Ein neues Kontrollsystem für den Schutz der Gesundheit
Es regnet nicht und die Luft ist immer verschmutzter. Das Kontroll- und Informationssystem der Landesagentur für Umwelt entspricht nicht den Anforderungen des Gesundheitsschutzes und muss dringend an die Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation angepasst werden.
Die Grüne Fraktion hat zu diesem Thema einen Beschlussantrag vorgelegt, der detailliert die Defizite des aktuellen Systems und die notwendigen Neuerungen aufzeigt.
[gview file=“http://www.verdi.bz.it/wp-content/uploads/2015/12/2015-12-13-monitoraggio-aria.pdf“]

Weihnachtsmärkte: Grenzen des Wachstums sind überschritten
„Das letzte Wochenende hat den Südtiroler Weihnachtsmärkten neue Rekorde beschert: Die Städte Südtirols sind von Hunderttausenden von Besuchern überrannt worden, Tausende von Autos, Bussen und Campern haben Straßen und Parkplätze verstopft. Kaufleute, Standbetreiber und Gastwirte haben keinen Grund zur Klage, denn die Kassen haben diesmal wirklich geklingelt.
Wohl aber klagen viele Einheimische über den Trubel und die Menschenmassen. Sie haben den Eindruck, dass die Städte nicht mehr ihnen gehören und dass die Adventsstimmung endgültig im Trubel versinkt.
Bedenklich und ungerecht sind vor allem folgende Fakten:

  • Die geschäftlich nicht am Weihnachtsmarkt beteiligten Bürgerinnen und Bürger sind in ihrer Mobilität und Lebensqualität drastisch eingeschränkt;
  • Die im Winter drohende Luftverschmutzung wird durch den Aufmarsch Tausender von Campern und Bussen in bestimmten Stadtteilen weiter verschlechtert;
  • Die verstopfte Autobahn von Sterzing bis Verona ist eine massive Emissionsquelle;
  • Die sozialen Kosten für Verkehrsregelung und Müllentsorgung durch Hunderte von Einsatzpersonen belasten die Allgemeinheit, die Vorteile kommen nur einer beschränkten Gruppe Interessierter zugute.“

Die obangeführte Aussendung der „Grünen/Verdi/Vërc“ stammt nicht vom letzten Wochenende, sondern ist exakt 12 Jahre alt und datiert vom 9. Dezember 2003 (gezeichnet: Hans Heiss, Cristina Kury, Sepp Kusstatscher).
Ihr ist wenig hinzuzufügen, zumal die Luftqualität auch heuer im Hinblick auf Feinstaub und CO2-Emissionen in den roten Bereich geführt hat.
Auch wenn der Weihnachtsmarktsboom 2015 auf Wiederbelebung der Konjunktur verweist und Tourismus und Handel beflügelt, so sind die Auswüchse doch kein Ruhmesblatt des „Klimalands“ Südtirol.
Die Grünen im Landtag fordern Gemeinden und Landesverwaltung auf:

  • bei Überschreitungen der Luftmesswerte im Sinne des Gesundheitsschutzes sofort zu reagieren;
  • Sorgen und Ärger der BürgerInnen ernst zu nehmen und die Verträglichkeit bzw. Akzeptanz der Weihnachtsmärkte durch Befragungen und Erhebungen zu prüfen;
  • eine Neubewertung der Märkte vorzunehmen, um die Interessen der Betroffenen wirksam zu schützen.
    Insbesondere plädieren wir dafür, die Dauer der Märkte (wieder) auf die Vorweihnachtszeit zu beschränken. Damit würde ihnen ein kleines Stück Authentizität gegeben, die Belastung für Klima und Menschen würde eingeschränkt – und die „stillste Zeit im Jahr“ könnte zumindest ab dem 24.12. ein wenig nachgeholt werden.

Landtagsabgeordnete
Hans Heiss, Brigitte Foppa, Riccardo Dello Sbarba
Bozen, 9.12.2015

autobahn-stauGerade in den Tagen, in denen in Paris die vielleicht letzte (globale) Chance genutzt wird, die Erderwärmung in erträglichen Grenzen zu halten, erreichen uns diesbezüglich zwei schlechte (lokale) Nachrichten.
So hat sich offenbar unser Mobilitätslandesrat Mussner erstens gegen das sektorale Fahrverbot ausgesprochen, das in Tirol von der dortigen Landesregierung massiv voran getrieben wird und das auf den „Lufthunderter“ folgen soll. Zwei Maßnahmen, die kombiniert gesehen müssen und die gerade deshalb auch die Akzeptanz der Bevölkerung finden. (s. Tiroler Tageszeitung, 20.11.15) Bei uns werden mit dieser ablehnenden Haltung implizit alle wohltönenden Aussagen zu Klima, Nachhaltigkeit, Energieeinsparung und Kostenwahrheit Lügen gestraft. Wir erinnern daran, dass der Verkehr bei der Klimabilanz mit gut 1/3 zu Buche schlägt und dass neben CO2 auch die Stickoxidbelastung gerade in unserem Land zu einem Großteil aus dem Schwerverkehr auf der Brennerautobahn stammt.
Zweitens erfahren wir heute, dass in Österreich beschlossen wurde, die bestehenden Mautgebühren für LKWs auf der Brennerstrecke zu reduzieren. Dies geschah wohl, um der Wegekostenrichtlinie der EU Rechnung zu tragen. Trotzdem befürchten wir vor allem eines, nämlich, dass die Magnetwirkung der Autobahnstrecke Verona-München noch weiter verstärkt wird. Wenn nämlich die Preise in Italien nicht angehoben werden und zugleich die Treibstoffpreise in Österreich so billig bleiben, wird die Brennerlinie immer günstiger im Vergleich zur Gotthard-Route werden – und massenhaft Verkehr anziehen.
Unsere Forderung kann daher nur in eine Richtung gehen: Wir müssen die Maut in Italien anheben (in Italien wird die genannte Richtlinie NICHT ausgereizt!), um die Brennerlinie nicht noch attraktiver zu machen. Verkehrspolitische Maßnahmen sind genau das. Wir haben hierzu klare Erwartungen an unsere Landesregierung.
Bozen, 2. Dezember 2015
Brigitte Foppa, Hans Heiss, Riccardo Dello Sbarba – Landtagsabgeordnete

Tourismuspolitik muss darauf reagieren.
SommertourismusDas Sommerhalbjahr 2015 hat nach jüngster ASTAT- Statistik mit einem Rekord abgeschlossen: Mit 18,3 Mio. Nächtigungen ist dies der stärkste Sommer in der Tourismusentwicklung Südtirols, die warme Saison erzielt rund 64% der Jahresnächtigungen von ca. 29 Mio. Sorgenkind bleibt der Süden Südtirols; dessen seit Jahren geschwächte Tourismusentwicklung sogar im Rekordsommer 2015 weiter abgesunken ist.
Damit ist neuerdings klar, dass das wärmere Halbjahr gegenüber dem Winter anhaltend auf der Überholspur ist. Für den Erfolg gibt es drei Motive:
Zwei Gründe für die Steigerung liegen im Jahrhundertsommer 2015 und in der wirtschaftlichen Erholung Norditaliens, die vor allem dem Puster- und Gadertal, Gröden und der Seiser Alm zugute kommt.
Die Bedeutung des Winters schrumpft stetig: Das veränderte Klima und die Vorlieben der Gäste schwächen die Bedeutung des Wintertourismus zugunsten des Sommers.
Politik, Gemeinden und Tourismusbranche müssen auf den Boom des Sommers reagieren: Bei Sommergästen genießen möglichst unberührte Landschaft und intakte Natur hohe Priorität, während die winterliche Hochrüstung und die Übererschließung durch Aufstiegsanlagen eine starke touristische Minderheit anspricht. Die Klimaveränderung tut ein Weiteres: Das auch im Sommer relativ temperierte Südtirol wird in der heißen Jahreszeit zunehmend stärker frequentiert werden. Die Devise lautet: Landschaft und Natur sind mehr denn je zu erhalten, zu schonen und zu pflegen; Übererschließung und Lärm schaden ihnen und dem Tourismus!
Fazit: Der Sommertourismus behauptet sich gegenüber dem Winter zunehmend als attraktivere Saison, dementsprechend genießen die Erhaltung von Natur- und Kulturlandschaft mehr denn je Priorität.
Bozen, 1. Dezember 2015
Hans Heiss
Riccardo Dello Sbarba
Brigitte Foppa

Es braucht Information, Maßnahmen, einen konkreten Gesamtplan – und Mut und Begeisterung zur Umsetzung!

DSC_0323  Heute beginnt in Paris COP21, die Internationale Klimakonferenz, auf der weltweit große Hoffnungen ruhen. Lange schon sorgt sich die Umweltbewegung international über die globale Klimaveränderung und weist auf die Fragilität der Erdatmosphäre hin. Ihr Engagement erzielte wichtige Erfolge, etwa das Verbot der Ozonkillergase, den Ausbau der erneuerbaren Energien, die Überwachung des Schadstoffausstoßes der Industrie usw. In den letzten Jahren, bedingt durch nicht mehr zu leugnende Auswirkungen des Treibhauseffekts, ist das Bewusstsein rund um die Erderwärmung (euphemistisch gerne „Klimawandel“ genannt) allgemein gestiegen. Man weiß inzwischen Bescheid über die fatalen Langzeitfolgen der allgegenwärtigen fossilen Verbrennung (CO2) und des Methanausstoßes.
Über die Handlungsnotwendigkeiten und deren Umsetzung hingegen besteht geringere Einigkeit.2015 11 30 marcia clima bz - ric+flor
Denn der krasse Widerspruch zwischen den Bedürfnissen der Natur (dazu gehört auch das Weltklima) und dem Wachstumsdiktat der Wirtschaft dauert leider weiterhin an. An der Handlungsfähigkeit der Politik und der Verantwortungsübernahme für die kommenden Generationen werden wir den Erfolg der Klimakonferenz und die internationale politische Führungsebene messen können.
Auch Südtirol, bekanntlich Teil der Welt, wird in diesen Tagen aufmerksam nach Paris schauen.
Es ist dies eine gute Gelegenheit, um unsere eigene Haltung und Glaubwürdigkeit als (zumindest wunschweise) nachhaltig lebende Alpenregion zu überprüfen. Denn einerseits wurde ein guter Weg beschritten, etwa im Hinblick auf erneuerbare Energien (durch die weitreichende Nutzung der Wasserkraft) oder in Sachen Mülltrennung (durch das aufmerksame Bewusstsein der Bevölkerung).
Andererseits wissen wir nicht, wie wir innerhalb der nächsten 4 Jahre das angepeilte CO2-Level von 4 t/Person/Jahr (s. Klimaplan 2050) erreichen sollen. Es finden sich übrigens im Internet wenige und widersprüchliche Zahlen zur derzeitigen Situation. Der letzte von uns gefundene Wert zur CO2-Emission in Südtirol ist der ASTAT-Wert von 6.3 t (2009). Der Klimaplan der Gemeinde Bozen allerdings geht von 9,7 t/Jahr aus – das sind gravierende Unterschiede, die wohl auch darauf zurückzuführen sind, ob man ehrlicherweise den Verkehr mit einrechnet.
Laut diesen Zahlen sind wir vom 4-t-Ziel weit entfernt und die Maßnahmen dringlichst anzugehen. Da die Gesamtemissionen der SüdtirolerInnen etwa je zu einem Drittel aus der Mobilität und aus elektrischer bzw. thermischer Energie stammen, ist klar, dass an vielen Faktoren anzusetzen ist.
Doch harrt der Klimaplan des Landes der Konkretisierung und konkreter Umsetzung, insbesondere was den CO2-Ausstoß durch Individual- und Schwerverkehr betrifft. Die Stickoxidgrenzwerte werden jährlich überschritten. Der von der Landesregierung vorgeschlagene Ausbau des Flugverkehrs straft leider alle hehren Aussagen zum Klimaschutz Lügen: Flugzeuge bleiben die größten Klimaschleudern unter den Verkehrsmitteln. (Vergleichszahlen laut Landesregierung: Flugzeug: 380 g/km/Person; Zug: 40 g/km/Person; Bus: 20 g/km/Person).DSC_0333
Doch auch am Heiz- und zunehmend, bedingt durch die wärmeren Sommer, auch am Kühlverbrauch der Gebäude wird anzusetzen sein. Die oft ins Feld geführte weiterreichende Nutzung der Abwärme der Bozner Müllverbrennungsanlage überzeugt uns in diesem Zusammenhang nicht, da sie im Gegensatz zu einer sinnhaften und nachhaltigen Müllsparpolitik steht. Allerdings warten wir auch in diesem Sektor auf Aktualisierung: Der Abfallbewirtschaftungsplan ist seit dem Jahr 2005 nicht mehr auf den laufenden Stand gebracht worden!
Klimaschutz ist nicht nur Aufgabe der Politik, sondern auch der Bevölkerung selbst. Alarmrufe und Solidaritätsbekundungen für das Weltklima in diesen Tagen zeigen, dass das Anliegen gefühlt ist. Wir erwarten uns daher von der Landesregierung, dass sie die Daten zur Südtiroler Klimabelastung umfassend bekannt macht, damit das Bewusstsein unser aller Verantwortung gestärkt wird.
Daneben bedarf es aber echter und dauerhafter politischer Anstrengung, die Ziele von Klimaplan Energie 2050 umzusetzen. Und ein wenig Mut und Begeisterung für eines der wichtigsten und langfristigsten Ziele von Politik und Gesellschaft – die sind wohl auch dringend gefragt.
Anlagen: Anfrage zum Stand der Umsetzung Klimaplan 2050 und zwei Beschlussanträge (Klimaschutz: bitte Türen schließen und Gärten als Menschenrecht), die wir in dieser Landtagssitzung zur Abstimmung bringen werden.
30.11.2015
L.Abg.
Brigitte Foppa
Hans Heiss
Riccardo Dello Sbarba

fiocco-bianco-violenza-donneAnlässlich des heutigen Tages gegen Gewalt an Frauen zeigt die Grüne Fraktion mit einem Beschlussantrag konkrete Maßnahmen auf, die sich gegen Menschenhandel und Zuhälterei richten.
Gestern hat das Landesstatistikamt daran erinnert, dass unser Land hinsichtlich der Gewalt an Frauen kein unbescholtener Fleck Erde ist: 30% der Frauen geben an, physischer oder sexueller Gewalt vom Partner, Expartner, Bekannten, Kollegen, Verwandten oder unbekannten Personen ausgesetzt gewesen zu sein. Es handelt sich hierbei immer um Gewalt, die von Männern auf Frauen ausgeübt wurde. Auch die nationalen und internationalen Medien berichten tagtäglich über Gewaltakte, die von den schrecklichsten Formen wie Mord, Vergewaltigung, Schlägen, Nötigung und häuslicher Gewalt bis hin zum Ausdruck des Missfallens über den weiblichen Körper an sich reichen. Eine aktuelle Studie des Europarats bestätigt, dass die männliche Aggressivität der häufigste Grund für gewaltsamen Tod und die bleibende Invalidität von Frauen zwischen 16 und 44 Jahren auf der ganzen Welt ist.
Die Männer müssen gegen Gewalt an Frauen ihre Stimme erheben und Verantwortung übernehmen. Es darf kein schweigendes Einverständnis geben, denn Gewalt entsteht auch durch die Gleichgültigkeit derjenigen, die Gewalt sehen, diese aber verschweigen.
Zum heutigen internationalen “Tag der weißen Schleife” für die Beseitigung der Gewalt an Frauen hat die Grüne Fraktion einen Beschlussantrag eingerichtet, der einen Aspekt dieser grausamen Realität aufgreift: die auf Zuhälterei basierende Gewalt. Prostituierte, häufig Ausländerinnen, sind die Frauen, die Gewalt am ehesten ausgesetzt sind und gleichzeitig am schwächsten sind.
Es ist eine Illusion, zu glauben, dass eine Frau, die sich prostituiert, dies aus freier Entscheidung heraus tun würde. Viele Männer denken leider so, jedoch ist die Realität oft eine andere. In der Mehrzahl der Fälle geht Prostitution mit Armut, Gewalt, Menschenhandel und Zuhälterei einher. Die Freier verschließen vor dieser Situation häufig die Augen und machen sich somit objektiv zum Mitwisser und Komplizen von Gewalt.
Der Beschlussantrag der Grünen schlägt dem Land eine Aufklärungs- und Bewusstseinskampagne vor, die über die Realität der Prostitution, des Menschenhandels und der Freier im Land Südtirol informiert. Damit sollen diejenigen sensibilisiert werden, die weiblichen Opfern von Gewalt, Menschenhandel und Zuhälterei begegnen, sich ihrer Umstände bewusst werden und Verantwortung übernehmen.
Bozen, 25.11.2015
Riccardo Dello Sbarba
Hans Heiss
Brigitte Foppa

PalabirnAnfrage an Landesrat Theiner.
Nördlich der Fraktion Lichtenberg in der Gemeinde Prad im Vinschgau liegt unmittelbar vor der kleinen dörflichen Siedlung ein Anger mit hochstämmigen Palabirnbäumen: Die elf mächtigen Bäume bilden eine Streuobstanlage, die in reizvollem Kontrast steht zum umliegenden Intensivobstbau und die seit 200 Jahren das dörfliche Ensemble von Lichtenberg kulturlandschaftlich ideal ergänzt. Die Anlage mit gesunden, noch für Jahrhunderte lebensfähigen Bäumen, bildet den Vordergrund des kompakten Dorfkerns, der Schlossruine Lichtenberg, mit dem dahinter sichtbaren Ortlermassiv und formt ein Ortsbild von besonderem, kaum mehr wieder zu findendem Reiz. Als Kulturpflanze bietet die Palabirne mit ledriger Schale, intensivem Aroma und süßlichem Fruchtfleisch hohen Nährwert und reizvollen Geschmack, sie gilt als Inbegriff von Regionalität.
Nun soll Lichtenbergs landesweit einzigartiger Palabirn-Anger einem Vorhaben geförderten Wohnbaus weichen, da der Eigentümer des Grundstücks die Liegenschaft abgetreten hat, um darauf vier Wohneinheiten zu errichten; auch die bereits im Dorfkern vorhandene Feuerwehrhalle soll auf das Grundstück ausgelagert werden.
Der Gemeinderat Prad hat ab Anfang 2014 entsprechende Beschlüsse gefasst und die Abänderungen des Flächenwidmungsplans zum Bauleitplan (BLP) beschlossen. Die im Mai 2015 neu gewählte Gemeindeverwaltung hat den angelaufenen Umwidmungsprozess bruchlos fortgesetzt, ohne die Rechtsmittel einzulegen, die ihr noch zur Verfügung gestanden wären: So wurden Abänderungen des Flächenwidmungsplanes und der Durchführungsbestimmungen zum BLP, die Einleitung der Enteignungsverfahren ebenso beschlossen wie die Termineröffnung für die Einreichung von Gesuchen verabschiedet, auch die entsprechende Kundmachung für die Zuweisung geförderten Wohnbaus bereits veröffentlicht. Bedauerlicherweise hat die Landeskommission für Natur, Landschaft und Raumentwicklung am 17. September 2015 der Abänderung zum BLP zugestimmt, da die Gutachten der Landesämter zur Wildbach- und Lawinenverbauung ebenso positiv waren wie jenes des Landesamts für Gewässerschutz.
Ein Gutachten des Landesamts für Landschaftsökologie wurde leider nicht eingeholt, auch waren Vertreter des Amtes bei der Kommissionssitzung nicht anwesend. Nun besteht akute Gefahr, dass angesichts der fast abgeschlossenen Verfahren dieses Juwel der Vinschgauer Kulturlandschaft weitgehend zerstört wird. Der sich abzeichnende Verlust wäre umso schmerzlicher, da
im Einzugsgebiet der Fraktion genügend andere Gebäude der Wiedergewinnung harren;
die Feuerwehr bereits über eine, nur mäßig beengte Halle verfügt;
der geschlossene Charakter der Siedlung aufgebrochen würde.
Die vorgesehene Überbauung des Angers spräche daher zwar nicht rechtlich, aber inhaltlich den Prinzipien des künftigen, von Landesrat Theiner betriebenen Raumordnungsgesetzes ebenso Hohn wie der Erhaltung eines Herzstücks der Kulturlandschaft im Oberen Vinschgau.
Schließlich ist darauf hinzuweisen, dass in den Durchführungsbestimmungen zum BLP der Marktgemeinde Prad am 29. 6. 2006 die Fläche des Palabirn-Angers zwar als „Golfplatz“ bzw. Golf-Übungsanlage ausgewiesen wurde, dabei aber die „Schlägerung und Rodung der bestehenden Birnbäume ausdrücklich verboten“ wurde.
Die Restchance zum Schutz des Angers muss genutzt werden – dringend gefragt ist die Vermittlung des zuständigen Landesrats Theiner, der sich auch in seinem Heimatbezirk dem Schutz der Kulturlandschaft verpflichtet sehen wollte.
Daher richten wir folgende Fragen an die Südtiroler Landesregierung:

  • Warum ist der Palabirn-Anger nicht in den Landschaftsplänen der Gemeinde ausgewiesen?
  • Wurde ein Gutachten des Amtes für Landschaftsökologie eingeholt?
  • Wird sich die Landesregierung, namentlich der zuständige Landesrat einschalten, um nach Möglichkeiten der Rettung des Palabirn-Ensembles von Lichtenberg zu suchen?

Bozen, den 24. November 2015
Hans Heiss
Riccardo Dello Sbarba
Brigitte Foppa

Das Dossier der Grünen.
DSC_0438Die Überraschung: Der Landeplatz von St. Jakob wird bald vom Staat an das Land übergehen. Wer darüber entscheiden kann, was dann damit passiert – diese Information findet sich im staatlichen Flughafenplan, der am 27. August von der Regierung Renzi genehmigt wurde.
Wenn der Flughafen wirklich so ausgebaut wird, wie es die Landesregierung vorschlägt, sind Gesundheits- und Umweltschäden ebenso wie eine weitere finanzielle Katastrophe für die öffentliche Hand vorprogrammiert. Den Preis dafür bezahlen werden in jedem Fall die Bürgerinnen und Bürger. Die Grünen haben heute ihr Dossier präsentiert, das ihr Nein zum Flughafengesetz Kompatschers und zum Ausbau des Flughafens erläutert.
Ein Vergleich mit den vorausgegangenen Masterplänen hat gezeigt, dass das Flughafenkonzept, das von der Landesregierung verabschiedet wurde, einen großen Quantitätssprung im Vergleich zu den früheren Plänen macht. Konkret heißt das: mehr Flüge, mehr Flugzeuge und eine längere Piste. Es handelt sich um ein Konzept, das ausschließlich auf ökonomischem Kalkül basiert. Die Gesundheit der Bevölkerung und die Umwelt werden mit keinem Wort erwähnt.
Dies ist aber gravierend, befindet sich doch der Flughafen in der am dichtesten bevölkerten Gegend unseres Landes. Die Grünen zitieren Studien über europäische und amerikanische Flughäfen, welche die Schäden deutlich machen, die durch Lärm und Luftverschmutzung in der Umgebung von Flughäfen verursacht werden. Eingehende epidemiologische Untersuchungen haben ergeben, dass Flughäfen die Gesundheit der Umgebungsbevölkerung schädigen. Krankheitsbilder sind Bluthochdruck, Schlaganfall, Infarkte, Aufmerksamkeitsstörungen und Stress. Darüber hinaus ist das Flugzeug mit seinen Treibhausemissionen der Klimakiller Nummer eins.
Für die Wirtschaft hingegen, für die immer argumentiert wird, ist der Bozner Flughafen nur von geringer Bedeutung – nachzulesen in der Datensammlung der Grünen.
Die Kosten-Nutzen-Bilanz ist eindeutig: Der Flughafen wird Vorteile für wenige bringen. Die gesamte Bevölkerung aber muss einen hohen Preis dafür bezahlen, und das in einem Moment, in dem aus Spargründen Krankenhausabteilungen geschlossen werden.
Dass der Flughafen Bozen nie funktioniert hat, ist strukturellen Gründen zuzuschreiben: die Orographie, der eingeschränkte Benutzerkreis, die Konkurrenz mit Verona, Innsbruck und München sowie der steigende Vorteil von Zugverbindungen, um Ziele wie Rom zu erreichen.
Diese schlechte Bilanz verteidigen die BefürworterInnen des Flughafens, schon seit Durnwalders Zeiten, unter anderem auch mit folgendem Argument: Wenn er nicht vom Land genutzt wird, dann wird er eben vom Staat, seinem Eigentümer, genutzt.
Hierzu enthält das Dossier der Grünen eine Überraschung.
Denn in Kürze werden die Regionalflughäfen an die Regionen und Autonomen Provinzen übergehen, die mit diesen machen können, was sie wollen – sie finanziell ausstatten, sie am Leben erhalten, sie oder aber auch schließen. Der Übergang von Flugplatz Bozen an das Land ist ein Ziel in Greifweite und sollte vom Land mit allen Kräften herbeigeführt werden.
Am 27. August 2015 genehmigte der Ministerrat definitiv den entsprechenden Entwurf „Schema di decreto del Presidente della Repubblica recante l’individuazione degli aeroporti di interesse nazionale ai sensi dell’articolo 698 del codice della navigazione“.
Im Artikel 11 wird vorgesehen, dass „[d]ie Flughäfen von regionalem oder lokalem Interesse, die zum Grundbesitz der staatlichen zivilen Luftfahrt gehören […] samt ihrem Zubehör an die Regionen übergehen. Für die Regionen mit Sonderstatut und die autonomen Provinzen erfolgt der Übergang gemäß den Bestimmungen der Sonderstatute und der entsprechenden Durchführungsbestimmungen.“

Dieses Dekret beseitigt auch den letzten Einwand der Landespolitik. Der unnötige Bozner Flughafen wird an das Land übergehen und wir können entscheiden, was wir damit tun.
Die Grünen haben hierzu eine klare Vorstellung.
Die Alternative zu einem insolventen und schädlichen Flughafen lautet schlicht und einfach Zug.
Mit ihm erreichen auch jene, die unbedingt fliegen müssen, die umliegenden Flughäfen schnell und komfortabel … wie im Fluge!
Hier der Minderheitenbericht.
Bozen, 23. November 2015

Paris #NousSommesUnisAn diesem Morgen erwacht Europa anders als bisher.
Dieser Angriff hat uns im Herzen getroffen. Es ist der Angriff von fanatischen und radikalisierten Gruppen auf sämtliche Gemeinschaften dieser Welt, westlich und östlich, katholisch, muslimisch, laizistisch.
Es ist vor allem auch ein Angriff auf die Menschen, in ihrem Alltag, ihrer Normalität.
Unsere Solidarität gilt daher den Menschen in Paris, in Frankreich und unsere Anteilnahme all jenen, die durch die Attentate an diesem Freitagabend jemand verloren haben.
Dieser Kriegsaufforderung können wir nur entgegnen, indem wir jene Werte stärken, denen eben dieser Angriff gilt: Frieden, Toleranz, Solidarität und Respekt. Sie sind tragfähiger als der Wunsch nach Vergeltung.
14.11.2015
Brigitte Foppa, Giorgio Zanvettor, Riccardo Dello Sbarba, Hans Heiss

ReligionenDialogIslamistische Terrorzelle in Meran: Anerkennung für sorgsame Polizeiarbeit, Nein zu Generalverdächtigungen und politischer Ausschlachtung.
Die Aushebung und Verhaftung einer Zelle mutmaßlicher islamistischer Terroristen in Meran ist in erster Linie ein Erfolg sorgsamer Polizeiarbeit und rechtsstaatlicher Wachsamkeit. Zugleich ist die erschreckende Bestätigung, dass Südtirol keine Insel der Seligen ist, sondern wie alle anderen Länder Teil einer globalisierten Welt ist.
Die Sogwirkung islamistischer Aktionen und des IS-Staates ist durch die Verhaftung nun leider auch bei uns sichtbar geworden. Sie bleibt bisher in Europa ein überschaubares Minderheitenphänomen. Die Polizeikräfte haben deutlich gemacht, dass für unser Land und seine BürgerInnen keine Gefahr bestanden hat – unser Land war ideale Tarnung, nicht Operationsgebiet.
Die Präsenz potenzieller Terroristen ist für manche politischen Kräfte willkommener Anlass, um die in Südtirol lebenden Muslime unter Generalverdacht zu stellen und ihre Religion zu diffamieren. Dabei haben sich religiöse Vertreter unmittelbar nach Festnahme von der islamistischen Terrorszene in aller Schärfe distanziert. Dies ist sehr begrüßenswert und bestätigt ein weiteres Mal, wie sehr der Islam und sein Ansehen unter dem Islamismus leiden.
Die Grünen Südtirols lehnen jeden Generalverdacht gegen friedliche MitbürgerInnen islamischen Glaubens und Panikmache ab. Wir begrüßen erhöhte Wachsamkeit und sorgsame, rechtsstaatlich gesicherte Polizeiarbeit. Wichtiger denn je aber sind der Dialog, die Inklusionsmaßnahmen und die Förderung guten Zusammenlebens der Religionen in Südtirol.
Landtagsabgeordneten
Hans Heiss, Brigitte Foppa, Riccardo Dello Sbarba
BZ, 13.11.2015