HomeLandtagsarbeitAnfragen“Brixen Classics“: Teure Initiative bei fragwürdiger Qualität?

“Brixen Classics“: Teure Initiative bei fragwürdiger Qualität?

ANFRAGE ZUR SCHRIFTLICHEN BEANTWORTUNG.

Ende Juni 2021 soll die Konzertserie „Brixen Classics“ starten, die Programme aus bekannten Opern in und um Brixen an attraktiven Standorten von der Hofburg bis Kloster Neustift bieten soll. Als Initiative der Tourismusgenossenschaft und getragen von der künstlerischen Leitung eines Tenors und einer Sängerin, soll ein hochklassiges Event lanciert werden, um die Brixner Vorsaison ebenso zu aktivieren wie der Destination eine klassische Marke zu verpassen. Tenor Piotr Beczala und Sängerin Camilla Nylund, die das Programm gestalten und zentrale Gesangsparts bestreiten, gehören, anders als von der bisherigen Werbung für „Brixen Classics“ suggeriert, zwar gehobenem Leistungsstandard an, aber nicht der A-Liga internationaler Opernstars, wenn auch Frau Nylund in der jüngsten „Rosenkavalier“-Inszenierung von André Heller mitwirkte. Man darf annehmen, dass Meister Heller als von Gemeinde und Touristikern gewünschter Hofburggarten-Ideator auch in diesem Falle seine Vermittlung hat spielen lassen.

Das Brixen Classics Festival Orchestra wird mit weiteren Solistinnen und Solisten und in einheimischer Teilbesetzung die Aufführungsserie begleiten.

Anders als die Meraner Musikwochen oder andere qualifizierte Klassik-Reihen in Südtirol scheint es sich um einen „Einkauf von der Stange“ zu handeln, der – aufwändig importiert – dem interessierten Publikum hohe Preise abverlangt.

Obwohl betont wird, dass „Brixen Classics“ vor allem von Sponsoren getragen wird, sollen offenbar auch Landesmittel in erheblichem Ausmaß flüssig gemacht werden. Nicht über das Kulturressort, wo der Kulturbeirat dem Vernehmen nach bereits abgewinkt hat, sondern über die Wirtschaftsförderung sollen für „Brixen Classics“ hohe öffentliche Mittel lukriert werden.

Obwohl die Initiative aus anderen, nicht-kulturellen Fördertöpfen finanziert wird, ist es allemal bedauerlich, dass in einer Phase, in der viele Südtiroler Kulturschaffende am Rand der Existenz halten, Mittel in solcher Höhe auswärtigen Veranstaltern zugeschanzt werden. Brixner Kulturträger haben zwar bisher gute Miene zum bösen Spiel gezeigt und halten sich bedeckt, der wachsende Unmut ist aber hörbar. Auch passt „Brixen Classics“ kaum zu dem Kulturentwicklungsprogramm, das sich die Gemeinde 2018 gegeben hat und ist auch für die landesweite Kulturpolitik ein bedenkliches Signal.

Zu allem Überfluss fehlt bis heute ein Konzertprogramm, dafür sind die Preise sehr hoch für ein Programm, das noch gar nicht feststeht. Für Ansässige, Jugendliche, Musikliebhaber und Musikerinnen, die dzt. oft am Hungertuch nagen, schwer unerschwinglich.
Allerdings scheint der aktuelle Stand der Pandemie der im Frühsommer angesetzten Initiative wenig Chancen einzuräumen.

Abschließend resümieren wir das Urteil eines Schweizer Musikkritikers, von dem das böse Bonmot stammt: Die Sommerfestivals sind die Bordelle der Musik, für jene Leute, die zur wahren Liebe für die Musik nicht mehr fähig sind. Zudem ist die für „Brixen Classics“ gebotene Verbindung von Opernarien, Degustationsmenüs und Käseverkostung ein prekärer Mix, da mitunter und angeblich zwar Liebe, aber gewiss nicht Musik durch den Magen geht.

Daher richten wir folgende Fragen an die Landesregierung:

  1. Haben die Veranstalter von „Brixen Classics“ um Landesbeiträge angesucht?
  2. Wenn ja, ist der Kulturabteilung ein Gesuch um Förderung vorgelegt worden, in welcher Höhe und mit welchem Bescheid?
  3. Wurde anderen Landesabteilungen ein Fördergesuch für „Brixen Classics“ vorgelegt, wenn ja, mit welchem Bescheid und in positivem Fall, mit welcher Förderhöhe?
  4. Ist der Südtiroler Landesregierung das Gesamtbudget von „Brixen Classics“ bekannt, wenn ja, welche Höhe erreicht es?
  5. Wurde die Initiative dem Kulturbeirat zur Qualitätsprüfung im Sinne einer ausgewogenen Kulturförderung von Südtiroler Musikinitiativen vorgelegt, mit welchem Ausgang?

Bozen, 15.03.2021

Landtagsabgeordnete
Brigitte Foppa
Riccardo Dello Sbarba
Hanspeter Staffler

 

Hier die Antwort der Landesregierung.

Author: Serena

Kommunikationsbeauftragte der Grüne Fraktion.

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