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Stopp der Parkplatz-Versiegelung

BESCHLUSSANTRAG.

Bodenversiegelung ist ein riesengroßes Problem, und das weltweit. Der Mensch verbaut mehr als ihm langfristig guttut. Und wenn wir uns den aktuellen IPCC-Bericht oder andere Dokumente zum Klimawandel ansehen, dann ist uns dieses „langfristig“ schon dicht auf den Fersen.

Wie allgemein bekannt, ist die besiedelbare Fläche in Südtirol begrenzter als anderswo. Sie entspricht laut „Eurac-Klimareport“ grade einmal ca. 5 % der Fläche unseres Landes. Umso klüger muss mit der zur Verfügung stehenden bebaubaren Fläche umgegangen werden, um katastrophale Folgen für Mensch und Natur zu vermeiden. Laut Landesstatistikinstitut ASTAT wie auch der Umweltbehörde EEA hat auch in Südtirol die Versiegelung in den letzten Jahrzehnten stetig zugenommen, und dabei wird die Versiegelung durch Straßen gar nicht miteinkalkuliert, sondern nur die besiedelte Fläche.

Auch ISPRA (Istituto superiore per la protezione e la ricerca ambientale) zufolge ist der Bodenverbrauch seit 2006 kontinuierlich am Steigen: Im Jahr 2006 waren ca. 19.000 Land Hektar verbaut, im Jahr 2020 bereits etwa 20.000. In Prozent ausgedrückt bedeutet dies, dass 2020 2,7% der Provinz Südtirol versiegelt sind. Führen wir uns vor Augen, dass wie oben erwähnt nur ca. 5% der hiesigen Fläche überhaupt bebaubar sind, ist diese Zahl durchaus beeindruckend.

Konkret ausgedrückt: Die Natur wird immer weniger; denn auf versiegelten Flächen wächst nichts, Wasser kann nicht abrinnen und die Hitze staut sich. Kurzum: Die Lebensqualität wird mit jedem Quadratzentimeter weiterer Versiegelung mehr eingeschränkt.

Viele Länder haben dieses Problem auch als solches erfasst und versuchen, mal mit besseren und mal mit schlechteren Resultaten, die Versiegelung einzuschränken. Andere Staaten gehen noch weiter. Wie der österreichische „Standard“ im Januar dieses Jahres berichtete (Titel: „Entsiegelung: Wie aus Straßen und Parkplätzen wieder Natur wird“), soll mittels Zauberwortes „Entsiegelung“ dem Flächenfraß im Land entgegengewirkt werden. Dabei werden Asphalt oder Beton von einer Fläche entfernt und durch wasseraufnahmefähige Beläge ersetzt. In Kärnten wurde so beispielsweise eine Landesstraße um insgesamt drei Meter verschmälert.

Das Land Bayern hat bereits 2018 damit begonnen (Quelle: Mitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr vom 30. Mai 2018), die Gemeinden einerseits beim „Fläche sparen“ zu unterstützen, wenn sie leerstehende Gebäude revitalisieren. Zusätzlich wurde eine so genannte „Entsiegelungsprämie“ eingeführt, mit der beispielsweise zu große Verkehrsflächen wie oben beschrieben entsiegelt werden sollen. Für solcherlei Maßnahmen werden bayerische Gemeinden stark vom Bundesland gefördert.

Die beste Gegensteuerung ist immer noch jene, den Boden gar nicht erst zu versiegeln. Würden wir uns öfters die Frage stellen: „Brauchen wir das wirklich?“ könnte viel Schaden a priori verhindert werden. Gerade bei Parkplätzen täte oft die Frage Not, ob es wirklich – wie immer kolportiert – zu wenig davon, oder vielleicht doch zu viele Autos gibt. Dieser Zuschnitt eröffnete gleich neue Lösungen, die mehr in Richtung Ausbau des ÖPNV gehen würden.

Doch Fakt ist leider, dass Parkplätze gebaut werden, und das en masse. In Sigmundkron wurde beispielsweise vor kurzem der „Park and Ride-Parkplatz“ als Negativbeispiel mit Totalversiegelung ausgeführt Und auch in Eppan hat man jüngst den Tetterparkplatz erweitert. Solche Beispiele ließen sich landauf landab beliebig viele finden. Doch dieser unnötigsten aller Versiegelungen (weil vermeidbar) können wir mit Alternativen entgegenwirken. Hier kommt eine versickerungsfähige Bebodung von Parkplätzen ins Spiel.

Im Jahr 2012 veröffentlichte die Europäische Kommission die „Leitlinien für bewährte Praktiken zur Begrenzung, Milderung und Kompensierung der Bodenversiegelung“. Darin schreibt sie, dass Parkplätze ein großes Potenzial für eine Bebodung mit wasserdurchlässiger Oberfläche darstellen würden. Besonders für Parkplätze, die nicht das ganze Jahr hinweg in gleicher Auslastung benutzt werden (beispielsweise in Skigebieten) böten sich solche Bodensysteme an. Aber auch regelmäßig genutzte Parkplätze könnten prinzipiell auf diese Art und Weise errichtet werden. Von Schotterrasen über Kunststoffrasengitter über spezielle Bepflasterung, bei der zwischen den einzelnen Steinen extra viel Platz für Gras gelassen wird, gibt es mehrere solcher schonender Methoden der Bebodung. Um zusätzlich dazu Parkplätze nicht zu Hitzeinseln werden zu lassen, müssen sie a priori mit ausreichend Bäumen und Sträuchern bepflanzt werden.

Und wenn schon Hitze, kann man diese auch produktiv nutzen. An anderer Stelle hat man es bereits vorgemacht. So gibt es in den deutschen Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg seit dem Jahr 2022 die Pflicht, bestimmte neu errichtete Parkplätze mit Photovoltaik-Dächern zu versehen. Der Ausbau von erneuerbarer Energie kann auf diese Weise Hand in Hand mit einem schonenden Umgang von Fläche geschehen.

Versiegelung und deren Notwendigkeit will von vornherein immer gut überlegt sein und nur wo wirklich notwendig passieren. Schaffen wir bei gewissen Flächen wie Parkplätzen künftig Alternativen für Boden, Bepflanzung und Überdachung, ist dies ein kleiner Schritt zu einem besseren Umgang mit unseren Ressourcen. Zusätzlich dazu erfahren auch Mensch und Tier durch die Vermeidung von Hitzeinseln Linderung in diesen immer heißer werdenden Sommern.

Daher beauftragt der Südtiroler Landtag die Landesregierung

  1. Im Rahmen einer Raumordnungsverordnung laut Art. 21 des Landesgesetzes vom 10. Juli 2018, Nr. 9 (Raum und Landschaft) vorzusehen, dass beim Neubau eines Parkplatzes stets ein versickerungsfähiger Boden verwendet wird.
  2. Im Rahmen einer Raumordnungsverordnung vorzusehen, dass beim Neubau eines Parkplatzes stets eine Bepflanzung mit schattenspendenden Bäumen und Sträuchern oder alternativ dazu, die Überdachung des Parkplatzes mit einer Photovoltaikanlage einzuplanen ist.
  3. Eine Prüfung in Auftrag zu geben, wie viel versiegelte Fläche in Südtirol wieder entsiegelt werden könnte.

Bozen, 18.05.2022

 

Landtagsabgeordnete

Hanspeter Staffler

Brigitte Foppa

Riccardo Dello Sbarba

Author: Heidi

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