HomeLandtagsarbeitBeschlussanträgeKlimaschutz: Optimierung der Anlagetechnik in öffentlichen Gebäuden – schnell, effizient und wirtschaftlich.

Klimaschutz: Optimierung der Anlagetechnik in öffentlichen Gebäuden – schnell, effizient und wirtschaftlich.

BESCHLUSSANTRAG.

Klimaschutz zählt mittlerweile zu den Schwerpunkten der Europäischen Union und der Internationalen Gemeinschaft. Auf der UN-Klimakonferenz in Paris, am 12. Dezember 2015 verabschiedeten die Vertragsparteien der UNFCCC[1] – seinerzeit 195 Staaten und die Europäische Union – das Übereinkommen von Paris.

Im Übereinkommen von Paris wurde festgelegt, die menschengemachte globale Erwärmung deutlich unter 2 Grad Celsius und möglichst unter 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Im Sommer 2021 hat sich die EU auf das „Europäische Klimagesetz[2]“ verständigt, wobei die Emissionen bis 2030 um 55 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren sind. Für das Jahr 2050 soll die EU-weite Treibhausgas-Neutralität erreicht werden.

Neben dem Emissionshandel für die Großindustrie wird eine neue Klimaschutzverordnung die Treibhausgas-Ziele für die Sektoren Verkehr, Landwirtschaft und Gebäude definieren.

Gebäudebestand und Treibhausgasemissionen

Insgesamt ist der Gebäudebestand in Südtirol für rund 27 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich[3] und somit ein wichtiger Sektor auf dem Weg zur Klimaneutralität. Die Gebäude verbrauchen Energie für Heizung und Kühlung sowie elektrische Hilfsenergie für Pumpen und Anlagen. Neben den vielen privaten Gebäuden gibt es einen beträchtlichen Immobilienbestand, der von Land und Gemeinden verwahrt wird.

In Südtirol gibt es schätzungsweise über 2000 öffentliche Gebäude wie Altersheime, Bibliotheken, Bürogebäude, Feuerwehrhallen, Krankenhäuser, Museen, Rathäuser, Sprengelsitze und Schulen. Somit besteht ein gewaltiges Potential für die Einsparung von Energie, Kosten und Treibhausgasen.

Öffentliche Gebäude in Südtirol

Laut Update-Entwurf 2021 des Klimaplans solle die energetische Sanierung öffentlicher Gebäude deutlich ausgebaut werden. Innerhalb 2023 sollen über 300 Gebäude einem Energie-Audit unterzogen werden mit dem Ziel, die 100 energieintensivsten Gebäude zu sanieren.

Damit wären bis 2025/2026 erst fünf Prozent der rund 2000 öffentlichen Gebäude des Landes und der Gemeinden energetisch saniert, was einer jährlichen Sanierungsrate von ungefähr einem Prozent entspricht. Im Jahr 2011 hatte die Landesregierung noch das Ziel, jährlich rund 2,5% vom Bestand zu sanieren, was bei Weitem nicht gelang.

Daher bräuchte es sehr viel mehr Anstrengungen, was die energetische Sanierung betrifft. Aber auch bei einer Verdoppelung der Sanierungsrate auf zwei Prozent pro Jahr, würden die Landesregierung und die Gemeinden erst in den 2070er Jahren den öffentlichen Gebäudebestand klimamodernisiert haben.

So wichtig es ist, energieintensive Gebäude rasch zu sanieren, so wichtig wäre es, in allen öffentlichen Gebäuden einen Effizienzcheck der bestehenden Heizungs-, Kühlungs- und Warmwasseranlage zu machen. Dieser Effizienzcheck wird auch als Optimierung der Anlagentechnik bezeichnet und besteht aus:

  • Hydraulischem Abgleich
  • Kontrollen und Anpassung der Reglereinstellungen
  • Einbau von effizienten Heizungspumpen
  • Monitoring für die Qualitätssicherung

Land und Gemeinden sollten hier unbedingt als gutes Beispiel vorangehen.

Optimierung der Anlagentechnik – kurzfristig umsetzbare Maßnahme

Um die Klimaziele des Landes, wie sie im Klimaplan vorgesehen sind, zu erreichen, sind die ebendort vorgesehenen Sanierungsmaßnahmen wohl nicht ausreichend. Die bisherigen Angaben im Klimaplan sind weder zeitlich noch finanziell definiert und damit besteht bereits jetzt das Risiko, dass die Ziele bezogen auf den Gebäudebestand zum zweiten Mal (nach dem ersten Klimaplan 2011) nicht erreicht werden.

Neben der sehr langwierigen und auch teuren energetischen Sanierung des Altbestandes, gibt es aber auch die Optimierung der Anlagetechnik als rasche und günstige Maßnahme der Energieeinsparung.

Rund 80 Prozent der Heiz-, Kühl-, Klima- und Warmwasseranlagen sind laut Schätzungen von Fachleuten gar nicht oder schlecht eingestellt. Es fehlt die Abstimmung zwischen dem Wärmeerzeuger, der Verteilung und der Wärmeabgabe.

Eine Optimierung der Anlagen ist geringintensiv, rasch durchführbar und reduziert in vielen Fällen die Heiz- oder Kühlkosten bis zu 30 Prozent, was sich unmittelbar auf eine Verringerung der CO2-Emissionen auswirkt. Der finanzielle Aufwand solle sich laut Aussagen von Expert:innen in zwei bis vier Jahren amortisieren. Es solle bereits erfolgreiche Referenzprojekte von Landesgebäuden geben.

 

Daher beauftragt der Südtiroler Landtag die Landesregierung

  1. Für den eigenen Gebäudebestand einen systematischen Effizienzcheck durch Optimierung der Anlagen zu machen, wobei energieintensive Gebäudekategorien zu priorisieren sind.
  2. Für den eigenen Gebäudebestand ein Monitoringsystem zu installieren, womit die ständige Überwachung der Anlagen gewährleistet wird;
  3. Gemeinsam mit den Südtiroler Gemeinden ein technisches und finanzielles Konzept auszuarbeiten, das es den Gemeinden für ihren Gebäudebestand ermöglicht, die Optimierung der Anlagen rasch umzusetzen.
  4. Zu prüfen, inwieweit der energetische Effizienzcheck durch Optimierung der Anlagen für energieintensive Privatgebäude verbessert werden kann, indem die zurzeit bestehenden Förderungen nachgeschärft werden.

 

Bozen, 03.02.2022

 

Landtagsabgeordnete

Hanspeter Staffler

Brigitte Foppa

Riccardo Dello Sbarba

 

[1] UNFCCC: United Nations Framework Convention on Climate Change

[2] Verordnung (EU) 2021/1119 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. Juni 2021 zur Schaffung des Rahmens für die Verwirklichung der Klimaneutralität und zur Änderung der Verordnungen (EG) Nr. 401/2009 und (EU) 2018/1999 („Europäisches Klimagesetz“).

[3] Klimareport Südtirol 2018. Eurac Research.

Author: Heidi

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