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Schützen wir ein kostbares Gut: das Wasser!

TAGESORDUNG zu Gesetzentwurf Nr . 114/22

Es ist trocken, viel zu trocken. Unter diesem Fakt leidet mittlerweile ganz Europa. Während in Griechenland, Spanien oder Frankreich Waldbrände grassieren, leidet Italien unter einer großen Hitze- und Trockenheitsperiode. Davon ist auch Südtirol nicht ausgenommen, obwohl es hier im Vergleich zum Rest Italiens und andernorts in Europa noch besser ausschaut. Dies bedeutet jedoch nicht viel. Denn auch hier muss mancherorts schon die Feuerwehr das Trinkwasser vorbeibringen. Umweltverbände, Landwirtschaft und viele mehr schlagen Alarm.

Fällt der Begriff Wasserknappheit, kommt man allgemein gleich zur Vermutung, dass die Niederschlagssumme abgenommen hätte. Dies ist jedoch nicht der Fall. Vergleicht man die Niederschlagswerte in Südtirol der letzten 100 Jahre fällt sogleich auf, dass die Summe mehr oder weniger ausgeglichen geblieben ist (siehe „Open Data Südtirol“). Doch das Problem liegt anderswo, nämlich in der Niederschlagsintensität und der Niederschlagsverteilung. Das legen mehrere Studien nahe, die sich mit der Entwicklung des Klimas im Alpenraum beschäftigen. Jüngst auch eine Studie von MeteoSchweiz, Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Österreich (ZAMG) sowie Meteo-France aus dem Jahr 2022. Die Studie spricht von einem Trend hin zu einer Zunahme der Niederschlagsmengen pro Tag. Zudem prognostiziert sie geringere Niederschläge im Sommer und eine Häufung im Frühling, Herbst und Winter. Konkret heißt dies, dass uns im Sommer längere Trockenzeiten bevorstehen könnten. Das Problem mit größeren Niederschlagsmengen innerhalb kurzer Zeit ist jenes, dass diese Mengen vom Boden nicht optimal aufgenommen werden können und so oftmals „umsonst“ sind. Der sprichwörtliche stete Tropfen ist für die Natur optimaler als eine hohe Intensität innerhalb kürzester Zeit.

Prognosen zum Niederschlag sind jedoch schwierig. Dies wird von der Wissenschaft auch unumwunden eingestanden. Mehrere wissenschaftliche Arbeiten in den letzten Jahren können jedoch das oben beschriebene Szenario unterstützen. Nun kommt jedoch noch ein zweiter wichtiger Faktor hinzu, bei dem sich die Wissenschaft weitgehend einig ist: die Temperaturentwicklung; nicht nur unsere Sommer werden heißer, sondern die Temperaturen steigen ganzjährlich. Für die Trockenheit ist jedoch die Entwicklung in den Sommermonaten sehr entscheidend. Denn laut Klimareport Südtirol 2018 sind die Jahresdurchschnittstemperaturen in Südtirol seit den 1960er-Jahren um 1,5 Grad Celsius angestiegen. Bozen und Brixen verzeichnen im selben Zeitraum zudem einen Anstieg der Sommertemperaturen von 3 Grad Celsius. Treffen die oben beschriebenen Prognosen der geringeren Niederschlagsmengen für den Sommer zu, so sind diese, gemeinsam mit der zunehmenden Hitze von Juni bis September der springende Punkt in der Debatte.

Dies ist insofern besorgniserregend, als dass die Natur im Sommer besonders viel (und steten) Regen braucht. Bleibt dieser aus und zusätzlich dazu ist es auch noch sehr heiß, kann die hier entstandene Trockenheit nur mehr schwer aufgeholt werden. Diese Faktoren führen in Summe dazu, dass die Wasserknappheit steigt.

In Südtirol wurde jüngst von einigen Verbänden Alarm geschlagen: Unsere Bäche trocknen aus. Dies hat zum einen mit den oben beschriebenen Phänomenen, auf der anderen Seite auch mit anderen Faktoren wie dem gestiegenen Wasserverbrauch und dem letzthin schneearmen Winter zu tun. Ein großes Problem ist aber auch, dass für die Landwirtschaft oftmals mehr Wasser abgeleitet wird, als den Wasserläufen gut tut. Es gibt Grund zur Annahme, dass die Restwassermengen nicht immer strikt eingehalten werden (siehe dazu www.salto.bz/de/article/22072022/lagricoltura-e-troppo-assetata). Als Restwassermenge (Deflusso minimo vitale) bezeichnet man jene Wassermenge, die das lebensnotwendige Minimum im Gewässer darstellt. Wird dieses unterschritten, drohen ernsthafte Konsequenzen für Flora und Fauna. Daher ist eine einseitige Verringerung der Restwassermenge äußerst gefährlich.

Laut Fischereiverband Südtirol ist es jedoch alles andere als leicht, diese Restwassermenge zu kontrollieren. Denn die Daten müssen mühsam angefragt, und können nicht ad hoc online eingesehen werden. Dies zu ändern würde keinen großen Aufwand mit sich bringen, wäre aber für die Kontrolle unserer Wasserläufe eine große Erleichterung.

Wir alle leiden unter der derzeitigen Trockenheit. Leider dürfen wir vermuten, dass dieses Phänomen nicht einmalig bleiben wird. Dass auch die Landwirtschaft Wasser für die Lebensmittelerzeugung braucht, ist selbstverständlich. Doch wenn unsere Flüsse und Bäche immer weiter angezapft werden, kommt dies letztendlich niemandem zugute. Aus diesem Grund liegt es im Interesse aller, sie zu schützen. Ein erster und wichtiger Schritt hin zu einem umfangreichen Schutz ist die Möglichkeit zur Kontrolle. Diese muss niederschwellig zugänglich gemacht werden.

Daher beauftragt der Südtiroler Landtag die Landesregierung innerhalb maximal 12 Monaten nach Beschlussfassung

  1. Alle umweltrelevanten Kennzahlen und Daten in Echtzeit zu den Wasserkonzessionen auf einer digitalen Plattform im Sinne der Open Data Standards öffentlich zugänglich und transparent einsehbar zu machen
  2. Eine jährliche Veröffentlichung der Daten bezüglich der Anzahl der durchgeführten Kontrollen durch die zuständigen Behörden sowie die Einhaltung der Ableitungsmengen aus Südtirols Gewässern vorzunehmen
  3. Ein Aktionsplan auszuarbeiten, der sich mit den geänderten Niederschlagsbedingungen in Südtirol auseinandersetzt und Strategien für die Anpassung an diese ableitet.
  4. Dafür im Nachtragshaushalt die entsprechenden finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen.

Bozen, 26.07.2022

Landtagsabgeordnete

Hanspeter Staffler

Brigitte Foppa

Riccardo Dello Sbarba

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