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Kombi-Ticket für Südtirol

Südtirol 2021: Ich kaufe in Bozen, Toblach, Innsbruck, Mals oder Trient am Bahnhof meine Eintrittskarte für die (Klimahouse) Messe in Bozen und steige in Zug oder Bus. Die Eintrittskarte ist gleichzeitig Ticket für den öffentlichen Nahverkehr. Extra aufgestockte Sonderzüge bringen mich dicht getaktet direkt zum Messeeingang. Wer dennoch mit dem Auto anreist oder in der Industriezone arbeitet freut sich über weniger Verkehr und freie Parkplätze. Auch dadurch atmet die Bozner Bevölkerung endlich bessere Luft und mindert den täglichen Verkehrsinfarkt. Die Messe Bozen verzeichnet derweil neue Besucherrekorde.“ so beginnt der Salto Artikel von Pascal Vullo, der sich für die Idee des Kombi Tickets für Südtirol stark macht.

Die Grüne Fraktion hat die Idee nun aufgegriffen und in Absprache mit dem Autor folgenden Beschlussantrag eingereicht:

BESCHLUSSANTRAG

Kombiticket für Veranstaltungen in Südtirol

Südtirol hat sich als Wirtschafts-, Messe-, Sport- und Kulturstandort etabliert. Veranstaltungen in diesen Bereichen ziehen die Einwohnerinnen und Einwohner der jeweiligen Gemeinde an, zudem erstreckt sich ihr Einzugsbereich über ganz Südtirol und seine Grenzen hinaus. Die Fülle an attraktiven Veranstaltungen zieht jedoch auch ein gesteigertes Verkehrsaufkommen mit sich. Angesichts der bereits vorhandenen Verkehrsüberlastung wachsen dadurch Lärm- und Schadstoffbelastung weiter an.

Um dem Anspruch als „KlimaLand“ und dem Ziel „Stärkung des Öffentlichen Personenverkehrs“ des „Klimaplans“ gerecht zu werden, sollte die An- und Abreise zu Großveranstaltungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Südtirol attraktiver gestaltet und somit der Individualverkehr reduziert werden. Auf der Grundlage der schon bestehenden, weit gediehenen Intermodalität und Qualität des öffentlichen Südtiroler Verkehrsnetzes bedarf es zusätzlicher ökonomischer Anreize für den Umstieg auf Bus und Bahn. Diese können u. a. durch ein sogenanntes Kombiticket geschaffen werden.

Welches sind die Charakteristika eines Kombitickets?

  • Das Kombiticket vereint alle Eintrittskarten zu einer Veranstaltung mit der zusätzlichen, kostenlosen Nutzung des örtlichen öffentlichen Personennahverkehrs. Daher ist für die Benutzung der Verkehrsmittel kein weiteres Ticket notwendig.
  • Das Kombiticket gilt für die An- und Abreise zum Veranstaltungsort innerhalb einer bestimmten Zeitspanne: Vor, während und nach der entsprechenden Veranstaltung.
  • Die Informationen zur Nutzung der Eintrittskarte als Fahrschein finden sich auf der selbigen und werden oftmals beim Verkauf extra ausgewiesen.

Beispiele für typische Veranstaltungen sind Theater, Konzerte, Festivals, Messen und Sportveranstaltungen. Das Kombiticket eignet sich daher insbesondere für Veranstaltungen mit einer hohen Anzahl an Besucherinnen und Besuchern. Ein Kombiticket kommt durch die freiwillige Vereinbarung zwischen Verkehrsgesellschaft und Veranstalter zustande. Die Veranstalter zahlen pro Ticket einen bestimmten Betrag an die Verkehrsgesellschaft, die dafür die Beförderung übernimmt und die Eintrittskarte als Fahrschein anerkennt. Der Erwerb des Kombitickets erfolgt an Vorverkaufsstellen und online, bei einigen Verkehrsgesellschaften sogar am Fahrkartenautomaten und in Fahrkartenverkaufsstellen.

Der Ticketpreis erhöht sich folglich minimal, da alle Besucherinnen und Besucher die Mehrkosten für den öffentlichen Personennahverkehr solidarisch mittragen. Für den Benutzer/die Benutzerin erfreulich: Der Aufpreis auf die Eintrittskarte ist deutlich geringer als der reguläre Preis des Nahverkehrsfahrscheins. Um ein ausgewogenes Aufwand-Nutzen-Verhältnis zu erreichen, werden Kombiticket-Vereinbarungen normalerweise ab 100 Besuchern/-innen abgeschlossen. Je nach Bedarf kommen bei Veranstaltungen zur Taktverdichtung und zur Angebotserweiterung auch Sonderzüge, -busse und -bahnen als Verstärkung zum Einsatz.

Aus Sicht der Verkehrsgesellschaften gibt es keine Nachteile durch die Kombitickets. Im Gegenteil, langfristig erschließt dieses Angebot oft neue KundInnenpotentiale und erhöht die Auslastung der öffentlichen Verkehrsmittel.

Die Veranstalter hingegen steigern durch das Angebot der Kombitickets die Attraktivität ihrer Events und die Zufriedenheit der Besucherinnen und Besucher, da die Erreichbarkeit deutlich verbessert wird. Auch diejenigen, die dennoch mit dem Auto anreisen, profitieren von weniger Verkehr und einfacherer Parkplatzsuche.

Gleichzeitig profitieren auch Bewohnerinnen und Bewohner, die die Veranstaltungen nicht besuchen, da der öffentliche Nahverkehr gestärkt, Staus reduziert und Umweltbelastungen verringert werden.

Der Erfolg von Kombitickets spricht für sich. Sie werden bereits seit mehreren Jahren von einer Vielzahl von Verkehrsgesellschaften unterschiedlichster Größe – von Ballungsgebieten bis hin zu mittleren und kleinen Verkehrsgesellschaften – in Deutschland und Österreich angeboten. In Italien gibt es eine solche Kooperation in Mailand.

Der Verkehrsverbund Südtirol, der Bus-, Seilbahn- und Eisenbahndienste im Tarifbereich des Landes Südtirol und bis Trient sowie zum ÖBB-Tarif auch bis nach Innsbruck und Lienz anbietet, eignet sich ausgezeichnet, um Kombitickets zum Einsatz zu bringen. So können in Südtirol wohnende Menschen, vor allem aus peripheren Landesteilen, zudem externe Besucherinnen und Besucher (ggf. auch per P+R) vom Angebot profitieren.

Eine Akquise von geeigneten Veranstaltern als Kooperationspartner könnte dementsprechend von der Südtiroler Transportstrukturen AG ausgehen. Die Vorteile in Sachen Publikumsattraktivität und nachhaltiger Mobilität liegen auf der Hand.

Als denkbarer Partner bietet sich bereits jetzt die Messe Bozen an, deren Mehrheitseignerin mit 88,84% das Land ist, an. Die Messe zählt jährlich über 230.000 Besucherinnen und Besucher und ist perfekt an den öffentlichen Personennahverkehr angeschlossen. Eine entsprechende Kooperation wäre ein erster und zielführender Schritt der Erprobung.

Daher beauftragt der Südtiroler Landtag die Landesregierung:

  1. Die STA, Südtiroler Transportstrukturen AG, damit zu befassen, die notwendigen Voraussetzungen zur Einführung eines Kombiticket-Modells für Südtirol zu schaffen.
  2. Für das Kombiticket zu werben und es geeigneten Veranstaltern und Veranstaltungsorten in Südtirol als Angebot zu unterbreiten.
  3. Die Messe Bozen als Kooperationspartner des Kombitickets ins Auge zu fassen und deren Möglichkeiten zu bewerten.
  4. In einem weiteren Schritt die geographische Ausweitung des Kombitickets zu verfolgen, indem v. A. im Rahmen der Euregio die überregionale Verkehrsanknüpfung gesucht wird und Gespräche mit denkbaren Partnern wie ÖBB-Trenord u. a. aufgenommen werden.

Landtagsabgeordnete

Hans Heiss
Brigitte Foppa
Riccardo Dello Sbarba

Bozen, 11.04.2018

Author: admin

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