HomeLandtagsarbeitBeschlussanträgeAktion Bienen- und Insektenschutz

Aktion Bienen- und Insektenschutz

BESCHLUSSANTRAG.

Bienen und Insekten als Teil der Ökosysteme

Jedes Kind kennt die fleißige Honigbiene! Jedes Kind weiß, dass die Honigbiene nicht nur köstlichen Honig produziert, sondern durch ihre unermüdliche Bestäubungsarbeit für reichlich Früchte und gute Ernten sorgt.
Viele Menschen wissen aber nicht, dass es bei uns neben der Honigbiene noch hunderte von Wildbienenarten gibt. Diese Wildbienen leben allein, haben ihre Behausung in Trockenmauern, Hecken, im Totholz und im Boden. Dort sorgen sie für ihren Nachwuchs.
Diese Wildbienen leisten im Stillen unglaublich viel Arbeit, sie bestäuben ebenso unzählige Blüten wie ihre bekannte Schwester, die Honigbiene. Aber weil wir Menschen die Wildbienen nicht kennen, zerstören wir jeden Tag ihr Zuhause: Trockenmauern werden durch Betonmauern ersetzt, Hecken werden ausgerissen, Totholz wird weggeräumt, der Boden wird versiegelt und Pestizide gefährden ihr Fortbestehen.
Das Gleiche gilt für alle Insekten: Insekten sind Ausdruck der biologischen Vielfalt und spielen in den Ökosystemen eine wichtige Rolle. In Europa und sicher auch in Südtirol gehen die Insektenpopulation quantitativ und qualitativ zurück. Das „Bienen- und Insektensterben“ ist mittlerweile eine wissenschaftlich abgesicherte Tatsache und die Ursachen für diesen Rückgang sind auch bekannt.

Bienen und Insekten verrichten im Stillen viel Arbeit

Bienen und Insekten bestäuben nicht nur Nutzpflanzen und sorgen damit für eine gute Ernte, sondern sie sind auch für die Bestäubung der meisten Wildpflanzen, d.h. der heimischen Flora, verantwortlich: ohne Insekten keine Bestäubung, ohne Bestäubung keine Frucht, ohne Frucht kein Nachwuchs. Auf diese Art und Weise können auch Wildpflanzen verschwinden.
Insekten sind aber auch Nahrungsgrundlage für andere Tiergruppen wie Fische, Amphibien, Vögel und Säugetiere. Fehlt diesen Tieren die Nahrung, gehen die Bestände zurück. Der drastische Rückgang vieler Vogelarten ist auch auf das fehlende Nahrungsangebot an Insekten zurückzuführen.
Insekten spielen beim Abbau von organischem Material eine Rolle, sie sind am Aufbau der Bodenfruchtbarkeit beteiligt und halten Schadorganismen in Schach. Ohne Insekten würden ökologische Kreisläufe zusammenbrechen und Ökosysteme in Krise geraten.

Ursachen des Bienen- und Insektenrückganges

Es gibt verschiedene Ursachen, die für das „Insektensterben“ verantwortlich gemacht werden:

  • Verlust typischer Insekten-Lebensräume wie z.B. Trockenmauern, Lesesteinhaufen, Totholz oder Brachflächen;
  • Verlust an extensiv bewirtschafteten, blütenreichen Wiesen (Magerwiesen) und an Feuchtwiesen und Mooren;
  • Verlust an Kleinlebensräumen wie Trockenstandorte, Bauerngärten, Hecken, kleine Fließgewässer;
  • Verinselung von Kleinstlebensräumen (z.B. isoliert inmitten von Intensivlandwirtschaft);
  • Anwendung von Pestiziden auf Zielflächen, wobei auch Nützlinge wie Honig- oder Wildbienen und Schwebfliegen zu Schaden kommen;
  • Abdrift von Pestiziden auf Nicht-Zielflächen, welche negative Auswirkungen auf die Entwicklung von Insektenpopulationen wie zum Beispiele Schmetterlinge haben;
  • Lichtverschmutzung;
  • Klimaveränderung.

Politische Verantwortung – unsere Verantwortung
Daher liegt es in unserer Verantwortung, auf Bienen und alle Insekten Rücksicht zu nehmen, ihren Lebensraum zu schützen und die Insektenarten zu fördern. Jeder Mensch kann damit zu Hause am Fensterbrett, am Balkon, im Garten oder in der Landwirtschaft beginnen. Das Wohl der Bienen und der Insekten liegt in unserer Hand!

Ziele der Aktion Bienen- und Insektenschutz
Folgende drei Ziele sind für Südtirol wesentlich und sollten anhand von Indikatoren überwacht werden:

  1. Bestehende Lebensräume, die für Insekten Nahrung und Wohnung bieten, sind zu erhalten. Lebensraumzerstörende Maßnahmen wie Überdüngung mit Gülle oder „Bagatelleingriffe“ in die Agrarlandschaft sind sofort neu zu regeln.
  2. Verbesserung der Situation für die Insektenarten, insbesondere für jene Arten, welche in den Roten Listen als gefährdet eingestuft sind.
  3. Steigerung der Biomasse an Insekten, sodass die Insekten ihre Funktionen auch wahrnehmen können.

Prioritäre Handlungsfelder für Südtirol
Aufgrund der oben definierten Ziele lassen sich für Südtirol fünf prioritäre Handlungsfelder definieren. Jedes dieser Handlungsfelder kann mit einer oder mit mehreren Maßnahmen umgesetzt werden.

  1. Bestehende Insektenlebensräume in der Agrarlandschaft kompromisslos schützen;
  2. Lebensräume für Insekten am Balkon, im Garten, auf öffentlichen Flächen und in der Agrarlandschaft neu schaffen und dafür finanzielle Anreize entwickeln;
  3. Lichtverschmutzung weiterhin reduzieren;
  4. Insekten-Forschung in Südtirol stärken und vermehrt finanzieren;
  5. Sensibilisierungs- und Bildungsarbeit forcieren und finanzieren.

Vorschlag an übergeordneten Maßnahmen für die Aktion Bienen- und Insektenschutz

  • Gesetzliche Maßnahmen für den aktiven Insekten- und Lebensraumschutz schaffen und die Naturschutz-, Landschaftsschutz- und Raumordnungsgesetze inhaltlich aufeinander abstimmen;
  • Ein Finanzierungspaket von ca. einem Euro pro Jahr und Einwohner für Forschung, Sensibilisierung, Bildung und strukturelle Maßnahmen schnüren;
  • Die Anwendung von Pestiziden und die Abdrift von Pestiziden drastisch verringern, den ökologischen Landbau und die Ökologisierung der Landwirtschaft vorantreiben;
  • Die Wiederherstellung von Insektenlebensräumen in Ortschaften, Wohngebieten, Gärten, auf öffentlichen Flächen und Brachflächen einleiten;
  • Auch weiterhin an der Verringerung der Lichtverschmutzung arbeiten und die Gemeinden dabei unterstützen;
  • Das Engagement für Insekten in allen gesellschaftlichen Bereichen fördern.

 

DAHER BEAUFTRAGT DER SÜDTIROLER LANDTAG DIE SÜDTIROLER LANDESREGIERUNG:

  1. Ein Aktionsprogramm zum Schutz der Bienen und Insekten innerhalb 2021 zu erstellen;
  2. Gesetzliche Maßnahmen für den aktiven Insekten- und Lebensraumschutz zu ergreifen;
  3. Zusätzliche Geldmittel für Forschung, Sensibilisierung, Bildung und für strukturelle Maßnahmen zu gewähren.

Bozen, 20.01.2020

Landtagsabgeordnete
Hanspeter Staffler
Brigitte Foppa
Riccardo Dello Sbarba

Denkmalpflege und Ho
Teure Privatuni für

KOMMENTAR SCHREIBEN