HomeLandtagsarbeitBeschlussanträgeTorfabbau in Südtirol – Das Torf doch nicht sein

Torfabbau in Südtirol – Das Torf doch nicht sein

BESCHLUSSANTRAG.

Torfmoore gehören zu einem Vegetationstyp, der aus Umweltsicht viel Potenzial im Positiven wie im Negativen in sich birgt. Auf der einen Seite haben Moore große klimaschützende Eigenschaften, auf der anderen ein enormes klimaschädliches Potenzial. Entscheidend, in welche der beiden Richtungen das Pendel ausschlägt, ist der Mensch. Natürliche Torfmoore dienen als riesiger Speicher von Kohlenstoff. Kommt es aber zur Nutzung des Torfes, werden große Mengen CO2 aktiviert und gelangen als Treibhausgas in die Atmosphäre.

Es wird angenommen, dass Torfböden etwa 3% der weltweiten Landfläche ausmachen und der größte Kohlenstoffspeicher der Welt sind, wobei die Moore auf der Nordhalbkugel einen großen Anteil daran haben.

Ungestörte, natürliche Moore können der Atmosphäre dauerhaft Kohlenstoff entziehen, sie dienen als Kohlenstoffsenke. Die gegenwärtige Einlagerung von Kohlenstoff in die etwas mehr als 3–4 Millionen km2 ungestörten Torfböden der Welt beträgt etwa 0,1 Gt pro Jahr. Die Einlagerung von Kohlenstoff geschieht so, dass wegen der dauernd hohen Wassersättigung der Moorböden das abgestorbene Pflanzenmaterial sich nicht zersetzen kann und konserviert wird. Wir können uns Torfmoore also wie eine riesige Filteranlage vorstellen, welche CO2 aus der Atmosphäre aufnimmt und dauerhaft speichert. Diese Eigenschaft führt unter anderem dazu, dass laut den Vereinten Nationen Torfmoore aus Sicht des Klimaschutzes die wichtigsten terrestrischen Ökosysteme darstellen.

Torf ist aber auch ein wertvoller Rohstoff, der seit Jahrhunderten hauptsächlich als Brennstoff oder als Zusatzstoff für Blumenerde verwendet wird. Durch den Abbau von Torf werden Moore zerstört und das so gewonnene Torfmaterial gibt infolge durch Verbrennungs- oder Zersetzungsprozesse den gespeicherten Kohlenstoff an die Umgebung ab.

Torfmoore werden aber auch trockengelegt. Künstliche Drainagen führen das Wasser ab, das Torfsubstrat beginnt sich zu zersetzen und gibt dabei kontinuierlich CO2, Methan und Lachgas ab. Solcherart gewonnenen Flächen werden zumeist landwirtschaftlich genutzt.

Wollen Europa und damit auch Italien und Südtirol das Klima-Ziel „Reduktion der CO2-Emissionen um 55% gegenüber 1990“ bis 2030 umsetzen, so kann das für europäische Moore nur bedeuten, dass der Torfabbau gestoppt und bereits zerstörte Moore renaturiert werden müssen.

Südtirol ist keine Gegend, die etwa berühmt für ihr großes Mooraufkommen ist, doch auch hierzulande wird Torfabbau betrieben. Derzeit geschieht dies in fünf Torfstichen im Unterland, wo insgesamt 1,5 Millionen m3 Torf geerntet werden dürfen. Davon wurden bis Ende 2019 rund 500.000 m3 abgebaut. Mit jedem Kubikmeter abgebautem Torf werden beträchtliche Mengen CO2, Methan und Lachgas als schädliche Treibhausgase freigesetzt, was auf Dauer nicht mit den Klimazielen vereinbar ist.

Daher beauftragt der Südtiroler Landtag die Landesregierung

  1. In einer Studie zu errechnen, wieviel CO2, Methan und Lachgas durch den hiesigen Abbau von Torf in die Atmosphäre gelangen;
  2. die Konzessionen für den Torfabbau in Südtirol aus Gründen des Klimaschutzes neu zu bewerten;
  3. Eine Studie in Auftrag zu geben, um herauszufinden, welche umweltfreundlichen Substrate Torf im Gemüse- und Blumenanbau ersetzen könnten;
  4. Wege zu finden, dass ab 2030 in öffentlichen Grünzonen (Land und Gemeinden) Torfsubstrat nicht mehr zum Einsatz kommt, weder aus eigener Produktion noch importierte Ware.

Bozen, 18.02.2021

Landtagsabgeordnete
Hanspeter Staffler
Brigitte Foppa
Riccardo Dello Sbarba

Author: Heidi

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