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Großveranstaltungen wollen „groß“ besprochen werden

BESCHLUSSANTRAG.

In den nächsten fünf bis acht Jahren könnten Südtirol nicht eine, sondern gleich zwei sportliche Massenveranstaltungen ins Haus stehen. Die Austragung der Biathlonbewerbe im Rahmen der Olympischen Spiele 2026 in Antholz ist bereits sicher. Hinzu könnte eine Ski-WM 2029 in Gröden kommen, hier ist das Bewerbungsverfahren noch nicht abgeschlossen. Beide Bewerbe haben mindestens eine Sache gemeinsam: Sie wurden der Bevölkerung als vollendete Tatsache präsentiert, ohne dass diese Mitspracherecht gehabt hätte, ohne öffentliche Debatte.

Im Vorfeld heißt es meistens, die Veranstaltung würde sich in überschaubarem Rahmen abspielen; es brauche kaum Neubauten, weil alle Strukturen schon da seien; das Ganze habe kaum Auswirkungen auf Natur, Verkehr usw., weil man es „nachhaltig“ gestalten würde – und die Bevölkerung sei einverstanden.

Peu à peu läuft es dann doch etwas anders ab, wie wir am Beispiel Olympia in Antholz bereits jetzt erleben dürfen: Straßen werden gebaut, in Antholz braucht es ein neues Speicherbecken für die Beschneiung, das Biathlonstadion wird erweitert, die Pistenführung aufwändig ergänzt usw.

In Gröden lassen sich die anstehenden Veränderungen bislang nur erahnen. Hier ist bislang die Rede, dass es keine neuen Pisten, sondern lediglich die ein oder andere „Variante“ bräuchte. Hinter diesem Wort kann man sich sehr viel vorstellen. Bei Betrachtung erster Bilder dieser möglichen „Varianten“ der Saslong, erkennt das ungeübte Auge jedoch keinen großen Unterschied zu einer „neuen Piste“.

Wir leben in einer Zeit des Umbruchs. Der „Klimawandel“ macht um Südtirol keinen Bogen. Ob unser Land Tourismuswerbung in Form solcherlei Veranstaltungen braucht, wird von vielen Südtiroler:innen in Frage gestellt. Unser Land leidet schon jetzt unter den Nebenwirkungen des Massentourismus.

Wir glauben daher, dass Großveranstaltungen gerade in Zeiten der Erderwärmung eine neue Grundbedingung brauchen, nämlich den gesellschaftlichen Konsens darüber, ob Veranstaltungen einer bestimmten Größenordnung und Tragweite abgehalten werden sollen, und wenn ja, wie sie abgehalten werden sollen. In zwei Worten gesagt, geht es um 1) Transparenz und 2) Beteiligung.
Es braucht also zum Einen eine klare Offenlegung der Kosten für Mensch und Natur. Ein Grund, warum im Gadertal eine Beteiligung an einer möglichen Ski-WM abgelehnt wurde, war genau dieser Mangel an Informationen. Großveranstaltungen wollen von vielen Köpfen gut überlegt und studiert werden.

Die lokale Bevölkerung hat das Recht, in transparenter Art und Weise zu erfahren, was auf sie zukommt, bevor über die Austragung der Veranstaltung entschieden wird. Und zum zweiten muss in klar strukturierten Beteiligungsprozessen die Entscheidung vorbereitet, entwickelt, gestaltet und den Erwartungen und Bedingungen der lokalen Bevölkerung angepasst werden.

Daher beauftragt der Südtiroler Landtag die Landesregierung

  1. Dafür Sorge zu tragen, dass das Bewerbungsprojekt von Großveranstaltungen den Gemeinderäten und den Bürger:innen der betroffenen Gemeinden verpflichtend in einem angemessenen Zeitraum vor der Bewerbung transparent mit allen Zahlen, Fakten und möglichen Kosten für Mensch und Natur präsentiert wird.
  2. Bei Großveranstaltungen die Bevölkerung in einem partizipativen Prozess miteinzubeziehen, bevor die definitive Entscheidung über die Austragung der Veranstaltung getroffen wird.

Bozen, 22.10.2021

Landtagsabgeordnete
Brigitte Foppa
Riccardo Dello Sbarba
Hanspeter Staffler

Author: Heidi

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