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Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer des öffentlichen Dienstes und der Privatwirtschaft haben das Recht,  den erlittenen Kaufkraftverlust des vergangenen Jahrzehnts in Form einer deutlichen Lohnerhöhung kompensiert zu bekommen.

Die Südtiroler Unternehmer hingegen haben die Pflicht, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an der positiven Wirtschaftsentwicklung der vergangenen Jahre teilhaben zu lassen und deshalb die Löhne und Gehälter anzuheben.

Nur so wird es zukünftig möglich sein, attraktive Arbeitsplätze zu schaffen und die gut ausgebildeten Südtirolerinnen und Südtiroler am heimischen Arbeitsmarkt zu halten. Im öffentlichen Dienst müssen die Löhne um mindestens zehn Prozent angehoben werden, in der Privatwirtschaft braucht es in einigen Branchen Landeszusatzverträge, um der besonderen Südtiroler Situation Rechnung zu tragen.

Wir engagieren uns am 1. Mai für fair bezahlte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und wünschen uns, dass dieser Tag auch zum Fest der Gesundheit und des guten Lebens wird. Dafür braucht es eine gute Arbeit für alle.

 

In Südtirol liegen die Lebenshaltungskosten 20% über dem italienischen Durchschnitt, wogegen Löhne und Gehälter nur rund 6% über dem gesamtstaatlichen Schnitt liegen (Quellen: AFI und INPS). Diese besondere Situation erfordert auch besondere Maßnahmen zugunsten aller Beschäftigten: für den Privatsektor ist es endlich an der Zeit, Landeszusatzverträge zu verhandeln und für den öffentlichen Sektor muss nach vielen Jahren Stillstand, der wirtschaftliche Teil des Kollektivvertrages (BÜKV) dringend nachgebessert werden.

Wir schlagen vor:

Für den öffentlichen Sektor: Das Land Südtirol muss umgehend die Kollektivvertragsverhandlungen auf bereichsübergreifender Ebene für den öffentlichen Dienst aufnehmen und innerhalb des Jahres 2019 den wirtschaftlichen Teil verhandeln. Das Ziel muss die Erhöhung der Grundentlohnung von mindestens 10 Prozent für alle Funktionsebenen sein. Zehn Prozent als Richtwert deshalb, weil dies dem Kaufkraftverlust entspricht, der im Zeitraum 2009-2016 noch nicht über Lohnsteigerungen ausgeglichen wurde (Quelle: Amt für Arbeitsmarktbeobachtung, ArbeitsmarktNews 11/2018).

Für den privaten Sektor: Das Land Südtirol muss die Sozialpartner an einem Tisch versammeln, um eine Rahmenvereinbarung zu beschließen, die folgende Punkte beinhalten soll:

  1. Die Festsetzung eines Südtiroler Mindeststundenlohns, welcher es den ArbeiterInnen ermöglicht, mit ihrem Gehalt ohne Schwierigkeiten und in Würde bis ans Monatsende zu kommen
  2. Die Eröffnung von Verhandlungen über territoriale Zusatzverträge, welche zur Besserung der wirtschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse der Angestellten beitragen sollen
  3. Anreize für die Wirtschaft an die Bedingung des Abschlusses von territorialen Zusatzverträgen und an die Einführung des Südtiroler Mindeststundenlohns zu knüpfen

Um diese Ziele zu erreichen, wird die Grüne Fraktion in der März-Landtagswoche zwei Beschlussanträge zur Wahl bringen.

  1. Verträge auf lokaler Ebene und Mindeststundenlohn im Privatsektor
  2. Aufnahme von Kollektivvertragsverhandlungen

Bozen, 11.03.2019
Landtagsabgeordnete

Hanspeter Staffler
Riccardo Dello Sbarba
Brigitte Foppa

Nicht überall steht Südtirols Arbeitsmarkt so gut da wie stets behauptet: schwierige Kollektivvertragsverhandlungen, grenzwertige Arbeitsbedingungen in einigen Branchen, kein Auskommen mit dem Einkommen für jede sechste lohnabhängige Person, trotz Vollzeitarbeit. Anhand ihrer Expertise stellen die KandidatInnen der Verdi Grüne Vёrc Hanspeter Staffler, Stefan Perini und Eva Cäcilia Pixner Möglichkeiten vor, dies zu verbessern.

Bei den bekanntesten Arbeitsmarktindikatoren schneidet Südtirol gut ab. Doch gilt das auch bei genauerer Betrachtung, beispielsweise bei der Qualität der Arbeitsbedingungen? Gemeint sind dabei die Art der Arbeitsverträge, die Arbeitszeiten, das Betriebsklima, die Entlohnung, die Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten, um nur einige zu nennen.

Klarsicht gefragt

Fakt ist: 3 von 10 ArbeitnehmerInnen in Südtirol haben heute einen befristeten Arbeitsvertrag – damit erreicht das Prekariat in Südtirol seinen historischen Höchststand. Quer durch alle Sektoren klagen Arbeitskräfte über die hohe Arbeitsintensität, sektorenbezogen sind hohe körperliche (Vibrationen, Lärm z.B. im Baugewerbe) oder psychische Belastungen (emotionale Situationen im Gesundheitswesen und der Pflege) an der Tagesordnung. Südtirols Beschäftigte arbeiten im Ländervergleich überdurchschnittlich oft an Wochenenden, haben überdurchschnittlich oft lange Arbeitstage von mehr als 10 Stunden und nicht immer ausreichende Ruhepausen. Die Definition von „Working poor“ – das sind jene Personen, bei denen ein Vollzeitjob nicht ausreicht, um würdevoll über die Runden zu kommen, trifft auf jede sechste Person zu.

Vom Fachkräftemangel zum besten Arbeitsstandort Europas

„Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels muss es Ziel sein, Südtirol zu einem der besten Arbeitsstandorte Europas zu etablieren“, fordert Stefan Perini. Denn Südtirols Unternehmen stünden nicht nur mit ihren Produkten in Konkurrenz, sondern auch im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter. Diese gelte es zu halten und noch zusätzlich kluge Köpfe außerhalb des Landes anzusprechen. „Der Weg führt gezwungenermaßen über bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne als jene, die es heute gibt“, kritisiert Perini.

Mehr Wertschätzung für die Mitarbeitenden im öffentlichen Dienst

In einer ganz speziellen Situation befinde sich der öffentliche Dienst. Hanspeter Staffler spricht aus Erfahrung: „Südtirols Autonomie braucht einen starken öffentlichen Dienst und damit herausragende Mitarbeiter.“ Um konkurrenzfähig zu bleiben, müsse Südtirol hier investieren. Gelingen könne dies über eine angemessene Bezahlung, zukunftsweisende Kollektivverträge, bessere Perspektiven für Berufskarrieren, ein gutes Arbeitsklima und gezielte Nachwuchsförderung. Wie Eva Pixner, selbst langjährige Mitarbeiterin im Landesdienst, miterleben konnte, ist die Attraktivität des öffentlichen Diensts in den letzten Jahren tendenziell gesunken. „Probleme wie die fortgeschrittene Alterung der Belegschaften und die erschwerte Rekrutierung sind heute akut, zumal man sie über Jahre vernachlässigt hat.“

Laut Staffler, Perini und Pixner brauche es für die Zukunft den entschiedenen politischen Willen, den öffentlichen Dienst in Südtirol wieder aufzuwerten, beginnend von der entsprechenden Würdigung aller Mitarbeitenden bis zur Bereitschaft, die offenen Baustellen anzugehen. Es gelte, den rund 40.000 Bediensteten der Lokalverwaltungen (Landesverwaltung, Schulen, Gemeinden, Bezirksgemeinschaften, Sanität und anderen Körperschaften), die das Kapital des öffentlichen Diensts in Südtirol bilden, jene Wertschätzung entgegenzubringen, die ihnen gebührt.

Wer die Grünen KandidatInnen sind

Hanspeter Staffler will sich schwerpunktmäßig für einen visionären Natur- und Landschaftsschutz, für eine ökologische Landwirtschaft und für einen starken öffentlichen Dienst in Südtirol einsetzen. Er ist in Schlanders geboren und wohnt in Andrian und Mals. Seit 22 Jahren ist er in der Südtiroler Landesverwaltung beschäftigt: Zuerst 11 Jahre beim Amt für Wildbach- und Lawinenverbauung, anschließend 7 Jahre als Leiter der Abteilung Brand- und Zivilschutz. Seit 4 Jahren ist er nun Generaldirektor der Südtiroler Landesverwaltung.

Stefan Perini möchte Südtirol in Sachen gute Arbeitsbedingungen, faire Löhne, sozialen Zusammenhalt und treffsichere Sozialleistungen sowie leistbares Wohnen weiterbringen. Geboren in Sterzing lebt er heute in Klausen. Nach dem beruflichen Einstieg beim Ökoinstitut und dann im ASTAT leitete er über mehrere Jahre den Bereich Wirtschaftsinformationen im WIFO der Handelskammer Bozen. Seit 5 Jahre ist er Leiter des AFI | Arbeitsförderungsinstitut, ein Forschungsinstitut, das den Gewerkschaften und Sozialverbänden nahe steht.

Eva Cäcilia Pixner möchte ihre langjährige Erfahrung in der öffentlichen Verwaltung und speziell im finanztechnischen Bereich einbringen, um sinnvolle und effiziente Maßnahmen umzusetzen und mit Herz und Verstand eine nachhaltige Politik mitzugestalten. Sie ist in Meran geboren, in Kuens aufgewachsen und lebt in Lana. Nach dem Wirtschaftsstudium in Bologna ist sie 1996 in den Landesdienst eingetreten. Von 2004 bis 2012 war sie Direktorin des Amtes für Haushalt, von 2012 bis Ende 2015 Generalsekretärin des Verwaltungsgerichtes Bozen und von Juni 2017 bis Juli 2018 Leiterin des Amtes für Finanzaufsicht.