Informationen zu Gartentherapie und bestehenden Vorreiterbeispielen in Südtirol wurde auch an einem Forderungskatalog an die Politik gearbeitet. Das Thema der Gärten im Sozialbereich hat eine große Relevanz, wenn es auch immer noch als „neu“ wahrgenommen wird. So ermöglichen Gärten in Strukturen wie Seniorenheimen oder Kliniken mehr Durchlässigkeit zwischen Struktur und Gesellschaft, mehr Selbstbestimmtheit im Genesungsprozess und schließlich auch mehr Lebensqualität und positive Erlebnisse am Lebensende. Deshalb sollten künftig Strukturen im Sozial- und Gesundheitsbereich grundsätzlich mit Gärten und/oder Grünanlagen ausgestattet werden. Hierzu müssen die urbanistischen Voraussetzungen geschaffen werden. Vereine, die jetzt schon mit innovativen Gartenprojekten arbeiten, müssen gefördert werden, die Berufsbilder der GartentherapeutInnen und die entsprechenden Ausbildungswege geschaffen werden.
Die grüne Landtagsfraktion wird in der nächsten Zukunft entsprechende Vorschläge vorlegen – im Wissen, Gärten tun gut und die Gesellschaft braucht sie vermutlich immer mehr!
Es referierten:
Warum braucht unser Wohlstand einen Garten? – Edith Verginer, Gartentherapeutin
Die Wirkung von Musik, Klang, Farben auf die PatientInnen im Klanggarten – Andrea Gabis, Martinsbrunn, Meran
Der Garten der Sinne für naturnahe Erlebnisse im Alten- und Pflegeheim Latsch – Iris Cagalli, Direktorin des Seniorenwohnheims Latsch
Ein Garten für die Wiedereingliederung im Berufstrainingszentrum – Robert Erb, Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt
Ein Kunstgarten in der Onkologie in Bozen – Gruppo TERRAE
Moderation: Katharina Erlacher – Blufink
garten-onkologie foppa-tragust
Brigitte Foppa, Riccardo Dello Sbarba, Hans Heiss – Grüne Landtagsfraktion
Karl Tragust –  Sprecher Social&Green

Ein trauriger Tag für Südtirols Gesundheitspolitik, Anlass zum Rückblick in Dankbarkeit

iostoconvipiteno

Kundgebung und Demonstration #iostoconvipiteno im Sommer 2016


Heute schließt die Geburtenstation Sterzing: Der Termin ist kein Ruhmesblatt für die Gesundheitspolitik Südtirols, sondern ein Tag der Trauer und der Niederlage.
Wir Grünen haben die Debatte rund um die Schließung der Geburtshilfe Sterzing aufmerksam beobachtet. Wir sind davon überzeugt, dass hier eine falsche Zielrichtung eingeschlagen, eine fehl geleitete Strategie gewählt und denkbar schlecht kommuniziert wurde.
Der Beschluss der Landesregierung, die Geburtshilfe Sterzing mit 31.10.16 zu schließen, war ein dreifacher Fehlschlag, an den nochmals erinnert sei.
Die gesundheitspolitischen Gründe
Zu Beginn der Diskussion hatte die Landesregierung noch Sparmaßnahmen ins Feld geführt. Wenn auch heute vehement bestritten, war der Rationalisierungsdruck der erste angegebene Grund für das Vorhaben, die Geburtshilfe Sterzing zu schließen. „Wir fahren den Sanitätsbetrieb an die Wand“, so die plakative Aussage von Sanitätsdirektor Mayr bei der Anhörung im Landtag 2015. Nach großer Entrüstung der Bevölkerung, die Sparmaßnahmen anderswo besser angebracht sieht, setzte man in der Folge zuerst auf die Nichterreichung der Mindestzahl von 500 Geburten, dann auf fehlende Abdeckung der 4 Spezialisten laut Forderung des Ministeriums und schließlich auf den Ärztemangel.
Das Krankenhaus Sterzing setzte sich engagiert und erfolgreich dafür ein, nacheinander alle diese Kritikpunkte auszuräumen: die Leistungszahlen des Ministeriums wurden erreicht, die von Rom geforderten personellen und strukturellen Sicherheitsstandards erfüllt.
Die Frage stellt sich daher umso eindringlicher: Was wird mit der Schließung der Geburtshilfe Sterzing erreicht? Eine bestens ausgestattete und mit engagiertem Personal innovativ arbeitende Abteilung von größter Beliebtheit wird geschlossen, auf Vor- und Nachsorge reduziert. Nach Aussagen des Landeshauptmanns wird es keine Personaleinsparungen geben. Die Gebärenden werden nach Brixen umgeleitet, wo aber bereits jetzt personelle und infrastrukturelle Probleme bestehen.
Die lokal- und demokratiepolitischen Gründe
Die exzellente Qualität Sterzings im Bereich Geburtshilfe ist unbestritten, speziell unter Frauen. Die Attraktivität für die Gebärenden weit über das Wipptal hinaus war hoch: 2015 haben 193 Frauen aus den anderen Bezirken Südtirols in Sterzing entbunden. Für das Wipptal ist das Krankenhaus Sterzing, vorab seine Geburtshilfe, ein identitätsstiftender Fixpunkt. Nicht umsonst stellten sich der gesamte Bezirk und alle Gemeinderäte hinter das Team der Abteilung. Die Entscheidung der Landesregierung trifft die Wipptaler Identität ins Mark. Das wird sich demokratiepolitisch rächen und der Vertrauensverlust in die Volksvertretung wird über die SVP hinaus auch andere politische Kräfte treffen.
Die frauenpolitischen und frauengesundheitlichen Gründe
Die gesamte Debatte rund um die „Sicherheit“ der Geburt hat die hart erkämpfte Selbstbestimmung von Frauen während der Geburt leider weit zurückgeworfen. Die Geburt, existentieller Moment im Leben einer Frau, wurde in dieser Diskussion ihrer weitreichenden und ganzheitlichen Dimension beraubt und auf „Standards“ reduziert. Dem Bedürfnis und dem Recht der Frauen auf Sicherheit wird man damit am allerwenigsten gerecht. Sicherheit, das wissen Frauen und Hebammen am besten, umfasst nicht nur die Verfügbarkeit von medizinischem Fachpersonal und Hygiene, sondern auch Informationssicherheit, Entscheidungsfreiheit, Recht auf Individualität, auf Vor- und Nachsorge.
Dabei ist die Stimme der Frauen kaum jemals gehört worden. Das große Wort in der Diskussion führten vielfach Männer, Primare, so genannte Sicherheitsexperten. Sie haben ein weiteres Mal darüber entschieden, was für die Frauen das Beste ist.
Unser Dank gilt all jenen, die die Geburtshilfe Sterzing aufgebaut und sie auf den Standard geführt haben, für den sie weit über Südtirol hinaus bewundert und gesucht wurde. Große Anerkennung gilt Ärztinnen und Ärzten, Pflegekräften und Verwaltern, die sich tatkräftig für Aufbau und Erhaltung eingesetzt, oft darum gerungen haben. Besondere Dankbarkeit gilt den Hebammen, die in Sterzing ein Modell sanfter und ganzheitlicher Geburt entwickelt und gepflegt haben.
Tausende von Frauen und Kindern danken der Geburtshilfe Sterzing dafür, dass sie die wichtigsten Momente ihres Lebens als tief beglückend erfahren durften. Dieses große Verdienst erhellt auch einen traurigen Tag wie den heutigen Termin.
31.10.2016
Landtagsabgeordnete
Brigitte Foppa, Hans Heiss, Riccardo Dello Sbarba

visita OSP vipiteno (1)Die drohende Schließung der Geburtenstation Sterzing würde ein bestens funktionierendes, landesweit hoch geschätztes und zunehmend ausgelastetes Zentrum medizinischer Betreuung treffen: 280 Geburten im ersten Halbjahr 2016 sprechen eine deutliche Sprache und sind Ausdruck einer seit Jahrzehnten positiven Entwicklung, die nun offenbar radikal gekappt werden soll.
Mehr noch: Das Selbstbewusstsein und die Identität einer durch ihre Lage nicht verwöhnten, strukturell belasteten Region wie dem Wipptal hängen an der Geburtenstation Sterzing, deren Verlust von vielen Talbewohnern als persönlicher Schlag empfunden würde. Das Wipptal empfindet die Station auch als beruhigende Quelle eigener Vitalität, als wichtigen Beitrag der Talschaft zur Zukunft Südtirols.
Das Sicherheitsargument ist ebenso schwach wie die Kosten überschaubar, zudem würde die geforderte ärztliche Versorgung laut interner Auskunft rundum garantiert.
Nun aber sehen sich das Vertrauen und die Dankbarkeit zahlloser Frauen, von Müttern und Pflegerinnen zutiefst enttäuscht. Diesen Schlag würden sie, mit vielen Bürgerinnen und Bürgern des ganzen Landes, weder begreifen noch den Verantwortlichen jemals verzeihen.
Landtagsabgeordnete
Brigitte Foppa
Hans Heiss
Riccardo Dello Sbarba
Bozen, 28. Juni 2016

Solidarität mit Reinhold Perkmann!

südtiroler sanitätsbetriebWas zunächst kaum glaubhaft schien, hat heute tatsächlich stattgefunden: Das Disziplinarverfahren gegen Primar Dr. Reinhold Perkmann vor dem Disziplinarausschuss des Sanitätsbetriebs Bozen.
Auch wenn die Anklagepunkte nicht näher bekannt sind, so hat sich Perkmann offenbar zu Schulden kommen lassen, gegen die Anordnungen der Generaldirektion aktuelle Problemlagen in der Sanität offen kritisiert und sich in einem Schreiben direkt an die Landesrätin gewandt zu haben.
Es mag durchaus sein, dass der Primar in seinen Äußerungen die Bahnen disziplinarischer Ordnung verlassen hat, wer jedoch Reinhold Perkmann kennt, weiß, dass sein offenes Wort stets der Sorge um die Sache entspringt, anstatt der Lust an unnützer Polemik.
Der Flurschaden, der durch diese Formen der Disziplinierung im bereits verunsicherten Sanitätsbetrieb angerichtet wird, ist weit größer als dies durch die vom Primar vorgebrachte Kritik je möglich wäre. Mehr noch: In der „lichtvollen“ Ära Kompatscher wird so ein Meinungsklima geschaffen, dass an die dunklen Kapitel der Ära Durnwalder erinnert, als missliebige Beamte systematisch kalt gestellt wurden.
Im Sinne der Meinungsfreiheit ist das Vorgehen der Generaldirektion und des Disziplinarausschusses nicht zu billigen, vielmehr scharf abzulehnen als Ausdruck eines Führungs- und Diskussionsstils, der der Vergangenheit angehören sollte. Und unsere Solidarität gilt einem Mitarbeiter des Sanitätsbetriebs auch dann, wenn er aufgrund seiner hochrangigen Position weit besser als andere in der Lage ist, sich zur Wehr zu setzen.
8.01.2016
Hans Heiss, Brigitte Foppa, Riccardo Dello Sbarba

LH Kompatscher müsste den Wert der kleineren Stationen unter 500 Geburten nicht nur der Ministerin, sondern der eigenen Gesundheitsverwaltung erklären.
visita OSP vipiteno (1)Die Absicht von Landeshauptmann Arno Kompatscher, in der kommenden Woche die Qualität der kleinen Geburtenstationen in Südtirol und die Notwendigkeit deren Erhaltung dazulegen, ist gewiss begrüßenswert. Dass die drei kleineren Krankenhäuser, die die ominöse 500-Geburten-Grenze bis auf Innichen nur knapp verfehlen, hervorragende Arbeit leisten, ist bekannt und sollte sich auch der zuständigen Ministerin vermitteln lassen.
Falls der Nachweis gelingt, dass die vorliegenden Standards im Hinblick auf Technik und Sicherheit sehr gute Resultate erbracht haben, dürfte auch Ministerin Lorenzin neue Spielräume gewähren.
Freilich müsste der Landeshauptmann jene Überzeugungskraft und Argumentationsstärke, die er gegenüber der Ministerin ins Feld führen will, auch der zentralen Sanitätsdirektion in Bozen vermitteln. Dort herrscht die größte Skepsis gegen eine Lösung, die nicht sklavisch den Vorgaben der Staat-Regionen-Konferenz folgt, sondern in Europa bewährte Sicherheitsstandards auch in kleineren Geburtenstationen gewährleistet sieht.
Auch wenn man jetzt versucht, wie immer die „böse Stiefmutter Rom“ ins Felde zu führen, so sollte man nicht vergessen, dass gerade unter den den „Fachleuten“ der Landesregierung, das war während der Landtagsanhörung zur Sanitätsreform klar vernehmbar, der größte Widerstand zu suchen ist. Dort fände sich wohl auch die Lösung des Problems.
Bozen, 20.02.2015
Brigitte Foppa, Hans Heiss, Riccardo Dello Sbarba

Anhörung zur Sanitätsreform:
Viele ExpertInnen, viele offene Fragen

DSC_0041Am heutigen 27.11. fand die von uns Grünen durchgesetzte Landtagsanhörung zur Gesundheitsreform als eine von der Landesrätin gestaltete Informationsveranstaltung statt. Parallel dazu lief vor dem Landtag eine friedliche Kundgebung der BürgerInnen, die – von eisernen Barrieren völlig unnötig in Zaum gehalten – gegen die (teilweise) Schließung der Krankenhäuser in Schlanders, Innichen und Sterzing protestierten. Nach den Polemiken der letzten Tage wurde immerhin eine Live-Übertragung der Anhörung organisiert.
Im Landtag wurden erwartungsgemäß von Seite des Gesundheitsressorts die Reformvorlagen aus anderen Regionen und Ländern vorgestellt, die die Zielsetzungen der Südtiroler Reform durch ihr Vorbild untermauern sollten. Auch theoretisch-philosophische Überlegungen, etwa dazu, dass die Medizin grundsätzlich dabei sei, sich „zu industrialisieren“, flossen in die Vorträge ein – eine nicht nur für uns wenig wünschenswerte Horrorvision. Auch die These, dass Sicherheitsstandards bei Geburten überhaupt nur in Großkrankenhäusern gewahrt sehen, wurde zwar autoritativ, aber nicht voll überzeugend vorgetragen. Für eine kritische Sicht der Reform war auf der Podiumsseite kein Platz – diese blieb dem Publikum im und vor dem Landtag vorbehalten.

  • Unsere Bilanz zu dieser Informationsveranstaltung:
    Endlich wurden auch dem Südtiroler Landtag die Leitlinien der Reform vorgestellt, garniert mit Expertenmeinungen aus Nord und Südost. Nicht erschlossen hat sich uns auch nach dem heutigen Tag die tiefere Zielsetzung der Reform und worin der wahre Gewinn für das Land bestehen wird.
  • Der Sparzweck allein kann es nicht sein – auch weil selbst die Landesrätin hierzu meinte, man müsse genaue Sparziele und -ansätze noch vertiefen. Zudem ist Südtirols Gesundheit im internationalen Vergleich durchwegs kostengünstig.
  • Ebenso wenig überzeugte der Sicherheitsdiskurs im Hinblick auf die Abteilungen der Geburtshilfe, während die Verwaltungsreform echte Rationalisierungschancen bietet.

Klar hervor ging aus der Anhörung, dass die Gegenüberstellung zwischen dem Bozner Krankenhaus und den kleineren Krankenhäusern wenig fruchtbar ist. Die bisherige Debatte hat noch nicht thematisiert, dass ein sattes Viertel der gesamten Einsparung in Zukunft vom Krankenhaus Bozen kommen soll. Der letzthin entstandene, unselige Konkurrenzkampf zwischen „Groß“ und „Klein“, und „Zentrum“ und „Peripherie“ ist dringend zugunsten einer einvernehmlichen Sichtweise zu überwinden.DSC_0078
Nun liegt es am Gesundheitsressort, die Ergebnisse der Anhörung zu bewerten, vor allem aber die aus den Bezirken gelieferten Vorschläge eingehend zu prüfen. Die Reform der Zukunft entsteht nicht durch radikale Schnitte, sondern durch viele kleine Maßnahmen der Optimierung, deren Ergebnis erstaunlich wirkungsvoll sein kann, durch bessere Zusammenarbeit und im offenen Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern.
Brigitte Foppa, Hans Heiss, Riccardo Dello Sbarba
BZ, 27.11.2014

AssistenzaSanitariaSeit Wochen beobachten wir einen nie dagewesenen und absolut stümperhaft geführten Reformversuch im Sanitätswesen. Der Schlingerkurs der SVP samt neopaternalistischem Machtgehabe gegenüber der Landesrätin, die zuerst vorgeschickt und dann „zurück gepfiffen“ wird, ist nicht mehr mit anzusehen. Insbesondere schadet die Unsicherheit, die von der nicht erkennbaren Zielrichtung ausgeht, aber dem Gesundheitswesen selbst. Denn wie jede/r PatientIn leidet auch jedes System, wenn an ihm „herumgedoktert“ wird, ohne dass zuerst eine Diagnose vorgenommen und ein klar erkenntlicher Therapieprozess vorgezeichnet wird.
Während man offenbar innerhalb der Landesregierung nicht weiß, wohin man sich wenden soll, haben die Bezirke indessen klare Forderungen erhoben und der Ruf aus der Bevölkerung lässt keine Fragen offen. Auch wenn Einsparungen unumgänglich sind, so sollen die Krankenhäuser in Innichen, Sterzing und Schlanders erhalten bleiben. Die Landesregierung, so der allgemeine Befund, soll auf einer ihrer Rompilgerreisen hierfür eine Ausnahmeregelung erwirken – im Übrigen ist es absurd, dass ein derart heterogenes Land wie Italien überall die gleichen Standards ansetzt.
Wir haben zu diesem Thema im Rahmen des „Omnibusgesetzes““ eine Tagesordnung vorgelegt, in der wir die Aussetzung der Schließungsdrohung fordern, vor allem aber die Offenlegung der Datenlage, die Entwicklung eines Gesamtkonzepts und die transparente Diskussion darüber im Landtag.
Wir glauben an die Sinnhaftigkeit der Basisversorgung vor Ort, insbesondere was die Geburtenstationen angeht. Und wir wenden uns entschieden gegen das Ausspielen des Krankenhauses Bozen gegen jene im ländlichen Bereich. Von der Landesrätin und von der Landesregierung erwarten wir uns eine moderne, planvolle Vorgehensweise und die Einsicht, dass Sparen nicht auf dem Rücken der Volksgesundheit erfolgen darf.
Brigitte Foppa
Hans Heiss
Riccardo dello Sbarba
BZ, 07.10.2014

1. Hilfe KH Bozen
Über die untragbaren Zustände in der Ersten Hilfe des Bozner Krankenhauses wird regelmäßig berichtet
Zu beklagen ist insbesondere:

  • die Örtlichkeit (die Erste Hilfe ist in einer Art Garage untergebracht, es ist zugig, Gase und Zigarettenrauch dringt vom Einfahrtsbereich herein);
  • die Organisation (beinahe jedeR PazientIn muss mehrere Durchläufe bewältigen und vor jeder Station gelten oft lange Wartezeiten, es gibt kein Nummernprinzip, weswegen man nie weiß wann man dran kommt und folglich kann man sich auch nicht entfernen);
  • die räumliche Ausstattung (die Station ist viel zu klein, die Sitzplätze reichen nicht aus, Liegen und Rollstühle sind zwischen den Sitzen deponiert und die liegenden Patienten haben keinerlei Privatsphäre, Tapeten brechen herunter, das Mauerwerk ist kaputt, es gibt keinerlei Versorgungsmöglichkeiten während der langen Wartezeiten);
  • die personelle Ausstattung (die Erste Hilfe ist offensichtlich unterbesetzt);
  • die Unklarheit über Begleitpersonen (uns wurde von Krankenpflege- bzw. vom ärztlichen Personal völlig unterschiedliche Auskunft darüber gegeben darüber, ob PatientInnen von einer Vertrauensperson in die Station begleitet werden darf oder nicht)
  • die Tatsache, dass am Ende einer womöglich langen Wartezeit auch noch hohe Parkgebühren zu entrichten sind.

Wir haben in dieser Angelegenheit eine Landtagsanfrage mit folgenden Fragen gestellt:

  1. Wie wertet die Landesregierung die allgemeine Situation der Ersten Hilfe in Bozen?
  2. Wie kommentiert sie die angesprochenen Problempunkte?
  3. Welche Vorhaben sind im Hinblick auf die räumliche und logistische Situation der Ersten Hilfe Bozen geplant und in welchem Zeitrahmen bewegen sich diese Vorhaben?
  4. Wird in der Zwischenzeit zumindest mit einem Warteschlangenkontrollsystem und einem Getränkeautomaten die schlimmsten Unannehmlichkeiten von langen Wartezeiten gemildert?
  5. Wie sind Personalschlüssel und Turnusdienst geregelt, welche durchschnittlichen Wartezeiten gelten?
  6. Wie ist das Begleiten von PatientInnen geregelt? Besteht Aussicht darauf, dass auch die PatientInnen selbst hierzu entscheiden dürfen?
  7. Ist eine Befreiung von den Parkplatzgebühren zumindest ab einer gewissen Anzahl von Wartestunden geplant?

Zugleich fordern wir die Landesregierung auf, in dieser für Bürgerinnen und Bürger so wichtigen Angelegenheit dringend tätig zu werden. Erste Hilfe für die Erste Hilfe tut not!
BZ, 25.08.2014
Brigitte Foppa
Riccardo Dello Sbarba
Hans Heiss

Hans Heiss und Riccardo Dello Sbarba

Hans Heiss und Riccardo Dello Sbarba

Die Landesregierung hat heute die Südtirol Informatik damit beauftragt, ein Landesgesundheitssystem zu entwickeln: Grundsätzlich wäre dies eine gute Nachricht, da der Datentausch zwischen des Krankenhäusern, Gesundheitssprengeln und Basisärzten des Landes endlich reibungslos funktionieren sollte. Ein Durchbruch in diesem Bereich ist überfällig, da ein zügiger Fluss von Patienten- und Krankendaten innerhalb der vier Bezirke seit 10 Jahren angekündigt, aber noch nie zur Gänze verwirklicht wurde. Der Datentransfer wichtiger Patientenunterlagen etwa zwischen den Krankenhäusern Meran und Bruneck ist bis heute nicht möglich. Teilerfolge wie die einheitliche Vormerkstelle für fachärztliche Leistungen oder der Datentausch Bruneck-Brixen täuschen nicht darüber hinweg, dass die flächendeckende Informatisierung auf Landesebene bis jetzt Flickwerk mit unterschiedlichen EDV-Lösungen geblieben ist.

Die bisherigen Anläufe haben bis Jänner 2013 den stolzen Betrag von 6, 2 Mio. € gekostet; es bleibt zu hoffen, dass die Südtirol-Informatik die heillos verworrene Situation endlich bereinigt – effizient und kostengünstig im Sinne von Patienten, Ärzten und Pflegepersonal.

 

Hans Heiss
Riccardo dello Sbarba

Bozen, 26. August 2013