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Klimakur für Südtirols Tourismus

BESCHLUSSANTRAG.

Der Anteil der Tourismusbranche an der CO2-Produktion in Südtirol ist hoch: Obwohl bis jetzt exakte Angaben fehlen, schätzt der EURAC-Klimareport 2018 (S. 33) den Anteil der Beherbergungsbetriebe an den gesamten Treibhausgasemissionen auf rund 10%. Genaue Schätzungen fallen schwer, dürften aber steil nach oben gehen, da neben den Direkt-Emissionen der Betriebe für Heizung, Licht, Küche, Kühlung, Wellness auch die „grauen“ Werte für Anreise, Verkehr u. a. zu Buche schlagen. Eine eingehende Berechnung käme gewiss auf einen höheren Wert als der Klimareport angibt, wodurch die Verantwortungsposition des Tourismus für die Klimasituation Südtirols evident ist.

Welch hohe CO2-Emissionen der Sektor erzeugt, zeigen Messungen in einem Südtiroler ****-S-Hotel, das den eigenen Fußabdruck hat errechnen lassen. Nach den Berechnungen einer Münchner Klimaagentur lagen die Kohlendioxid-Emissionen in dem Unternehmen bei ca. 140 kg pro Gast und Nächtigung.

Das ist ein enormer Wert. Zum Vergleich: Die ca. 7t, die jede:r Einwohner:in in Südtirol jährlich emittiert, ergeben einen Tageswert von ca. 20 kg.

Rechnet man den Wert auf die Gesamtnächtigungen Südtirols (33 Mio.) hoch, erreicht der Ausstoß an CO2 sagenhafte 4.620.000 Tonnen (140 kg x 33.000.000 Nächtigungen). Legt man den Wert auf die Gästezahl um, so würde der CO2-Ausstoß bei einem bescheidenen Mittelwert von 7,5t/Gast 616.000 Personen entsprechen, die mit dem Tourismus zusätzlich im Lande leben – also mehr als die Einwohnerzahl des Landes von 533.000.

Obwohl die Schätzung zu hoch erscheint, dürften pro Gast nach Schweizer Standards in einem 3- oder 4-Sterne-Hotel doch mindestens 20-30 kg an CO2-Emissionen anfallen. Diese entsprechen immer noch einer durch den Tourismus verursachten zusätzlichen Präsenz von mehr als 100.000 Einwohner:innen in Südtirol, „graue“ Emissionen nicht eingerechnet.

Solche Schätzwerte zeigen die dringende Notwendigkeit, den Kohlendioxid-Ausstoß im Südtiroler Tourismus zu erfassen und, im Sinne der Klimastrategie des Landes, zu senken. Und genau dies hat der genannte Hotelier erreicht: Dank radikaler Einsparung und eigener Energieproduktion hat er in seinem Hotel die Emissionen von geschätzten 140 auf 10,8 kg gedrückt, sie also auf ca. 1/13 reduziert.

Aus Gründen der Klima-Verantwortung, der eigenen Optimierung / Kostenreduktion und im Sinne der Destination wäre es dringlich, dass die Betriebe Südtirols ab nun jeweils ihren CO2-Fußabdruck erheben würden, um auf dieser Grundlage eine energische Absenkung des Kohlendioxid-Ausstoßes in Angriff zu nehmen.

Errechnet werden sollten die CO-2-Emissionen, die durch den Betrieb eines Unternehmens (Heizung, Strom-, Wasserverbrauch, Abfall, Lebensmittel, Mobilität, Wäscherei) entstehen. Die errechneten Emissionen (Einheit: Wie viele kg CO2 pro Gast/Übernachtung?) sollten in „Klima-Effizienzklassen“ eingeteilt werden. Entsprechend dieser Effizienz-Klassen sollte Betrieben mit sehr guten Klima-Standards das Erreichen der Klimaneutralität durch Kompensationen (etwa zum Schutz von Regenwäldern) ermöglicht werden. In Österreich und der Schweiz gibt es genügend Vorbilder, die sich Südtirol aneignen sollte, um auf diese Weise zur führenden Klima-Destination aufzusteigen. Ein solcher Strategiewechsel würde auch „klimafreundliche Gäste“ anziehen, die in öffentlichen Verkehrsmitteln und mit sanfter Mobilität anreisen würden, statt mit SUV’s und ähnlichen Klimaschreddern.

Der genannte Tourismusunternehmer ruft zur Nachahmung auf: „Durch das Erstellen der Klimabilanz wurde unser Bestreben greifbar, das hat uns und unser Team motiviert. Man möchte sich immer weiter verbessern und ist natürlich stolz, wenn die Bilanz von Jahr zu Jahr besser wird. Wenn wir es in Südtirol schaffen könnten, dass alle Betriebe eine solche Bilanz erstellen würden, bin ich überzeugt, dass sich die Branche beginnt zu hinterfragen und automatisch nachhaltiger aufzustellen. Dies wäre eine Chance uns als Tourismus-Region neu zu positionieren und zukunftsfit zu machen.“ Diesem ermutigenden Appell eines engagierten Hoteliers kann man nur beipflichten.

Daher beauftragt der Südtiroler Landtag die Landesregierung:

  1. Im Detail zu erheben, wie sich die CO2-Bilanz des Tourismus in Südtirol zusammensetzt und mit welchen Durchschnittswerten pro Gast man in jedem Segment rechnen muss;
  2. eine Strategie vorzulegen, wie diese Werte gesenkt werden können;
  3. touristische Klima-Effizienzklassen zu entwickeln, die als Grundlage für eine Klimazertifizierung dienen;
  4. mit Anreizen wie einer GIS- oder IRAP-Senkung das Erreichen bestimmter Klassen zu fördern;
  5. die Betriebe innerhalb eines angemessenen Zeitrahmens zur Zertifizierung und systematischen Senkung des CO2-Verbrauchs auf klar festgelegte Werte zu einer Selbstverpflichtung aufzufordern;
  6. die Selbstverpflichtung als Klima-Destination in die Markenstrategie von IDM und anderen Promotoren einzubauen, um Südtirol als Klima-Land zu positionieren.

Bozen, 19.04.2022

 

Landtagsabgeordnete

Brigitte Foppa

Riccardo Dello Sbarba

Hanspeter Staffler

 

Author: Heidi

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