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Artenrückgang im Brixner Fischzuchtteich/Lido

ANFRAGE ZUR SCHRIFTLICHEN BEANTWORTUNG.

Vor vier Jahren wurde Röhricht aus der Millander Au in den Fischzuchtteich eingebracht. Die Arbeiten wurden von Seiten des Amts für Bevölkerungsschutz durchgeführt und mit Südtiroler Steuergelder finanziert. Ziel war es die Wasserqualität an sich zu verbessern, sowie die Artenvielfalt von Fauna und Flora zu erhöhen. Nun müssen wir feststellen, dass von den ca. 35 LKW Ladungen an Röhricht (Phragmites australis (Cav.) Trin., Syn.: Phragmites communis Trin.), Blutweiderich (Lythrum salicaria), Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Mädesüß (Filipendula ulmaria) , Teichbinse (Schoenoplectus lacustris), Gelbe Sumpfschwertlilien (Iris pseudacorus), Igelkolben (Sparganium erectum) usw. aus der Millander Au (Geschützter Biotop), nur um einige Sumpfpflanzen konkret zu nennen, der Bestand dieser aquatischen Vegetation an den meisten Orten im Teich größtenteils oder bereits zur Gänze verschwunden ist. Laut Roter Liste der Gefäßpflanzen Südtirols (Wilhalm & Hilpold 2006) sind 43% der vom Aussterben bedrohten Arten Südtirols, Arten von Feuchtbiotopen und beinahe die Hälfte der Arten, die im letzten Jahrhundert ausgestorben sind, fielen der Vernichtung oder Degradierung von Feuchtlebensräumen zum Opfer. Dieser vorliegende Umstand soll verdeutlichen, dass aus botanischer Sicht das Zurückdrängen dieses Röhrichtgürtels an diesem Stillgewässer absolut nicht annehmbar ist (siehe Offener Brief Lido 2013).
Der Grund hierfür lässt sich tagtäglich beobachten. Die vor zwei Jahren eingebrachten ortsfremden Schwäne (Cygnus atratus) ernähren sich größtenteils von den genannten Pflanzenarten, die sich zuvor sehr gut etabliert hatten und Lebensraum für verschiedenste Tierarten bot. Außerdem wird das erneut zahlreiche Geflügel von den Parkbesuchern trotz Verbotsschild gefüttert. Dies trägt ebenso zur Eutrophierung des Gewässers maßgeblich bei (siehe Gutachten Biologisches-Limnologisches Labor Leifers: Gutachten Eisack – Altwasser (Brixen); Limnologische Untersuchung 2010-2014; Probenentnahme und Mitarbeit: Mag. Dr. Universitätsdozent Andreas Declara, Ausarbeitung: Mag. Dr. Bertha Thaler & Dr. Danilo Tait, März 2015, Limnologisches Labor Leifers).
Durch den starken Pflanzenrückgang ist die Selbstreinigung des Gewässers schwerlich möglich. Um es auf den Punkt zu bringen: Es fehlt durch das Verschwinden des Pflanzenbestandes das natürliche Filtersystem. Der gesamte Schilfgürtel im südlichen mittleren Bereich wurde zur Gänze abgefressen. Vor 2 Jahren wurden Fotos gemacht, auf denen die Schwäne beim Abfressen dieses Schilfs zu sehen sind. Diese Bilder wurden damals auch in der Südtiroler Tageszeitung veröffentlicht.
Der Lebensraum des Teichrallenpaares (Gallinula chloropus), das sich dort aufgehalten hatte, existiert nicht mehr und somit sind die Tiere auch verschwunden. Weiters wurde mit dem Rückgang der Ufervegetation der Lebensraum der zuvor öfters beobachteten Zwergdommel (Ixobrychus minutus) beseitigt. Der Vegetationsgürtel war Heimstätte und bot Schutz für Amphibien (Seefrösche (Pelophylax ridibundus, Syn.: Rana ridibunda), Grasfrosch (Rana temporaria), Erdkröte (Bufo bufo) und südliche Teichmolch (Lissotriton vulgaris meridionalis) scheint in der Roten Liste gefährdeter Tierarten (Autonome Provinz Bozen-Südtirol, 1994) als „stark gefährdet“ auf. Derzeit ist in Südtirol nur eine weitere Population der Art bekannt (Naturmuseum Südtirol, persönliche Mitteilung).
Der Rückgang von Wasserinsekten, als Beispiel zu nennen die Stabwanze (Ranatra linearis), hängt ebenso mit dem Lebensraumverlust zusammen. Aber auch für viele verschiedene Zugvogelarten, wie Rohrsänger oder Schnäpper, die auf ihrem Durchflug hier Rast einlegten, finden hier keine günstigen Bedingungen mehr vor. Ebenso sind Standvögel, die im Schilf nach Nahrung suchen, nur noch selten anzutreffen. Das Artenschwinden ist nur zu stoppen, wenn eine Stabilisierung und die Unterstützung des natürlichen Gleichgewichts durch Entnahme des Geflügels wiederhergestellt werden.
Der eingebrachte ortsfremde Bambus am Ostufer verbreitet sich hingegen konstant flächendeckend. Dieser Neophyt verhält sich invasiv und es wäre sehr sinnvoll diesen zu entnehmen.
Dieser Bericht wurde mit Bitte um Berücksichtigung an Brixner Gemeinderatsmitglieder gesandt, welche ihn an uns weitergeleitet haben.
In einer Antwort der Stadträtin Paula Bacher auf eine entsprechende Anfrage der GemeinderätInnen Thaler, Letrari und Frei hieß es allerdings ziemlich lakonisch, dass die Gemeinde nicht Bescheid wusste und dass im Übrigen für die Einhaltung von Vorschriften die Landesverwaltung zuständig sei.

Die Fragen, für welche die Gemeinde Brixen die Zuständigkeit von sich gewiesen und auf die Landesverwaltung verwiesen hat, stellen wir daher an die Landesregierung:

1. Was sind die Folgen der unrechtmäßigen Einbringung von Tieren in öffentliche Gewässer – in diesem konkreten Fall der zwei Schwäne ins Brixner Lido? Wer kümmert sich um Verstöße und um eventuelle Sanktionen? Welche Sanktionen sind vorgesehen?
2. Wann werden die – unrechtmäßig im Brixner Lido ausgesetzten – Schwäne von dort entfernt?
3. Wie wird die gemeinsam von Gemeinde Brixen und Landesverwaltung erbrachte Instandhaltung und Säuberung des Teiches und der Uferböschungen durchgeführt?
4. Wie gedenkt man das ökologische Gleichgewicht im Fischzuchtteich wieder herzustellen?

Bozen, 30.04.2019

Landtagsabgeordnete
Brigitte Foppa
Riccardo Dello Sbarba
Hanspeter Staffler

Hier kann die Antwort der Landesregierung heruntergeladen werden.

Author: Heidi

Schiverbindung Langt
Norbert Lantschner u
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