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Regelmäßig wird das Gedenken an Andreas Hofer in den Dienst tagespolitischer Interessen gestellt. Der 20. Februar sollte aber nicht jenen rechtspopulistischen Kräften überlassen werden, die Hofer in den Dienst ihrer patriotischen Gesinnungsschulung stellen möchten. Ein solcher politischer Missbrauch von Geschichte verbietet sich mit Blick auf die historischen Faktenlage. Die Schlüsseljahre 1809/10 lassen sich redlicher Weise nicht auf reaktionäre Botschaften reduzieren.

Als Vertreter/innen des Bündnisses LeU-Grüne fordern wir dazu auf, den historischen Hofer in den Blick zu nehmen.

Den gewiss „stratosphärischen“ Betrachtungen des heurigen Hofer-Gedenkens in Meran halten wir daher entgegen: Andre Hofer steht für eine breite Volksbewegung „von unten“, die auch ein Protest gegen den Verrat der „Fürsten“ und ihrer Kabinettspolitik darstellte. Von den Habsburgern alleingelassen, aber auch ehrenvolle Alternativen und Friedensangebote der bayerisch-französischen Gegner stets ausschlagend, war die Tiroler Revolte von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Der Slogan „für Gott, Kaiser und Vaterland“ des Meraner Denkmals von Emanuel Pendl kann also Hofer nicht wirklich gerecht werden.

Das erst im Oktober 1914 errichtete Monument wurde bereits für den Ersten Weltkrieg funktionalisiert und unterdrückte jegliche anarchischen und subversiven Anteile des Hoferbildes. Geben wir Hofer also seine historische Rolle zurück: Er stand zum einen für den Kampf um das alte Herkommen, er verkörperte den Anteil des Volkes am historischen Prozess. Andererseits steht er aber auch für die reaktionären und kompromisslosen Momente des Tiroler Aufstands und für dessen schlussendliches blutiges Scheitern.

Darum: Wer heute Hofer für seine tagesaktuellen Zwecke – etwa durch schamlose Verknüpfung mit der Doppelpassdebatte – benutzen will, schert sich einen Deut um die historische Faktenlage und bietet nichts als billigen Agitprop.

Hannes Obermair, Norbert Lantschner, Laura Polonioli, Vanda Carbone
Kandidaten von Liberi e Uguali für die Parlamentswahlen

04.03.2018

Vorstellung der Kandidatinnen und Kandidaten für die Parlamentswahlen

Bereits bei der Landesversammlung der Grünen am 20. Jänner waren die Namen der Kandidatinnen und Kandidaten zum Parlament im Beisein von Kammerpräsidentin Laura Boldrini als „Patin“ der Liste bekannt gegeben worden. Heute stellen sich die acht ParlamentskandidatInnen für Liberi e Uguali, mit denen die Südtiroler Grünen antreten, den Medien vor.

Listenführer für den regionalen Verhältniswahlkreis und Kammerkandidat für den Wahlkreis Bozen/Unterland ist Norbert Lantschner. Er war bei den Bozner Gemeinderatswahlen 2016 als Bürgermeisterkandidat für die Grünen angetreten und ist derzeit Gemeinderat in Bozen und Präsident der Umweltkommission. Italienweit ist er bekannt als der Erfinder und Entwickler des Südtiroler Klimahauskonzepts. Sein Hauptanliegen beschreibt er folgendermaßen: „Jahrelang habe ich mich für Umwelt- und Klimaschutz eingesetzt, Projekte angestoßen und immer wieder von der Politik mehr gefordert als nur Versprechungen. Es ist höchste Zeit für eine reale öko-soziale Politik, die vorausschauend auf die zeitgemäßen Herausforderungen antwortet.” Er wirbt für eine Energiewende in Italien und setzt sich dafür ein, dass Italien realistischerweise im Jahr 2050 zu 100% auf erneuerbare Energien kommt.

Im selben Wahlkreis Bozen/Unterland ist die Bozner Anwältin Laura Polonioli Kandidatin für den Senat. Sie war Vizepräsidentin des Autonomiekonvents und Unterzeichnerin eines der Minderheitenberichte zum Konvent. Ihre Hauptanliegen sieht sie in der Autonomiepolitik, die es weiterzuentwickeln gelte. „Nicht mehr, indem man wie bisher nur Zuständigkeiten von Rom abtrotzt und dies dann als politischen Erfolg verkauft, sondern indem man die innere Autonomie und Demokratie im Lande stärkt“, so Polonioli. Insbesondere will sie sich auch dafür einsetzen, dass die italienische Sprachgruppe eine stärkere und überzeugtere politische Vertretung erhält – im Sinne eines besseren Zusammenwirkens der Sprachgruppen in Südtirol.

Im Wahlkreis Meran/Vinschgau werden Vanda Carbone für die Kammer und Hannes Obermair für den Senat antreten. Die ehemalige Oberschullehrerin und langjährige Meraner Stadträtin Vanda Carbone ist eine aufmerksame Beobachterin der politischen Entwicklungen und sieht die größten Herausforderungen derzeit in der Chancengleichheit für alle. „Wenn man von Geschlechtergerechtigkeit und Chancengleichheit spricht, dann muss man auch von einem dichten Netz an öffentlichen Einrichtungen für die Betreuung der Kinder reden. Außerdem braucht es eine angemessene Unterstützung, um die finanziellen Ausfälle bei Arbeitsunterbrechungen zu lindern. Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist keine Privatsache!“, so Carbone.

Hannes Obermair, langjähriger Direktor des Bozner Stadtarchivs und Lehrbeauftragter in Innsbruck, steht für ein liberales und europäisches Staatsbürgerschaftsprinzip (Ius soli), für die völlige Gleichberechtigung sozialer und sexueller Minderheiten (LGBT), für eine öffentliche Geschichts- und Erinnerungskultur gegen rechts (Antifaschismus) und für Mehrsprachigkeit und Transkulturalität. „Dieses Andere Südtirol im Sinne Alexander Langers sollte auch in Rom seine starke Stimme haben“, sagt Obermair.

Zwei Gemeinderäte vertreten die Grünen und Liberi e Uguali im Wahlkreis Brixen/Pustertal. Für die Kammer stellt sich der Fraktionssprecher der Grünen Bürgerliste im Brixner Gemeinderat Markus Frei der Wahl. Der Sozialpädagoge und engagierte mehrfache Vater beschreibt seine Kandidatur als „die konsequente Fortsetzung meiner Bereitschaft mich einzubringen, um jene Werte zu leben und zu fördern, auf die es mir ankommt: Solidarität, Gemeinschaft und Frieden. Europa baut auf diesen Werten auf.” Sein großes Anliegen sind die Grundwerte der sozialen Gerechtigkeit und des sozialen Ausgleichs. Sie gilt es zu stärken, damit die Schere zwischen Arm und Reich wieder zu gehen kann.

Cornelia Brugger, Gemeinderätin in Bruneck und erste Nichtgewählte auf der PD-Liste bei den Landtagswahlen 2013, ist bekannt für ihr Engagement in der Gewerkschaft und in der Kindergartenvertretung. Als Kindergärtnerin liegt ihr Bildungspolitik besonders am Herzen. „Auch im Schulbereich gibt es große Herausforderungen“ sagt Brugger. „Die Stabilisierung der befristeten Arbeitsverhältnisse hat kaum funktioniert und bei den Maturaabschlüssen nach 4 Jahren tun sich große Fragezeichen auf. In anderen Ländern gibt es darüber bereits intensive Diskussionen. Unsere Lehrergehälter sind europaweit unter den niedrigsten und in Südtirol werden Sprachbarrieren aufgebaut, anstatt sich Europa zu öffnen und mutig mehrsprachige Schulen einzurichten.“

Für das regionale Verhältniswahlrecht in der Abgeordnetenkammer kandidiert neben Listenführer Lantschner auch die junge Forschungsdoktorandin Giulia Motta Zanin. Sie arbeitet derzeit am Politecnico in Bari an einem Forschungsprojekt in Umweltwissenschaften zum Thema Klima und Tourismus und wird deshalb erst ab Mitte Februar wieder in Bozen sein. In den Wahlkampf will sie ihre Anliegen im Bereich Forschung, Umweltschutz und Raumplanung einbringen. „Italien braucht eine bessere territoriale Planung, um die vielen Umweltrisiken des Landes einzugrenzen,“ so Giulia Motta Zanin.

Seinen Beitrag zu einem ökologischeren und demokratischeren Land möchte mit seiner Kandidatur auch der bekannte Vinschger Fotograf Gianni Bodini leisten. Er vertritt die Grünen und Liberi e Uguali als Kandidat im regionalen Senatswahlkreis im Verhältniswahlrecht. „Ich bin überzeugt, dass man große Probleme damit löst, indem man bei den ‚kleinen‘ anfängt. Ich bin Fotograf und daher gewohnt zu beobachten. Die Fotografie ist wie die Politik: eine mögliche Interpretation der Wirklichkeit. Und nun, an der Schwelle meiner 70 Jahre, bin ich hier, weil ich neugierig bin… und weil ich eingeladen wurde.“

Dieses Team stellt sich am 4. März 2018 der Wahl für Liberi e Uguali mit den Südtiroler Grünen. Damit gibt es in allen Wahlkreisen eine echte Wahl – und somit Entscheidungsfreiheit und Pluralismus. Liberi e Uguali steht für Demokratie und sozialen Ausgleich.

Unter diesem Dach entfalten sich grünes Wertebewusstsein und soziales Engagement ganz ausgezeichnet.

Bozen, 05.02.2018