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Meinungsfreiheit rangiert vor Warenverkehr

BrennerOLandeshauptmann Kompatscher spricht sich für ein Kundgebungsverbot am Brenner aus, da der Grenzübergang nicht zum Schauplatz von Chaoten verkommen dürfe. So sehr die Grünen Kompatschers grundsätzliche Haltung gegen die Schließung des Brenners begrüßen, so wenig zielführend beurteilen wir einen Demo-Stopp an der Grenze.
Die Freiheit der Meinungsäußerung und der Kundgebung muss erlaubt sein, wenn auch mit klar begründeten Einschränkungen. Wenn Bürgerinnen und Bürger friedlichen Protest gegen die drohende Grenzsperre erheben, so handeln sie nicht als Minderheit, sondern tun dies im Namen von Millionen Gleichgesinnter in ganz Europa. Zudem ist die Gefahr gering, dass der Brenner zum Chaoten-Summit Europas verkommt: Mit klarer Einschränkung auf Orte und Zeiten der Kundgebung bleiben befürchtete Behinderungen im engen Rahmen; auch die kürzlich erfolgten Ausschreitungen beschränkten sich auf eine kleine Minderheit.
Mehr noch: Auf österreichischer Seite wurde dem Transitforum in Vergangenheit sogar mehrfach gestattet, die Autobahn zu schließen, wogegen Demonstrationen am Brenner eine vergleichsweise geringe Belastung darstellen.
Die Grünen bedauern, dass der Landeshauptmann für den freien Warenverkehr einen Einsatz an den Tag legt, den wir in Umweltfragen oft vermissen. Eine Kundgebung am Brenner wiegt wenig gegen die tägliche Belastung der Brennerautobahn-Anrainer durch die Emissionen des Schwer- und PKW-Verkehrs, die aber mit ungleich mehr Geduld hingenommen werden als ein wenig Bürgerprotest.
Bozen, 18.04.2016
Grüne Fraktion im Südtiroler Landtag
Hans Heiss, Riccardo Dello Sbarba, Brigitte Foppa

Äußerungen von Handelskammer-Präsident sind ebenso entbehrlich wie peinlich

google maps brenner

source: Bilder © 2016 Geoimage Austria, Kartendaten © 2016 Google


Handelskammer-Präsident Ebner warnt in einer Aussendung vor den Folgen eines drohenden Flüchtlingsstaus am Brenner, der nicht nur Südtirol überforderte, sondern auch seine Wirtschaft, namentlich Verkehr und Tourismus massiv schädigen würde. Damit bläst der Handelskammer-Chef in dasselbe Horn wie FPÖ-Chef H. C. Strache, der bei seinem gestrigen Südtirol-Auftritt vor allem Alarmismus und Panikmache verbreitete.
Solche Äußerungen sind das Letzte, das unser Land aktuell benötigt: Die Situation ist gegenwärtig noch voll unter Kontrolle, die Präsenz von Asylbewerbern liegt mit 1000 Flüchtlingen auf 15% der Quote Tirols. Gewiss gibt die Lage obdachloser Flüchtlinge in Bozen Anlass zur Sorge, hier gilt es endlich zu handeln. Auch die Verkehrsflüsse sind dzt. noch völlig normal und es wird künftig vor allem darum gehen, für die absehbaren Kontrollen am Brenner eine möglichst zügige Form zu finden, nicht aber vorschnell zu dramatisieren.
Auch wenn Belastungen und Herausforderungen absehbar sind, sind die Unkenrufe Ebners völlig überflüssig. Stattdessen sollte er die Südtiroler Wirtschaft dazu aufrufen, ihren allfälligen Beitrag bei Unterkunft und Betreuung zu leisten, wie dies in Deutschland und Österreich längst der Fall ist. Und in Sachen Tourismus sind nicht seine Warnrufe, sondern die Aussagen von IDM-Chef Thomas Aichner wegweisend, der im letzten Sommer darauf hingewiesen hat, dass Südtirol auch seine gastfreundliche Seite zeigen müsse. Das sind wegweisende Aussagen, nicht aber die Unkenrufe eines verhinderten Landeshauptmanns.
Bozen, 10. 3. 2016
Hans Heiss
Riccardo Dello Sbarba
Brigitte Foppa

Durchlässigkeit und die enge Verbindung Tirol-Südtirol sind sicherzustellen; die absehbar erhöhte Flüchtlingsaufnahme bedarf eines neuen Qualitätsstandards.

Grenzstein BrennerDas absehbar verschärfte Grenzmanagement am Brenner ist ein schwerer Rückschlag: In der Frage eines humanen Umgangs mit Flüchtlingen ebenso wie im Hinblick auf die seit 1998 stark erleichterte Durchlässigkeit am Brenner, Reschen und in Winnebach.
Die Landeshauptleute, die sich heute treffen, stehen vor der Aufgabe, mit Nachdruck auf folgende Tatsachen hinzuweisen:

  • Die Frage der Flüchtlinge lässt sich, bei allem Verständnis für die Lage Österreichs, mit Grenzzäunen und Obergrenzen keinesfalls lösen – eine europäische Lösung muss auf Lastenverteilung abzielen, nicht auf Grenzsperren.
  • Grenzblockaden am Brenner, Reschen und Winnebach treffen die engen, seit Schengen stark erleichterten Verbindungen Tirols und Südtirols, aber auch des Trentino weit schmerzhafter, als man sich dies in Wien vorstellt; sie belasten die Beziehungen mit den Ländern, aber auch mit Rom in erheblichem Maße. Bürgerinnen, Bürger und politische Vertreter im Land erleben die angedachte Verschärfung des Grenzregimes nicht nur als Schikane, sondern als Affront.
  • Italien muss mit europäischer Hilfe nach Möglichkeiten suchen, Flüchtlinge in weniger starkem Maß nach Norden „durchzuwinken“, sondern auch im Lande selbst neue Perspektiven zu bieten und auf eine europäische Lösung zu drängen.
  • Südtirol hat 2015 mit knapp 1000 Flüchtlingen zwar mehr Asylbewerber aufgenommen als Slowenien und Portugal zusammen, aber nur ein Sechstel des Bundeslands Tirol. Solidarität in der Europa-Region bedeutet auch stärkere Verantwortung, die mit dem drohenden Grenzmanagement unausweichlich erscheint. Ein Netz von Betreuungszentren mit ausreichenden Unterkünften den Brenner abwärts ist bereits jetzt vorzusehen, hier muss das Land subsidiär für den Staat eingreifen, aber dessen finanzielle Unterstützung sichern.
  • Das Land Südtirol sollte die Stelle eines eigenen „Flüchtlingskoordinators“ oder “-koordinatorin“ ins Auge fassen, einer Persönlichkeit, die im Auftrag der Landesregierung ausschließlich mit den Agenden Flucht und Asyl befasst ist, dabei Logistik, Wohnsituation, Sprachvermittlung und Arbeitschancen mit Nachdruck betreut. Auch ein gemeinsames Ressort Flüchtlinge und Migration wäre zielführend. Die Aufgabe, die nun bevorsteht, ist nicht nur eine Frage des Zivilschutzes, sondern eine langfristige politische und gesellschaftliche Priorität.

Vor diesen Herausforderungen die Augen zu verschließen, ist nicht zielführend. Es besteht für unser Land kein Anlass zu Alarmstimmung, gefragt sind erhöhte Wachsamkeit, Verhandlungsgeschick und effizientes, weit blickendes Verwaltungshandeln. Vor allem aber besteht die Notwendigkeit zu humanitärem Einsatz, zu dem viele Südtirolerinnen und Südtiroler oft weit eher bereit sind, als viele politische Vertreter.
Hans Heiss
Brigitte Foppa
Riccardo Dello Sbarba
Bozen, 15. Februar 2016

brennerbahn_brennergossensass2011_215Nach Aussagen der österreichischen Regierung und Polizeidienststellen ist ein neues Grenzregime am Brenner, womöglich mit einer Kontrolleinrichtung wie Zäunen, kaum mehr vermeidbar. Bei allem Verständnis für die Position Österreichs, die hohe Zahl an Flüchtlingen zu vermindern, ist ein solches Abschieben der Problemlagen auf die Nachbarstaaten allerdings wenig zielführend – eine europäische Lösung muss auf Lastenverteilung abzielen, nicht auf Grenzsperren. Zudem schaden Grenzblockaden am Brenner den engen, seit Schengen stark erleichterten Verbindungen Tirols und Südtirols.
In jedem Fall sind folgende Maßnahmen unverzichtbar:

  • Von Seiten Italiens muss bereits lange vor der Grenze für Verteilung und Betreuung von Flüchtlingen gesorgt werden, anstatt deren Bewegung erst am Brenner stranden zu lassen: Sog. „Hotspots“ am Brenner sind abzulehnen: Sie wären wohl eher „coldspots“ unter denkbar schlechten klimatischen und humanitären Bedingungen;
  • von Seiten Österreichs darf eine Kontrolleinrichtung nur nach streng humanitären Gesichtspunkten geführt werden;
  • von Seiten Südtirols ist es umso wichtiger, bereits jetzt die bisherige Tagesbetreuung des Landes am Brenner auszubauen und allenfalls auch Unterkünfte vorzusehen. Das bisherige Angebot beschränkt sich auf einen Mindeststandard und belässt zahlreiche Flüchtlinge, auch mangels Information im Ungewissen.
  • Ein Netz von Betreuungszentren mit ausreichenden Unterkünften den Brenner abwärts ist bereits jetzt vorzusehen, hier muss das Land subsidiär für den Staat eingreifen, aber dessen finanzielle Unterstützung sichern.

Südtirol, das mit bisher 1000 Flüchtlingen bislang eine überschaubare Zahl beherbergt, wird 2016 weit stärker gefordert werden, freilich längst nicht in dem Maß wie das nördliche Bundesland Tirol, das mit aktuell 6000 AsylbewerberInnen ganz andere Größenordnungen bewältigt. Es besteht für unser Land kein Anlass zu Alarmstimmung, wohl aber zu erhöhter Wachsamkeit, Verhandlungsgeschick und effizienter Verwaltung. Vor allem aber die Notwendigkeit zu humanitärem Einsatz, zu dem viele Südtirolerinnen und Südtiroler durchaus bereit sind.
P.S. Folge erhöhter Kontrolle wäre, dass sich der im letzten Jahr um 4% auf über 2 Mio. LKW gesteigerte Transitverkehr teilweise auf andere Routen in Richtung Westen verlagern würde. Während die „Flüchtlingsströme“ nämlich mit Argusaugen beobachtet werden, werden die Transit-„Ströme“ mit enormen Schadstoffemissionen seitens der Politik stets beinahe resignierend hingenommen. Vielleicht ließe sich, was in diesem Zusammenhang sehr wohl allgemein nützlich wäre, endlich eine „Verschiebung“ erreichen.
Hans Heiss
Brigitte Foppa
Riccardo Dello Sbarba
Bozen, 8. Februar 2016

Die Aufregung um denkbare „Hotspots“ am Brenner, wie von der römischen Regierung angedacht, hat sich ein wenig gelegt, nachdem Innenminister Alfano am wichtigsten Grenzort Italiens vorerst keinen Bedarf für ein Aufnahme-Center vorsieht. Auch wäre der äußerste Norden Italiens kein idealer Standort für Flüchtlinge, die zuvor durch ganz Italien gereist sind, wie LH Kompatscher zu Recht fest hält. Dass jedoch mit Ende der kalten Jahreszeit am Brenner wieder verstärkt Flüchtlinge und MigrantInnen eintreffen werden, deren Grenzübertritt durch Österreich deutlich erschwert sein dürfte, lässt sich mit großer Sicherheit abschätzen.

  • Umso wichtiger ist es bereits jetzt, die bisherige Tagesbetreuung des Landes am Brenner deutlich auszubauen und allenfalls auch Unterkünfte vorzusehen. Das bisherige Angebot beschränkt sich auf einen Mindeststandard und belässt zahlreiche Flüchtlinge, auch mangels Information im Ungewissen.
  • Mehr als entbehrlich sind die Äußerungen von SVP-Parlamentarier Daniel Alfreider, der erklärt hat, dass 50% der Ankommenden aus Nordafrika Wirtschaftsflüchtlinge seien. Woher er diese Weisheit bezieht, ist völlig ungeklärt: Seine Aussage schürt jedoch Vorurteile gegen Flüchtlinge, die vornehmlich aus Bürgerkriegsländern wie Somalia, Eritrea oder Mali stammen und nicht die „soziale Hängematte“ Europas im Blick haben, sondern einen Ausweg aus existenzieller Bedrohung suchen.

Südtirol, das mit bisher 1000 Flüchtlingen bislang eine überschaubare Zahl beherbergt, wird 2016 weit stärker gefordert werden, freilich längst nicht in dem Maß wie das nördliche Bundesland Tirol, das mit aktuell 6000 AsylwerberInnen ganz andere Größenordnungen bewältigt.
Hans Heiss
Brigitte Foppa
Riccardo Dello Sbarba
Bozen, 27. Jänner 2016

A policeman stands in front of a door of a train ready to go to Munich, Germany, as he blocks migrants without the proper documentation from getting on it, at Brenner railway station, Italy May 28, 2015. Some 200 mostly Eritrean migrants heading northwards from Italy were turned back by police in the Italian Alps on Friday and left sleeping in train stations as European countries tightened frontier checks before a global summit in Germany. Picture taken May 28, 2015. REUTERS/Stefano Rellandini - RTR4Y1QB

A policeman stands in front of a door of a train ready to go to Munich, Germany, as he blocks migrants without the proper documentation from getting on it, at Brenner railway station, Italy May 28, 2015. Some 200 mostly Eritrean migrants heading northwards from Italy were turned back by police in the Italian Alps on Friday and left sleeping in train stations as European countries tightened frontier checks before a global summit in Germany. Picture taken May 28, 2015. REUTERS/Stefano Rellandini – RTR4Y1QB

Solidarität mit Bayern und Tirol ist selbstverständliche Landes- und Bürgerpflicht.
emergenzaNach dem Ansturm von Flüchtlingen auf Österreich und Bayern ist die Einsatzbereitschaft von österreichischen und deutschen Dienststellen und Freiwilligen inzwischen definitiv überfordert. Die Bilder vom Bahnhof Wien, vor allem aber aus München, Rosenheim und Passau zeigen, dass Entlastung das Gebot der Stunde ist.
So ist es erfreulich, dass sich die Südtiroler Landesregierung in der akuten Notsituation auf Bitte der bayerischen Sozialministeriums spontan dazu bereit erklärt hat, einige Hundert Flüchtlinge vorerst in Schulen vor allem in Brixen aufzunehmen. Neben dem Einsatz von Zivilschutz und Weißem Kreuz wird die Hilfsbereitschaft zahlreicher Freiwilliger dazu beitragen, die akute Notsituation der Flüchtlinge zu lindern und den Aufenthalt für beide Seiten möglichst positiv zu gestalten.
Inzwischen ist klar, dass auch unser Land künftig zu erhöhten Leistungen aufgefordert ist. Gerade angesichts des Versagens einer europäischen, solidarisch abgestimmten Flüchtlingspolitik ist gut organisierte, menschlich motivierte Hilfsbereitschaft das Gebot der Stunde und der näheren Zukunft. Unser Land und seine Gesellschaft können diese Aufgabe bewältigen und daran wachsen.
Hans Heiss
Riccardo Dello Sbarba
Brigitte Foppa
Bozen, 2.9.2015

Maßgebender Touristiker tritt für engagierte Flüchtlingspolitik in Südtirol ein.
Ospitalità-GastlichkeitBisher hat jenseits der Ränge von Kirche, (begrenzten) Teilen der Politik und der humanitären Organisationen kaum ein Vertreter von Interessengruppen und Verbänden Südtirols für eine aktive und menschliche Flüchtlingspolitik geworben. Dies bleibt neben Teilen der Medien vor allem vielen Bürgerinnen und Bürgern der Zivilgesellschaft überantwortet, die aber neben ihrem aktiven Einsatz für Flüchtlinge kaum je große Worte schwingen.
Umso begrüßenswerter die jüngsten Aussagen von Thomas Aichner, Direktor der Marketing-Gesellschaft Meran, der in entschiedener und hellsichtiger Argumentation zur Mitverantwortung auch des Südtiroler Tourismus in dieser Jahrhundertfrage aufgerufen hat. Thomas Aichner ist kein Nobody, sondern einer der erfolgreichsten Branchenvertreter, sodass sein Wort besonderes Gewicht hat. Aichner bewertet die Flüchtlinge, die unser Land erreichen, nicht nur als keinerlei Störfaktor für den Tourismus, sondern erblickt im Einsatz unseres Landes auch einen Beitrag für ein „solidarisches Südtirol und dessen positives Bild.“. Gastlichkeit nicht nur als Einbahnstraße und Erwerbsquelle, sondern als umfassende Zukunftsaufgabe – mit solchen Aussagen beweist Aichner mehr Weitblick als manche Politiker, die sich mit ihren Angriffen auf Gutmenschentum und Vorschlägen zu einer „Flüchtlingssteuer“ selbst disqualifizieren.
Hans Heiss
Riccardo Dello Sbarba
Brigitte Foppa
Bozen, 27. 8. 2015