HomeDeutschEin „Dreieck“ für den Klimaschutz. Lokale Antworten auf eine globale Frage.

Ein „Dreieck“ für den Klimaschutz. Lokale Antworten auf eine globale Frage.

Nachdem die Erkenntnis von Treibhauseffekt und Erderwärmung als unwiderrufbare Tatsache in den 80er Jahren einen weltweiten Schock ausgelöst hatte, wurde es bald still um den Klimaschutz. Lange Jahre als Außenseiterthema abgedrängt, beschäftigten sich insbesondere WissenschaftlerInnen und TechnikerInnen mit dem Aufzeigen der Folgen des nunmehr „Klimawandel“ genannten Phänomens. Man wusste um die verheerenden Folgen des CO2- und Methan-Ausstoßes in Verbrennungs- und Verdauungsprozessen – und erfolgreich wurde dieses Bewusstsein verdrängt. In langatmigen und meist unergiebigen internationalen Konferenzen kam man nur kleine Schritte voran. Die Öffentlichkeit ließ sich nur schwer aufrütteln.

Seit wenigen Monaten hat der Klimaschutz nun eine ganz neue Dimension erhalten. Junge Menschen sind zu seinen ProtagonistInnen und VerteidigerInnen geworden. Die Bewegung, die Greta Thunberg gefolgt ist, hat es geschafft, den Klimadiskurs von der Ebene der Spezialisten ins Zentrum der politischen und gesellschaftlichen Debatte zu holen. Mit vollem Recht verlangen junge Erwachsene Aufmerksamkeit für die Frage, wie sich ihre Zukunft gestalten wird, mit welchen Einschränkungen und Gefährdungen sie werden leben müssen, wenn der Erderwärmung kein Einhalt geboten wird. Für diese Botschaft, besser: dieses Gebot sind wir der Fridays-for-future-Generation dankbar.

Als Grüne Fraktion arbeiten wir seit vielen Jahren für den lokalen Beitrag zum Klimaschutz. In dieser Legislaturperiode werden wir uns insbesondere mit jenen Dingen befassen, denen wir den Arbeitstitel „Klimadreieck“ verliehen haben. Wir meinen damit den großen Anteil, den die 3 Bereiche Wohnen-Ernährung-Mobilität an der Klimabelastung haben – und damit in positiver Formulierung auch am Klimaschutz.

Diese drei Schlüsselsektoren bergen großes Potential für den Klimaschutz. Wir werden daher in den kommenden Jahren immer wieder Vorschläge im Landtag einbringen, die auf der Ebene unserer Landesgesetzgebung und -verwaltung zur Verbesserung des Klimas beitragen können.

 

Wohnen

Durch die Wahl des Wohnortes und den damit verursachten Verkehrsaufwand, der Wohnfläche (Heiz- und Stromverbrauch), sowie der Bauweise (alleinstehendes Einfamilienhaus versus Reihenhaus oder Wohnung in Mehrfamilienhaus) haben private Haushalte einen erheblichen Einfluss auf den CO2-Ausstoß. Gemäß einer Schweizer Studie zählen die Wahl des Wohnstandortes und der Wohnfläche pro Person zu den wichtigsten Faktoren für die Auswirkungen des Einzelnen auf die Umwelt. Bundesamt für Umwelt 2006: Umweltbewusster Konsum. Schlüssel-entscheide, Akteure und Konsummodelle, Bern (Schweiz).

Gebäude produzieren rund 36% aller CO2-Emissonen und tragen somit sehr stark zur Erderwärmung und in weiterer Folge zum Klimawandel bei. Südtirol ist bereits im Jahr 2002 mit der Gründung der KlimaHaus Agentur aktiv geworden, welche vor allem energieeffizientes Bauen mit Erfolg einführen konnte.

In letzter Zeit kam das Label KlimaHaus Nature hinzu, welches zusätzlich zur Energieeffizienz beim Bauen auch eine ökologische Bewertung der eingesetzten Bau- und Dämmstoffe vornimmt. Dieser Bereich soll angesichts der angespannten Klimasituation stark unterstützt und rasch ausgebaut werden.

Über 90% der verwendeten Dämmstoffe für Außenwände bei Neubauten sind heutzutage in Südtirol Erdölderivate oder Mineralwolle, die eine äußerst negative Ökobilanz aufweisen. Bei deren Produktion ist ein hoher Energieaufwand nötig, bei der Entsorgung handelt es sich um Sondermüll.

>> Unser Beispiel in dieser Landtagswoche: Bauen und Dämmen mit Strohbauweise unterstützen.

In unserem Beschlussantrag fordern wir, dass diese innovative und nachhaltige Bauweise künftig auch in Südtirol bekannter wird. Dafür soll das Knowhow zu Stroh als Bau- und Dämmmaterial verbessert werden, Forschung und Sensibilisierung dazu soll erweitert werden. Mit unserem Vorschlag, das Bauen und Dämmen mit Stroh zu forcieren, möchten wir die „KlimaHaus 2.0“-Periode einläuten. Das Baumaterial Stroh weist bei weitem die beste Ökobilanz aller Bau- und Dämmstoffe auf, gefolgt von Kork- und Holzfaserprodukten.

Es ist höchste Zeit, Bauen und Dämmen mit Stroh und anderen Naturprodukten massiv zu forcieren, um den Anteil nachwachsender Bau- und Dämmstoffe bis 2030 auf über 50% zu heben. Zu den klimatischen Vorteilen kommt bei dieser Art des Isolierens noch ein weiterer Vorteil hinzu: Menschen, die in Strohhäusern leben, schwärmen von deren Behaglichkeit!

Mobilität

Der Verkehr ist meist wegen seiner Auswirkung auf die Luftqualität und Gesundheit in der Kritik. Dafür sind vor allem die Stickoxide und andere Schadstoffe aus dem Autoverkehr verantwortlich. Daneben ist der Auto- und noch sehr viel mehr der Flugverkehr einer der größten Verantwortlichen für die Erderwärmung. Mobilität schlägt mit ca. ¼ aller Klimagase besonders stark zu Buche.

(Anteile der CO2- Emissionen in Deutschland)

>> Unser Beispiel in dieser Landtagswoche: Valdastico.

Der jahrelangen gemeinsamen Oppositionsarbeit der beiden Provinzen Bozen und Trient zum Trotz hat sich die neue Lega-Regierung im Trentino für eine Verlängerung der A31 in Richtung Norden (auch bekannt unter dem Namen PiRuBi, ein Kürzel für jene drei Politiker, welche die Schnellstraße ursprünglich aus der Taufe hoben) mit Anschluss an die Brennerautobahn bei Rovereto Süd entschlossen. Auch die Regierung in Rom, bestehend aus Lega und M5S hat ihren Segen hierfür erteilt. Der Bau dieser Autobahn würde einen neuen Korridor für Leicht- und Schwerverkehr vom hochindustrialisierten Nord-Ost-Italien Richtung Norden über die bereits heute stark überlastete Brennerroute schaffen. Unweigerlich würde das zu einer Verschlechterung der Luftverschmutzung und somit zu einer Bedrohung für die Gesundheit der ansässigen Bevölkerung führen, vor allem in der Provinz Bozen.

Erinnern wir uns zum Beispiel daran, dass die Alpenkonvention den Verzicht auf den Bau neuer hochrangiger alpenquerender Straßen vorsieht und dass dieses Vorhaben der Politik Südtirols, den Verkehr auf die Schiene zu verlegen, im Kern widerspricht!

Mit unserem Beschlussantrag möchten wir erreichen, dass der Landtag sein Nein zu dieser unglückseligen Valdastico-Autobahn bestätigt und die Landesregierung dazu auffordert, alle Hebel in Bewegung zu setzen – von Rom über Trient bis hin zum Verwaltungsrat der Brennerautobahn – um die Realisierung dieser Schnellstraße zu verhindern. Hierfür soll auch ein ständiger Arbeitstisch zwischen dem Land und den BürgermeisterInnen entlang der Brennerstrecke errichtet werden, um über wirksame Maßnahmen gegen das Projekt zu beraten.

Ernährung

Ernährung und Nahrungsmittelproduktion bieten bekanntermaßen einen der größten Handlungsspielräume für den Klimaschutz. Neben der Produktion führen auch noch Verpackung und der Ressourcenbedarf für Transport und Zubereitung dazu, dass laut TIS rund 25 Prozent des durchschnittlichen ökologischen Fußabdrucks in Südtirol auf diesen Bereich entfallen.

Die Art der Landwirtschaft macht einen großen Unterschied: Maschinelle Bearbeitung, Düngung, Herbizid- und Pestizidverwendung bringen einen großen Energieaufwand und industrielle Herstellung mit sich. Biologische Landwirtschaft kann bessere Voraussetzungen bieten.

Mittlerweile ist auch die Tatsache, dass sich unser Fleischkonsum mächtig auf die globale Erwärmung auswirkt, ins öffentliche Bewusstsein gedrungen.

Der Transport von Lebensmitteln rund um den Globus mit Frachtschiffen und Cargo-Flugzeugen trägt zusätzlich dazu bei, dass wir mit der Wahl unseres Essens viel tun können, um das Klima zu schützen.

Zu Recht weisen die jungen Leute bei den Klimademos oft darauf hin.

>> Unser Beispiel in dieser Landtagswoche: Insektenfreundliche Gemeindeplanung.

Bienen und andere Insekten sind für die Nahrungsmittelproduktion von größter Bedeutung. Jeder dritte Löffel Nahrung, den wir zu uns nehmen, basiert auf Bienenbestäubung. 80% des Obst und Gemüses, das auf unseren Tellern landet, stammt von Pflanzen, die auf Bestäubung durch Bienen angewiesen sind. Trotz dieser Unersetzlichkeit von Insekten weiß man, dass 45% der Insektenarten in Europa rückläufig oder gefährdet sind.

Um dem entgegenzuwirken, fordern wir die Landesregierung auf, dem Beispiel Baden-Württembergs zu folgen und einen Preis für insektenfreundliche Gemeindeplanung auszuloben. Damit sollen jene Gemeinden gefördert werden, die sich der Artenvielfalt und Biodiversität verschreiben und damit für Naturnähe und regionale Produktion sorgen.

Auch das ist ein Beitrag für ein besseres Klima!

Bozen, 08.04.2019

Landtagsabgeordnete

Brigitte Foppa

Riccardo Dello Sbarba

Hanspeter Staffler

Author: admin

Flughafen an Private
Kandidatenkür der G
KEINE KOMMENTARE

KOMMENTAR SCHREIBEN