HomeLandtagsarbeitBeschlussanträgeDer Wert des Kultur- und Kreativsektors in Südtirol

Der Wert des Kultur- und Kreativsektors in Südtirol

BESCHLUSSANTRAG.

In Deutschland gibt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) jährlich zwei externen Unternehmen den Auftrag, die wirtschaftlichen Kennzahlen der Kultur- und Kreativwirtschaft zu untersuchen. Dazu gehört zum Beispiel die Anzahl an Unternehmen, der Umsatz oder die Bruttowertschöpfung dieses Sektors. Der daraus resultierende jährlich veröffentlichte „Monitoringbericht Kultur- und Kreativwirtschaft“ gibt Aufschluss darüber, welchen Stand der Sektor im Verhältnis zu anderen Wirtschaftszweigen innehat und wo eventuell Handlungsbedarf besteht.

Die Definition von Kunst- und Kulturwirtschaft, auf der die Untersuchungen im Auftrag des BMWi beruhen, umfasst die Sektoren Musikwirtschaft, Buchmarkt, Filmwirtschaft, Rundfunkwirtschaft, Markt für darstellende Künste, Designwirtschaft, Architekturmarkt, Pressemarkt, Werbemarkt, Software-/Games-Industrie sowie Sonstige (dazu zählen Bibliotheken, Archive, Denkmalstätten, Botanische Gärten und Schaustellergewerbe);

Die Ergebnisse, zu denen der Monitoringbericht 2019 kommt, sind beeindruckend: Die Bruttowertschöpfung des kulturellen Sektors belief sich 2018 auf ca. 100,5 Milliarden Euro. Damit lässt sie Branchen wie die Chemieindustrie, die Energieversorgung oder die Finanzdienstleister hinter sich und liegt in etwa gleichauf mit der Bruttowertschöpfung des Maschinenbausektors. Nur der Fahrzeugbau erreicht in Deutschland eine größere Wertschöpfung als der Kulturbereich. Bei den Beschäftigten liegt der Kultur- und Kreativbereich hingegen unangefochten auf Platz 1. Kein anderer wirtschaftlicher Sektor hat so viele Kernerwerbstätige. Selbst Fahrzeug- und Maschinenbau lässt die Kulturwirtschaft hinter sich.

Eine derartige Berechnung der Wertschöpfung ist in der Tat von großem Wert. Nicht nur wird anhand dieser wirtschaftlichen Zahlen der Stand der Kultur- und Kreativwirtschaft insgesamt ermittelt, sondern auch die Teilbereiche innerhalb des Sektors können näher unter die Lupe genommen werden.

Ein großes Problem der Kulturwirtschaft ist seit jeher jenes, dass sie sehr oft nicht oder nicht wirklich als Wirtschaftsfaktor wahrgenommen wird. Eine solche Berechnung kann mit nackten Zahlen die Fakten auf den Tisch legen und den nüchternen „Wert“ dieser Branche so in Relation setzen. Denn auch in Südtirol leben viele Menschen von der Kultur. Auch in Südtirol werden Museen besucht, Bücher gelesen, Filme geschaut – aber auch Museen aufgebaut, Bücher geschrieben und verkauft sowie Filme produziert und gedreht. Um nur einige Beispiele zu nennen.

Südtirol ist ein kulturell vielfältiges Land. Kunst und Kulturszene brauchen hierzulande nicht den Vergleich mit anderen Ländern und Regionen zu scheuen. Unsere Landschaft bietet eine optimale Kulisse für filmische Inszenierung. Im Land gibt es an die 150 Museen und Ausstellungsorte. Design, Kunst, Architektur etc. sind in qualitativ hochwertigem Ausmaß vertreten. Die Ermittlung der genauen Wertschöpfung würde es Südtirol erlauben, Vergleiche auf hohem Niveau anzustellen. Zudem könnte ein Vergleich auf internationalem Level hilfreich sein, um abschätzen zu können, mit welchen anderen Ländern wir uns messen können. Für den Kultur- und Kreativbereich wäre eine solche Untersuchung eine Aufwertung und Argumentationshilfe für die gesamte Problematik der Förderung und Finanzierung.

Daher beauftragt der Südtiroler Landtag die Landesregierung

  1. Eine unabhängige Einrichtung mit der Untersuchung des wirtschaftlichen Standes der Kunst- und Kulturwirtschaft in Südtirol zu beauftragen.
  2. Den Fokus dieser Untersuchung auf die Anzahl an Unternehmen, den Umsatz der Kultur- und Kreativwirtschaft sowie die Bruttowertschöpfung der Branche zu legen.
  3. Die Ergebnisse dieser Untersuchung in einem Bericht, der die wirtschaftlichen Kennzahlen umfasst, zu veröffentlichen.
  4. In diesen gesamten Prozess die direkt Betroffenen und ExpertInnen einzubeziehen, bzw. ihre Desiderata an die Untersuchung einzuholen.

Bozen, 30.06.2020

 

Landtagsabgeordnete

Brigitte Foppa

Hanspeter Staffler

Riccardo Dello Sbarba

 

Author: Heidi

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