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Klimabäume gegen die Klimakrise

BESCHLUSSANTRAG.

In den letzten Jahren hat in den Sommermonaten ein Hitzerekord den nächsten gejagt. Die Prognose für diesen Sommer sind düster, laut Meteorolog:innen könnte El Niño bereits diesen Sommer neue Temperaturrekorde bringen. Die extrem hohen Temperaturen sind für Mensch und Natur schon lange eine Belastung. Langfristig müssen wir uns mit allen Mitteln dafür einsetzen, dass dieser Temperaturtrend nicht jedes Jahr schlimmer wird. Es braucht unbedingt auch Maßnahmen, die der Hitze entgegenwirken bzw. diese erträglich machen; Stichworte sind Entsiegelung und sickerfähige Böden, Hitzepläne, städtebauliche Maßnahmen und vor allem Grüne Städte! Letzteres lässt sich in verschiedene Teilbereiche gliedern: Schaffung öffentlicher Gärten beispielsweise, vertikale urbane Bepflanzung, Sicherstellung, dass Grünfläche einen gewissen Prozentsatz der urbanen Gesamtfläche ausmacht.

Vorbild Wien: Laut Zahlen des „World City Culture Forum“ aus den Jahren 2013 und 2014 besteht 45% der Fläche Wiens aus öffentlichem Grün. Auch um Städte wie Bozen ist es laut Grünplan nicht schlecht bestellt, was öffentliches Grün betrifft. Soweit zur Theorie. In der Praxis muss um jeden Quadratzentimeter öffentliches Grün in Gemeinden gekämpft werden. Laufend wird neu gebaut, Böden neu versiegelt; hinzu kommt, dass die Lebensdauer von neu gepflanzten Bäumen diversen Studien zufolge im urbanen Raum heute geringer ist als sie es noch vor Jahren war. Wenn sie es schaffen, den stressigen Lebensbedingungen in den Städten zu trotzen (zu wenig Platz, ungeeigneter Boden, Schadstoffe, Trockenheit, zu hohe Temperaturen) und von Schädlingen verschont bleiben, besteht noch ein erhebliches Risiko, dass sie gefällt werden und an ihrer statt Gebäude, Parkplätze, Straßen oder ähnliches errichtet werden.

Doch sind es genau die Bäume, die das Klima in Dörfern, Gewerbezonen und Städten wesentlich prägen. Sie zu hegen und zu pflegen ist von fundamentaler Wichtigkeit. Neupflanzungen und Schutz von Altbäumen gehen hier Hand in Hand. Ältere Bäume haben sich Widerstandsfähigkeit bereits erfolgreich „antrainiert“. Sie haben Schädlingen, Schadstoffen und Hitze getrotzt und ihre Robustheit zeichnet sie aus. Zudem haben sie durch ihr Alter eine gewisse Größe erreicht. Vor allem die Spannweite der Baumkrone gereicht den Gemeinden zum positiven Nutzen: Sie spenden Schatten und machen so die Sommer erträglicher. Sicherzustellen, dass sie nicht Bauaktivitäten zum Opfer fallen und so den Zentren weiterhin nutzen können, hilft den Bewohner:innen unserer Gemeinden.

Auch bei den Neupflanzungen von Bäumen müssen einige Kriterien bedacht werden. So sorgt die Stadt München („Entwicklungskonzept Stadtbäume“, Universität Hamburg 2019) beispielsweise seit einigen Jahren dafür, dass Neupflanzungen von Bäumen besonders sorgfältig passiert: Die Baumscheibe eines neuen Baums muss z. B. 24 Quadratmeter betragen bei 1,5 Metern Tiefe. Dabei greift München auf eine Liste von Bäumen zurück, die sich für die Bepflanzung besonders gut eignen. Eine eigens eingerichtete „Baumkommission“ entscheidet, welcher Baum an welchem Standort am besten gepflanzt werden soll. Dabei wird z. B. auch darauf Acht gegeben, dass Regenwasser Straßenbäume besonders gut erreicht. Dies geschieht einerseits mit einer besonders großen Baumscheibe oder der gezielten Ableitung des Regenwassers zu Baumstandorten. So hat man in München Geh- und Radwege in Wohnvierteln leicht abschüssig zu Standorten von Bäumen errichtet, damit Regenwasser in die Pflanzengrube rinnen kann.

Die letzten Beispiele sollen vor Augen führen, dass Schutz von Bäumen in Ortszentren und Gewerbezonen auch Schutz der Bevölkerung bedeutet. Konkrete Maßnahmen sind nicht nur möglich, sondern müssen unbedingt umgesetzt werden. Hierbei muss die Energie zu gleichen Teilen dafür aufgewendet werden, schon bestehenden Baumbestand so gut wie möglich zu schützen und auf nachhaltige Art und Weise neue Bäume zu pflanzen.

Bäume dienen als Staubfilter, sie regulieren die Temperatur, sorgen für Wohlbefinden der Menschen, die in Ortschaften wohnen und arbeiten. Im Hinblick auf die Temperaturentwicklung der nächsten Jahre müssen wir auf Altbewährtes setzen: auf Grüne Lösungen, auf Bäume als Schattenspender, die diesen und folgende heiße Sommer erträglich machen.

Daher beauftragt der Südtiroler Landtag die Landesregierung

  1. Den Baumbestand in den Ortszentren zu erheben mit dem Ziel, die Bedeutung als Klimabäume festzuhalten und diese vor unbedachter Schlägerung zu schützen.
  2. Ein landesweites klimafittes Straßenbaumsortiment mit Anpflanzungs- und Pflegetipps auszuarbeiten, damit Neupflanzungen von Bäumen in Hinblick auf klimatische Veränderungen geschehen.
  3. Eine Sensibilisierungs- und Ausbildungskampagne zum Thema „Bedeutung und Pflege von Klimabäumen in Ortschaften“ für Gemeindereferentinnen und Gemeindemitarbeitern zu lancieren.
  4. Anreize wie Förderungen, Incentives oder Preise für Gemeinden vorzusehen, die „Klimabäume“ strategisch schützen und anpflanzen.
  5. Eine einschlägige Durchführungsverordnung zum Gesetz für Raum und Landschaft anzupeilen, um für die Gemeindeverwaltungen eine Verbindlichkeit in Sachen Klimabäume zu erreichen.

 

Bozen, 16.06.2023

 

Landtagsabgeordnete

Hanspeter Staffler

Brigitte Foppa

Riccardo Dello Sbarba

 

Author: Heidi

Wenn der Nachbar die
Für Menschenrechte
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