HomeDeutschUnsichtbar im Mittelpunkt: Die unterbewertete Arbeit der Schulsekretariate

Unsichtbar im Mittelpunkt: Die unterbewertete Arbeit der Schulsekretariate

PRESSEMITTEILUNG.

Es gibt Berufe, über die viel gesprochen wird, und andere, von denen kaum je die Rede ist. Zu letzteren gehören die Sekretariate der Schulen. Die Beschlussanträge, die zum nicht unterrichtenden Personal im Landtag von den Abg. Foppa und Rieder vorgebracht wurden, wurden abgelehnt. In der Folge hat Brigitte Foppa ein Schulsekretariat besucht, um sich ein Bild von den Arbeitsbedingungen zu machen. Es handelte sich um das Sekretariat eines Schulsprengels in italienischer Unterrichtssprache. Bereitwillig erzählten die sechs Mitarbeiter:innen von ihrem Alltag, den sie selbst als meist unterbelichtet wahrnehmen.

Dabei verwalten sie sehr komplexe Gebilde: eine Mittelschule und mehrere Grundschulen, darunter auch eine in einer anderen Gemeinde; über 100 Lehrpersonen, mit ständigem Wechsel, mehrere 100 Schüler:innen und deren Eltern, viele davon mit Migrationshintergrund. Durch die Autonomie der Schulen sind die Aufgaben immens angewachsen.

Motor der Schule ohne Anerkennung

Wenn ein Sekretariat nicht gut funktioniert, läuft die ganze Schule nicht. Trotz dieser zentralen Rolle sind die Gehälter hier sehr niedrig, da viele Mitarbeite*innen in Teilzeit und/oder in der 4. Funktionsebene eingestuft sind.

Die Arbeit in einer Schule ist stark „saisons“abhängig: Zu bestimmten Zeiten des Jahres (z. B. zu Beginn des Schuljahres) würde ohne Überstunden alles zusammenbrechen. Diese Überstunden werden aber nicht bezahlt. Und für diejenigen, die in Teilzeit arbeiten, sind Überstunden nicht vorgesehen. Da die Arbeitszeiten starr und an die Öffnung der Schulen gebunden sind, ist es gleichzeitig schwierig bis unmöglich, die geleisteten Überstunden auszugleichen. „Die Mitarbeiter*innen leisten echte Freiwilligenarbeit! Und das in einer 4. Funktionsebene! Das ist wirklich inakzeptabel“, kommentiert die Landtagsabgeordnete Foppa.

Hinzu kommt, dass viele Sekretariate derzeit unterbesetzt sind und es keine Rangordnungen gibt, auf die man zurückgreifen kann. Die Sekretariate müssen sich also auch um die die Personalrekrutierung kümmern, wofür eigentlich das Personalamt der Landesverwaltung zuständig wäre. „Übrigens gibt es auch keine Kriterien, nach denen den Schulen eine bestimmte Anzahl von Mitarbeiter*innen zugewiesen wird. Wenn eine Schule wächst, wird das Sekretariatspersonal nicht entsprechend aufgestockt. Hinzu kommt, dass das Sekretariatspersonal im Krankheitsfall nicht ersetzt wird. Sie müssen einfach die Arbeit derer übernehmen, die abwesend sind“, erzählt die Koordinatorin des Schulsekretariats.

Die Digitalisierung macht alles noch komplizierter

Programme zur Verwaltung von Abwesenheiten und anderen administrativen Angelegenheiten sollten den Menschen das Leben erleichtern – auch in einem Sekretariat. Tatsächlich aber sind die Schulsekretariate gezwungen, das analoge System am Laufen zu halten, weil die neuen digitalen Programme nicht mit denen anderer Schulen und denen der Landesverwaltung vernetzt sind, ganz zu schweigen von denen der Schulen in anderen Regionen. „Die unzähligen Ordner in den Sekretariatsschränken zeugen von einer absurden und sinnlosen Doppelarbeit“, so der Kommentar der Landtagsabgeordneten der Grünen.

PNRR: viel Geld, aber keine Regie

Und jetzt fließt auch noch viel Geld aus den Fonds des PNRR. Hunderttausende Euro, die die Schulen sehr schnell in die Digitalisierung und an den Oberschulen in Maßnahmen gegen den Schulabbruch investieren müssen. Die Art und Weise, wie das Geld ausgegeben wird, und wie diese Ausgaben abgerechnet werden, unterscheidet sich jedoch völlig von der Art und Weise, wie eine Schule gewöhnlich arbeitet. Die Sekretariate erhalten dafür weder eine Schulung und Unterstützung. Dabei bräuchten sie dringend jemanden, der sie berät und dieses enorme Arbeitspensum koordiniert, das die Sekretariate zwischen den Bürozeiten, der Unterstützung der Lehrer*innen und dem normalen täglichen „Chaos“ bewältigen müssen.

Selbst für die „normale“ Bearbeitung vieler Angelegenheiten beklagen die Sekretariate das Fehlen einer zentralen juristischen Unterstützung. Jede*r muss für sich selbst den besten Weg finden, wobei es sich oft um schwieriges und kniffliges rechtliches und administratives Terrain handelt. „Wir haben gesehen, dass das viele Engagement und die hohe Arbeitsbelastung von außen und von den höheren Ebenen der Politik oft nicht wahrgenommen wird. Es wäre an der Zeit, der Arbeit in den Schulsekretariaten mehr Anerkennung zu schenken. Die Aktualisierung der Besetzungskriterien, die Auszahlung von Überstunden, die Erleichterung des beruflichen Aufstiegs und die Einrichtung einer zentralen Rechtsberatungsstelle wären erste dringende Schritte, um diejenigen, die die Organisation in unseren Schulen am Laufen halten, angemessen zu würdigen“, so Brigitte Foppa am Ende ihres Besuchs.

 

Bolzano, Bozen, 05/03/2023

 

Landtagsabgeordnete | Cons. prov.

Brigitte Foppa

Riccardo Dello Sbarba

Hanspeter Staffler

Author: Serena

Kommunikationsbeauftragte der Grüne Fraktion.

Schwerverkehr: Klima
Finanzielle Bildung
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