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Schulpersonal ist wertvoll

BESCHLUSSANTRAG.

Seit Jahren dringen Hilferufe aus den Schulen, was die Arbeitsbedingungen des administrativen und des Hilfspersonals betrifft. Der Personalstand hat sich in diesen Jahren verändert. Laut Antwort auf die Landtagsanfrage Nr. 214/19 umfasste der Stellenplan der Schulverwaltung 2010 insgesamt 2.185,5 Stellen, im Jahr 2.091 Stellen, aufgeschlüsselt wie in der Tabelle ersichtlich:

Hilfspersonal Verwaltung/Technik Reserve gesamt
2010 1.295 852 38,5 2.185,5
2018 1.191,5 811,5 88 2.091

In derselben Zeit sind die Schulgebäude mehr geworden (von 405 auf 415). Die Schülerzahlen sind von 74.204 auf 75.283 angewachsen.

Das bedeutet, dass die Schulwart:innen (um sie handelt es sich im Wesentlichen beim Hilfspersonal der Schulen) zunehmend mehr Arbeit haben.

Vor vielen Jahren hatten die Schulwart:innen, damals oft noch Schuldiener:innen genannt, eine wichtige Rolle im Schulgefüge. Sie standen zur Verfügung für unvorhergesehene Zwischenfälle, sie erledigten Botengänge und diverse Arbeiten, sie waren vor allem aber Anlaufstelle für die verschiedenen Mitglieder der Schulgemeinschaft. Oft genug fand man bei den Schulwart:innen ein offenes Ohr und eine menschliche Hilfestellung für die Anliegen von Kindern und Jugendlichen sowie für das Lehr- und andere Personal in der Schule und auch für Eltern und Außenstehende.

Diese Rolle hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert. Die Schulwart:innen sind nun zu Reinigungskräften geworden. Ist das an sich schon ein großer Schaden, so haben die ca. 1.200 Schulwart:innen mit einer Reihe von besonderen Problemen zu kämpfen und leiden unter Bedingungen, die dringend einer Verbesserung bedürfen.

Erstens ist das Durchschnittsalter der Schulwart:innen mit ca. 55 Jahren sehr hoch. Das bedeutet, dass viele Schulwart:innen körperliche Abnutzungserscheinungen haben und die Belastung nicht aushalten. Viele sind, so auch die Aussagen der Betroffenenvertretungen, „am Ende ihrer Kräfte“. Die Fälle der Berufserkrankungen steigen an. Tennisarme, Arthritis und Arthrosen sind nur einige der uns genannten Krankheitsbilder unter Schulwart:innen. Krankheitsbedingt Abwesende oder Pensionierte werden oft nicht oder erst nach längerer Zeit ersetzt, weshalb die Kolleg:innen dann auch die den Abwesenden zugewiesene Flächen reinigen müssen.

Durch die (gesellschaftlich notwendige und wünschenswerte) Ausweitung der Ganztagsschulen, können die Schulwart:innen meist erst ab 16 Uhr mit dem Putzen beginnen. Sie müssen also schneller putzen, und das bedeutet: Stress.

Insbesondere muss man sich vor Augen halten, welche immensen Flächen die Schulwarte täglich putzen müssen: Seit 2006 ist vorgesehen, dass ein:e Schulwart:in in Vollzeit pro Tag 1.216 qm pro Tag putzen muss. Das wären ca. 160 qm pro Stunde (was schon an sich nicht wenig ist. Eine große Wohnung pro Stunde!), oft aber ist es so, dass durch Ausfälle und organisatorische Notwendigkeiten auch 300 qm geputzt werden müssen.

Das alles bei einer Besoldung, die fern ist von allen Notwendigkeiten und die einen gesellschaftlichen Status widerspiegelt, der der Würde der Schulwart:innen nicht gerecht wird.

Schwierig ist die Situation auch in den Schulsekretariaten. Durch die Autonomie der Schulen sind auf die Verwaltungsleiter:innen wichtige und verantwortungsschwere Aufgaben zugekommen. Schulsekretär:innen leiden unter Stress und Überlastung. Auch Schulführungskräfte bestätigen, dass die Situation zunehmend prekär ist. Diverse Schulsekretariate sind unbesetzt geblieben.

Die bestehenden Berufsbilder sind überaltert und entsprechen nicht den reellen Aufgaben von Schulsekretär:innen. Durch die Autonomie der Schulen besteht eine große rechtliche Verantwortung, in einem sich immer wieder veränderndem Rechtsrahmen. Eine verbindliche Rechtsberatung an zentraler Stelle, an der alle Schulen andocken können, wäre eine wesentliche Voraussetzung für mehr Absicherung und Harmonisierung der Maßnahmen. Schließlich wünschen sich auch die Schulsekretär:innen, wie viele andere öffentlich Bedienstete, mehr Wertschätzung und Sichtbarmachung ihrer wichtigen Tätigkeit.

Burnouts, Kündigungen und Wechsel in die Privatwirtschaft zeugen von einer schwierigen Situation beim Verwaltungs- und Hilfspersonal in den Schulen Südtirols. Dass der Notstand auch zu Unmut, Frustration und gar Mobbing führen kann, beweisen die bei der Vertrauensrätin angezeigten Mobbingfälle, die in ihrem ersten Tätigkeitsjahr bei der Landesverwaltung im Bereich Schule die meisten Fälle feststellen musste. Auch die Gleichstellungsrätin wird mit einer Vielzahl von Diskriminierungsfällen beim Schulpersonal konfrontiert. Es besteht Handlungsbedarf.

Dies alles vorausgeschickt, beauftragt der Südtiroler Landtag die Landesregierung:

  1. In der Berufsbeschreibung der Schulwart:innen die Aufgaben der Hilfestellung und Betreuung innerhalb der Schulgemeinschaften höher zu gewichten und die Reinigungsaufgaben einer Begrenzung (z.B. nicht mehr als 50% der Arbeitszeit) zu unterlegen.
  2. Die zu reinigende Fläche pro Schulwart:in zu kürzen und altersmäßig zu staffeln (z.B. weniger Quadratmeter ab 55 Jahren).
  3. Arbeitsmedizinische Visiten für Schulwart:innen vorzusehen.
  4. Maßnahmen für die Aufwertung der Schulsekretär:innen auszuarbeiten.
  5. Das Berufsbild der Schulsekretär:innen den reellen Aufgaben anzupassen.
  6. Eine Stelle der Rechtsberatung für die Verwaltungsleiter:innen der Schulen einzurichten.

 

Bozen, 14.10.2022

Landtagsabgeordnete

Brigitte Foppa

Riccardo Dello Sbarba

Hanspeter Staffler

 

Author: Heidi

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