HomeLandtagsarbeitBeschlussanträgeDie Welt, ein Aschenbecher?

Die Welt, ein Aschenbecher?

BESCHLUSSANTRAG.

Sie finden sich auf Gehwegen, an Fluss- und Seeufern, in Gleisbetten, auf Straßen, rundum Wartehäuschen, unter der Parkbank: Zigarettenstummel gehören zu den am häufigsten in der Umwelt entsorgten Gegenständen. Einer Studie der WHO zufolge entsorgen ungefähr ein Drittel der Raucher:innen ihre Zigaretten unsachgemäß in der Umwelt: Das sind weltweit 4,5 Billionen (4.500.000.000.000!) Zigaretten jährlich und 10 Milliarden Stummel täglich. Welch gravierende Folgen das unsachgemäße Entsorgen der Zigarettenstummel mit sich bringt, wird dabei oft nicht mitgedacht.

Beginnen wir beim Filter der Zigarette, welcher oft als harmloses Baumwollstückchen gesehen wird: Der Filter gelangt durch den Regen in die Gewässer zu den Wasserlebewesen. Diese verwechseln die Zigarettenstummel mit der Nahrung. Das bedeutet, dass die Zigarettenstummel den Verdauungsapparat von Tieren verstopfen und die Lebewesen daran sterben können, oder – trotz vollen Magens – verhungern. Dies ging aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen Fraktion im Deutschen Bundestages im Jahr 2019 hervor. Des Weiteren bestehen die Filter der Zigaretten aus Celluloseacetat, einem schwer abbaubaren Kunststoff (und nicht aus Baumwolle!). Laut Umweltorganisationen wie Naturschutzbund Österreich dauert es bis zu mehreren Jahrzehnten, bis sich diese Filter zersetzen. Und dennoch sind Filter aus derart schädlichem Material kein Naturgesetz. Bereits vor mehreren Jahrzehnten testeten Tabakkonzerne die Verwendung von biologisch abbaubaren Filtern. Doch das halbherzige Bemühen wurde nie in die Tat umgesetzt. Ein Grund dafür ist sicher auch der mangelnde legislative Druck dahinter.

Schlimmer als Filter für die Umwelt sind jedoch die giftigen Tabakreste, zu denen neben Nikotin auch Schwermetalle wie Formaldehyd, Blei und Arsen gehören. Durch den Regen sickern diese Giftstoffe in die Erde und in die Gewässer: So hat ein einziger auf den Boden geworfener Zigarettenstummel negative Auswirkungen für 1.000 Liter Wasser. Dies ist laut Umweltschutzverbänden wiederum besonders für die Wassertiere problematisch, da beispielsweise ein Stummel pro Liter Wasser für 50 Prozent der darin schwimmenden Fische und Wasserflöhe das Todesurteil bedeuten kann. Und nicht nur für Tiere sind achtlos weggeworfene Zigarettenstummel ein Problem. Laut jüngsten Studien hemmen die abgesonderten Stoffe der Stummel sogar das Wachstum von Pflanzen.

Während die Gesundheitsfolgen des Tabakkonsums beim Menschen weitestgehend bekannt sind, gehen die Umweltprobleme durch die toxischen Stummel leider oft unter. Jeder und jede sollte wissen, was die Folgen für die Umwelt sind, wenn er oder sie seine bzw. ihre Zigarette einfach auf die Straße bzw. in die Umwelt wirft. Und doch ist das Wegwerfen ausgerauchter Zigaretten so etwas wie die letzte gesellschaftlich akzeptierte Form des Zumüllens unserer Umgebung. Es fehlt immer noch das Bewusstsein, welch verheerende Folgen dies nach sich zieht.

Aus diesem Grund braucht es Information und Bewusstseinsbildung. Dafür ist die öffentliche Hand wie geschaffen. Auch andernorts hat man bereits Sensibilisierungskampagnen gegen das achtlose Wegwerfen von Zigaretten gestartet. Die Grüne Fraktion ist überzeugt, dass das Wegwerfen der Stummel in den meisten Fällen nicht aus Boshaftigkeit oder Gleichgültigkeit, sondern schlicht aus Unwissen über die Folgen passiert. Dagegen können wir etwas unternehmen!

Daher beauftragt der Südtiroler Landtag die Landesregierung:

  1. Eine landesweite und mehrjährige Sensibilisierungskampagne zu starten, die über die Folgen des unsachgemäßen Entsorgens von Zigarettenstummeln für Gewässer und Grundwasser, Tiere, Boden, Pflanzen und Menschen aufklärt.
  2. Die Zahl der öffentlichen Mülleimer, an denen ein eigener Aschenbecher angebracht ist, zu erhöhen mit dem Ziel, alle öffentlichen Mülleimer mit diesen auszustatten.
  3. Besonders betroffene Stellen wie Bushaltestellen und Wartehäuschen, Zugbahnhöfe, öffentlichen Parks sowie Picknickplätze und Badeseen, Flussufer usw. mit mehr Mülleimern bzw. Aschenbechern zu versehen.

Bozen, 29.09.2022 

Landtagsabgeordnete

Hanspeter Staffler

Brigitte Foppa

Riccardo Dello Sbarba

 

Wie wählt man richt
Wohnbau – Reform i
KEINE KOMMENTARE

KOMMENTAR SCHREIBEN