HomeLandtagsarbeitBeschlussanträgeDarstellung der Geschichte der Frauen in Südtirol

Darstellung der Geschichte der Frauen in Südtirol

BESCHLUSSANTRAG.

Die Geschichtsschreibung ist noch immer stark von Jahrhunderten „männlicher“ Handschrift geprägt. Die Frauen, ihre Funktion in der Gesellschaft und ihre Rolle bei „historischen Ereignissen“ wurden lange Zeit weder wahrgenommen noch erwähnt. In den letzten Jahrzehnten haben Historikerinnen und Historiker langsam eine Erinnerungskultur zum Vorschein gebracht, die zu
lange vergessen und verborgen blieb – nun tauchen immer mehr Namen von bemerkenswerten Frauen auf und erhalten den Stellenwert, der ihnen gebührt.

Nur allmählich wird dies auch im öffentlichen Raum bemerkbar. Diese Rückständigkeit beobachten wir etwa bei den Straßennamen. Wir wissen, dass nur 6 % der Straßen und Plätze Italiens nach Frauen benannt sind. In Bozen ist der Anteil mit 13 % zwar höher, doch es herrscht weiterhin ein großes Ungleichgewicht.

Abgesehen von den Straßennamen prägen auch Denkmäler den öffentlichen Raum. Fast alle Denkmäler und Statuen, die wir in Alleen und auf kleinen und großen Plätzen sehen, bilden, sofern
sie Personen darstellen, Männer ab. In einer Fernsehsendung haben wir erfahren, dass in ganz Italien nur 148 Statuen Frauen gewidmet sind. Eine spärliche Zahl, wenn wir an die wichtige Rolle denken, die Frauen in der Gesellschaft und im Laufe der Geschichte gespielt haben.

Wir haben versucht zu verstehen, ob die Situation in Südtirol besser ist als anderswo in Italien.

Die Antwort auf unsere Anfrage vom 24. November 2021 nach der Zahl der Statuen, die in Südtirol Frauen abbilden, zu deren Namen und zu den Orten, an denen diese stehen, lautete: „Hierzu
wären ausführliche Nachforschungen nötig.“ Wir befinden uns daher erst am Anfang einer Geschichte, die noch gänzlich zu schreiben … und abzubilden ist.

Das Forschungsprojekt „Biografien von Frauen und Straßennamen“, das die Uni Bozen infolge eines vom Südtiroler Landtag verabschiedeten Beschlussantrags derzeit durchführt, wird eine
Namensliste verdienstvoller Frauen ausarbeiten, die den Südtiroler Gemeinden zur Verfügung gestellt werden wird. Diese kann für die Benennung von Straßen und Plätzen genutzt werden, aber
auch um den öffentlichen Raum „zu gestalten“ und an den Wert und die Arbeit der Frauen in Vergangenheit und Gegenwart zu erinnern.

Aus diesen Gründen, verpflichtetder Südtiroler Landtag die Landesregierung,

  1. eine umfangreiche Forschungsarbeit einzuleiten, um zu erheben, welche Statuen und Denkmäler im öffentlichen Raum in Südtirol Frauen gewidmet sind.
  2. mindestens eine öffentliche Ausschreibung im Jahr für die Schaffung einer Statue oder einesbleibenden Kunstwerkes vorzunehmen, die einer weiblichen Persönlichkeit der Geschichte oder Themen/historischen Ereignissen gewidmet sind, bei denen Frauen eine vordergründige Rolle spielen.
  3. dem Rat der Gemeinden nahezulegen, Straßenund Plätze häufiger nach Frauen zu benennenund auch den öffentlichen Raum mit Kunstwerken zu gestalten, die Frauen gewidmet sind.

Der Südtiroler Landtag beauftragt weiters das Landtagspräsidium,

  1. im Laufe der Umbauarbeiten am Landtagsgebäude einen Ort einzurichten, an dem Südtiroler Politikerinnen, die zur Geschichte des Landes beigetragen haben, gewürdigt werden.

 

Bolzano, 14/2/2022

 

Landtagsabgeordnete

Brigitte Foppa

Riccardo Dello Sbarba

Hanspeter Staffler

Author: Heidi

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