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Grüne bedauern die folgenschwere Entscheidung und zollen einem politischen Gegner von Format ihren Respekt.

Heute Nachmittag hat Pius Leitner, Fraktionsführer der Freiheitlichen im Südtiroler Landtag, sein Abgeordneten-Mandat zurückgelegt. Der Grund lag in der vom Landesgericht Bozen ausgesprochenen Suspendierung nach dem Urteil über die Verwendung von Fraktionsgeldern seitens der Freiheitlichen Partei.
Wir Grüne bedauern diesen schweren Schritt, der in seiner Konsequenz aber auch deutlich macht, worum es Pius Leitner während seiner langen politischen Laufbahn gegangen ist – nicht um Bereicherung und Posten, sondern um politische Ziele. Auch wer wie unsere Partei viele Positionen des freiheitlichen Parteigründers stets scharf kritisiert hat – vom Freistaat über die harsche Euro- und Islamkritik bis hin zur Migration – stellt nicht in Abrede, dass Leitner stets verlässlich und berechenbar war, offen in der Auseinandersetzung und kollegial im Umgang, ein „Mann mit offenem Visier“, wie er selbst sagen würde. Seine Stimme und Persönlichkeit werden dem Landtag sehr fehlen.
Mit seinem Rücktritt verliert der Landtag nicht nur den am stärksten gewählten Mandatar nach dem Landeshauptmann und damit einen gewichtigen demokratischen Repräsentanten, sondern auch einen zentralen Gewährsmann parlamentarischer Demokratie, der Leitner einen Dienst erweist: Denn immerhin wird durch seinen Rücktritt auch die Zahl der Mandatare wieder komplettiert, die bei einer Suspendierung seines Mandats unvollständig geblieben wäre. Die von den Wählerinnen und Wählern nach der Landtagswahl 2013 gewünschte Gewichtung zwischen Mehrheit und Opposition bleibt so zumindest den Zahlen nach intakt, wenn auch nicht nach der Qualität.
Das Urteil, mit dem die Gerichtsbarkeit mit Leitners Suspendierung in die Legislative eingegriffen hat, ist durch die „Lex Severino“ möglich geworden und damit legal. Dennoch bleibt ein bitterer Nachgeschmack im Hinblick auf die Verhältnismäßigkeit des Spruchs.
An seinen politischen Folgen wird nicht nur der Landtag, sondern auch die politische Kultur Südtirols noch lange zu leiden haben.
Hans Heiss
Brigitte Foppa
Riccardo Dello Sbarba
13. 3. 2017

Ein Dank an alle unsere Vorgängerinnen, an all die Frauenrechtlerinnen, Feministinnen, Pazifistinnen, Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen, Großmütter, Mütter, Freundinnen, die uns Mut gaben, unser eigenes Leben zu leben, mitzugestalten. Danke ihnen, dass sie die Rechte für uns erkämpft haben, die uns heute selbstverständlich erscheinen. Danke, dass sie es ausgehalten haben, als hässlich, dumm, unweiblich, keifend beschimpft zu werden. Beschimpft dafür zu werden, dass sie für Frauen einen gleichwertigen Platz in der Gesellschaft forderten.
Diese Selbstverständlichkeit ist brüchig. Frauenquoten werden als nicht notwendig erachtet, obwohl Frauen in Italien nur zu 20 % in Politik und in den Führungsetagen der Wirtschaft vertreten sind, bei den Banken sind es gerade mal 10%. Ihre traditionelle Familienrolle wird hochgehalten, wo doch die häufigsten Gewalttaten gegen Frauen im familiären Umfeld geschehen.
Wieviele der über 5.000 in Südtirol zuhause betreuten Menschen werden wohl von Frauen betreut – eine Arbeit, die selten bezahlt und noch seltener abgesichert ist.
Die Liste ist endlos.
Wir glauben, dass Frauen vor allem eines brauchen: die Unterstützung einer Gesellschaft, von Männern und von anderen Frauen, die in ihnen das Potential und nicht das Opfer sehen, die ermutigen und unterstützen. Keine Gesellschaft, die bevormundet, indem sie vorschreiben will, welche Kleidung Frauen zu tragen haben und auf welche Rolle sie sich zu beschränken haben.
Es macht einen Unterschied, ob man Frauenrechte verteidigt, indem man generell das Kopftuch verbietet, bestimmte Gruppen von Männern pauschal der Gewalt bezichtigt oder ob konkret Frauen auf dem Weg in die Selbstständigkeit und Selbstachtung unterstützt werden: über die Stärkung von Frauenhäusern, Frauenberatungsstellen, über den alltäglichen respektvollen Umgang miteinander, über faires, sachliches Aushandeln der Arbeitsverteilung, ein gemeinsames Nicht-Zulassen, dass Frauen als Dekoration und Sexualobjekte behandelt werden, Zulassen, dass alle Frauen ihre Wirkungsreichweite erweitern können – und sei es durch das Organisieren eines Fahrradkurses.
Jeden Tag gibt es viel zu tun.
Jede Frau ist mit unveräußerlichen Rechten ausgestattet, für die sie täglich neu kämpfen muss.
Wir kämpfen mit.

Ulrike Spitaler
Evelyn Gruber Fischnaller

08.03.2017